Snow White and the Huntsman

Kinoplakat Snow White and the Huntsman

Aus dem Märchen von Schneewittchen und den Sieben Zwergen wird Fantasy in dunkler Optik mit Anleihen bei Horror und Fantasy. In starken Momenten gelingt es dem Film dem Stoff neue Seiten abzugewinnen.

Die Geschichte folgt in groben Zügen dem Märchen: Nach Schneewittchens Geburt stirbt die Königin und lässt Tochter und Gemahl in tiefer Trauer zurück. Diese Schwäche nutzt die finstere Ravenna (Charlize Theron) und erschleicht sich Zugang zum Herzen des Königs. Doch der fällt noch in der Hochzeitsnacht und Schneewittchen (Kristen Stewart) wird in einen finsteren Turm gesperrt. Durch glückliche Umstände gelingt ihr die Flucht. Weshalb die böse Königin den Huntsman (Chris Hemsworth) anheuert. Aber statt die Flüchtige zurückzubringen, verbünden sich Jäger und Schneewittchen. Gemeinsam mit den Sieben Zwergen greifen sie Ravenna an.

Kritik

Nach "Spieglein Spieglein" folgt eine weitere Neuverfilmung des bekannten Märchens. Die Besetzung mit Charlize Theron als böser Königin und Kristen Stewart als Snow White klingt vielversprechend. Doch das actionlastige Kunstmärchen gelangt nicht zur angestrebten Größe. Die schönen Gesichtspunkte an der Neuinterpretation sind etwa die Arbeitsteilung des Bösen. Es tritt nicht mehr wie im Märchen in einer Person auf, sondern als Geschwisterpaar, das sich die Arbeit teilt. Während die böse Königin Ravenna (Charlize Theron) für die Intrigen zuständig ist, geht ihr Bruder Finn (Sam Spruell) in die Tat und übernimmt beispielsweise das Kämpfen. Auch interessant an der Figurenzeichnung ist die Verletztheit der Königin, die in gewisser Weise zu ihrer Antriebsfeder wird.
Hinsichtlich der Optik kann die düstere Zeichnung überzeugen und die Anleihen bei Fantasie. So befehligt die Königin eine dunkle Armee, deren Krieger eine Anballung aus schwarzen Scherben sind. Sie selber nutzt die Gestaltwandlung und kann bei Bedrohung die menschliche Gestalt gegen einen Schwarm Raben tauschen. Gefallen kann die Idee, dass anfangs acht Zwerge auftreten, die dann auf die magische Zahl der Sieben Zwerge reduziert werden. Dass sie erst gegen Filmmitte vorkommen geht in Ordnung; dass sie letztlich nur wenig mehr sind als Toröffner enttäuscht.
Und auch hinsichtlich Dramatik wird einiges geboten: Intrigen, Mord, Thronraub, jede Menge Kämpfe und eine Liebes-Dreiecks-Geschichte. Dargestellt von Charlize Theron, Kristen Stewart und weiteren bekannten Gesichtern sollte der Erfolg vorprogrammiert sein.

Dass es dann doch anders kommt, liegt an handwerklichen Schwächen sowie an Geschmacksfragen. So ist die Handlung abgehackt und serviert mir zu viele Gegebenheiten. Die Verbindung zwischen Bruder und Schwester nimmt fast inzestuöse Züge an. Allerdings fehlen die Erklärungen. Ravennas Unsterblichkeit wird erklärt - doch was lässt Bruder Finn weiterleben? Weshalb hat der Bruder geschworen, alles für seine Schwester zu tun? Und warum stirbt sie im Augenblick seines Todes fast mit ihm?
So wie der Film zu wenige Erklärungen bietet, so lässt er es auch an Entwicklungen fehlen. Die fest gefügten Charaktere sprechen einsilbige Sätze. Das verleiht dem Ganzen jedoch keine Prägnanz, sondern lässt den Eindruck aufkommen, dass der Film seine Geschichte zu wenig vertieft. Es bleibt bei einer simplen Schilderung der Guten gegen die Bösen.

Ob es denn unbedingt sein muss Kristen Stewart nach den Vampirfilmen erneut in einer Dreiecks-Beziehung zu zeigen, fällt unter den nächsten Punkt: Geschmacksfragen. Hierunter fallen für mich der Stil und die Regie. Ich beginne mit dem Stil, der mir bis zur Grenze des Feenwalds gefällt. Bei den Feen ist alles lichtdurchflutet – und esoterisch kitschig. Da kriechen Elementarwesen aus Vögeln und selbst die Pilze haben Augen. Gekrönt wird das Ganze mit dem Auftreten des Weißen Hirschs, der Schneewittchen segnet. Diese heile Welt ließe sogar Kristen Stewart den Mund offen stehen - stünde der nicht bereits die meiste Zeit offen.

Womit ich zur Regie komme. Rupert Sanders' Handschrift überzeugt mich nur bedingt. Er legt bei seinen Darstellern weniger Wert auf den Ausdruck der Emotionen, als vielmehr auf den Gesamteindruck der einzelnen Szenen. So erkläre ich mir Kristen Stewarts Eindimensionalität und den verunglückten Wutausbruch von Charlize Theron. Insgesamt fehlt Sanders' der Überblick über das Gesamte und der Spannungsbogen bleibt flach. Selbst die vielen Kämpfe, die zugunsten der Freigabe, eigenartig unblutig ausfallen, bringen keinen rechten Schwung in die Sache. Was natürlich nicht nur dem Regisseur, sondern auch dem Drehbuch anzulasten ist.

Fazit
Der Film "Snow White & the Huntsman" möchte ein breites Publikum ansprechen. Das geht in Ordnung, weil ein Film ein Produkt ist, das verkauft wird. In künstlerischer Hinsicht finde ich die Mischung aus Horror und Kinderstunde nur bedingt gelungen. Der Regisseur ist handwerklich gut in Szenen, die auch als Werbespot bestehen würden. In anderen Punkten mangelt es ihm offensichtlich an Erfahrung. So habe ich einige, wenn auch nicht alle Schauspieler, schon ausdrucksstärker gesehen. Wer den Film genießen möchte, sollte viel Wert auf Effekte legen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: USA
Jahr: 2012
Laufzeit ca.: 122
Genre: AbenteuerActionFantasyMärchen
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 31.05.2012
Heimkino: 04.10.2012

Regie: Rupert Sanders
Drehbuch: Evan Daugherty • John Lee Hancock • Hossein Amini

Schauspieler: Charlize Theron (Ravenna) • Kristen Stewart (Snow White) • Chris Hemsworth (Huntsman) • Sam Claflin (William) • Sam Spruell (Finn) • Ian McShane (Beith) • Bob Hoskins (Muir) • Ray Winstone (Gort) • Nick Frost (Nion) • Eddie Marsan (Duir) • Toby Jones (Coll) • Johnny Harris (Quert) • Brian Gleeson (Gus) • Vincent Regan (Duke Hammond)

Produktion: Sam Mercer • Mercedes Gamero • Joe Roth
Szenenbild: Dominic Watkins
Kostümbild: Colleen Atwood
Maskenbild: Sharon Martin
Kamera: Greig Fraser
Musik: James Newton Howard
Schnitt: Conrad Buff • Neil Smith

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

befriedigend
31.05.12
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