Disneys Eine Weihnachtsgeschichte

Kinoplakat Disneys Eine Weihnachtsgeschichte

Für Disneys Weihnachtsgeschichte interpretierte Regisseur und Drehbuchautor Robert Zemeckis die Vorlage von Charles Dickens als Kunstfilm in Trick-Technik. Dabei ist er näher an der Geschichte geblieben als die meisten anderen Adaptionen.

Ebenezer Scrooge, das Musterbeispiel eines verhärmten alten Geizkragens, trägt seinen langjährigen Geschäftspartner Marley zu Grabe. Genau sieben Jahre später erscheint ihm dessen Geist, um ihn zu warnen und ihm eine letzte Chance einzuräumen. Kurz nach Marleys Besuch statten Scrooge drei Geister der Weihnacht ihren Besuch ab. Der erste Geist, der Geist der vergangenen Weihnacht, nimmt den alten Mann mit in die Vergangenheit. Der Zweite, der Geist der aktuellen Weihnacht, zeigt ihm, wie traurig das Weihnachtsfest bei der Familie seines Buchhalters, den Scrooge regelmäßig schindet, abläuft. Der Dritte, der Geist der kommenden Weihnacht, zeigt, was aus Scrooge werden wird, wenn er sein Leben nicht auf der Stelle ändert.

Kritik

Der Filmtitel "Disneys Eine Weihnachtsgeschichte" lässt eine angenehm kitschige Geschichte erwarten. Doch was dann über die Leinwand flackert, trifft den Geist von Dickens wahrscheinlich besser als die meisten anderen Verfilmungen der Novelle und weckt in mir keine Weihnachtsgefühle. Das liegt auch daran, dass Robert Zemeckis den Schwerpunkt auf die Moral legt. Er droht seinem Hauptdarsteller - und damit auch indirekt dem Publikum - mit ewiger Verdammnis. Der Ausweg aus der Misere ist einfach: Werde ein Gutmensch. Ein schlichter Fingerzeig, den selbst Kinder verstehen. Und der den Beigeschmack hat, dass das Drehbuch mit wenig Liebe zum Hinterfragen entstand. Ebenezer hatte einen strengen Vater und später leidet er unter Existenzangst. Eine ebenso plausible wie schlichte Erklärung.

Nun könnte ich anführen, dass ein Kinderfilm absichtlich auf einfaches Verstehen setzt. Dem widersprechen jedoch die gestelzten Dialoge sowie das Hausverbot für Humor. Bis zur Wandlung des alten Geizknochens geht die Handlung ernst und trocken daher. Was nicht eben für einen Familienfilm spricht. Ein weiterer Grund, aus dem ich ihn nicht für Kinder empfehle, sind die vielen gruseligen Szenen. Es gibt sprechende Totenköpfe, einen alles überragenden und überschattenden Tod. Sowie dessen schwarze Rösser, die den Hauptdarsteller mit rot glühenden Augen durchs nebelige London hetzen und versuchen ihn totzutrampeln. Zemeckis treibt die Handlung in gruseligen wie auch in den wenigen fröhlichen Momenten auf die Spitze. Beispielsweise tanzt die Belegschaft eines Betriebes und die dicke Chefin wirbelt nicht nur wie eine leichtfüßige Elfe übers Parkett sondern beginnt sogar zu fliegen. Die Verschmelzung der genannten Aspekte ist für mich der andere Grund, dass ich den Film nur eingeschränkt empfehle, denn das Ergebnis ist zwar eigenständig, aber zu eigenwillig ausgefallen.

Bei aller Kritik an der Handlung ist die technische Seite durchaus interessant, denn sie verschmilzt Reales und Trick. Performance Capturing (Bewegungserfassung) fängt die Bewegungen und Mimik von realen Schauspielern ein, die dann auf Trickfiguren übertragen werden. Das Zusammenführen ergibt einen Film, der die Freiheit der Animation mit dem Ausdruck von Schauspielern verschmilzt. So scheint insbesondere bei Scrooge und dem Geist der jetzigen Weihnacht immer wieder Jim Carreys Gehabe durch, obwohl ihre Gesichter mit dem des Schauspielers nichts gemein haben. Insgesamt verkörpert Carrey sieben Rollen. Das klingt zunächst bahnbrechend - aber Zemeckis' verfuhr im "Polarexpress" ähnlich. Damals spielte Tom Hanks dank Motion Capturing ebenfalls mehrere Rollen.

In ausgewählten Kinos kommt "Disneys Eine Weihnachtsgeschichte" in 3D auf die Leinwand. Der Effekt ist gut umgesetzt und macht das Geschehen schön plastisch. Auf Effekthascherei wie etwa Gegenstände, die absichtlich ins Publikum fliegen, setzt der Film nicht.

Fazit
Disneys Eine Weihnachtsgeschichte" mag Dickens' Absicht nahe kommen. Die einfache Interpretation des Stoffes wirkt jedoch nicht zeitgemäß. Zudem macht es die eigenartige Mischung schwierig den Film einer Zielgruppe ans Herz zu legen. Denn wer Schauspielkino mit gedrechselten Dialogen mag, muss nicht zwangsläufig Animationsfilme lieben und umgekehrt. Nicht zuletzt ist der Film zumindest für kleine Kinder zu gruselig und weihnachtlich ist er hauptsächlich im Titel.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Disney's A Christmas Carol
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 96
Genre: 3DAbenteuerAnimationFamilieFantasyMärchen
Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 05.11.2009
Heimkino: 18.11.2010

Regie: Robert Zemeckis
Drehbuch: Robert Zemeckis
Literaturvorlage: Charles Dickens

Schauspieler: Jim Carrey (Scrooge / Geist) • Steve Valentine (Bestatter / Topper) • Daryl Sabara (Angestellter / Sänger / Bettler / Peter Cratchit) • Sage Ryan (Sänger) • Amber Gainey Meade (Sängerin) • Ryan Ochoa (Sänger/ Junge) • Bobbi Page (Sänger) • Ron Bottitta (Sänger) • Sammi Hanratty (Bettlerin / Mädchen) • Julian Holloway (Koch / Gentleman / Business Man) • Gary Oldman (Bob Cratchit / Marley / Tiny Tim) • Colin Firth (Fred) • Cary Elwes (Gentleman / Dick Wilkins / Fiedler / Gast / Business Man) • Robin Wright Penn (Fan / Belle) • Bob Hoskins (Fezziwig / Old Joe)

Produktion: Jack Rapke • Steve Starkey • Robert Zemeckis
Szenenbild: Doug Chiang
Maskenbild: Tegan Taylor
Kamera: Robert Presley
Musik: Alan Silvestri
Schnitt: Jeremiah O'Driscoll

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Bild: Walt Disney

1 customer review

befriedigend
05.11.09
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