Spiders

Kinoplakat Spiders

Das Leben in der Hood ist hart. Kaleb hat vor Kurzem seine Mutter verloren, die ständig nörgelnde Schwester sitzt ihm im Nacken. Scheinbar macht Kaleb alles falsch. Dabei gibt er sich alle Mühe, kauft einer Nachbarin ein Abschiedsgeschenk und entdeckt bei dem zwielichtigen Händler etwas, was seine Aufmerksamkeit erregt.

Kaleb ist bemüht, sein Leben in vernünftige Bahnen zu lenken. So ganz funktioniert das bislang nicht, denn das Leben in einer französischen Vorstadt bietet viele Stolperfallen. Kalebs Schwester Manon ist sauer auf ihn, weil sie meint, dass Kaleb zu wenig unternimmt. Ja, das Dealen mit Drogen hat er aufgegeben und vertickt mittlerweile Schmuggelware. Nicht viel besser, aber ein Anfang. Wenig Verständnis hat Manon auch für Kalebs Leidenschaft, sein kleines Zimmer mit Terrarien vollzustopfen, in denen er giftige Tiere hält. Der jüngste Neuzugang ist eine hochgiftige Wüstenspinne. Die hält wenig davon, in einem Schuhkarton eingesperrt zu sein und folgt ihrem Freiheitsdrang. Schon bald versetzen ihre zahlreichen Nachkommen das Hochhaus in Angst und Schrecken.

Kritik

Den Kritiker erinnert "Spiders: Ihr Biss ist der Tod" an "Quarantäne". In beiden Fällen wird ein Hochhaus unter Quarantäne gestellt. Und beide Filme halten von Logik wenig. Im aktuellen Fall beginnt das bereits mit der ersten Szene. In der marokkanischen Wüste gehen Männer auf die Jagd nach giftigen Spinnen. Das geschieht ohne Schutzkleidung oder Handschuhe. Und wie nicht anders zu erwarten, stirbt der erste Unvorsichtige während der Jagd.

Später wird Darwin bemüht, um zu erklären, wie es Spinnen gelingt, innerhalb von Stunden von kleiner Größe auf einen geschätzten halben Meter zu wachsen. Warum das Muttertier dunkel gefärbt ist und die Nachkommen ganz anders aussehen, ist wahrscheinlich auch eine Anpassung. Unerklärt bleibt, wie es die Spinnen bewerkstelligen, in kürzester Zeit von einem Muttertier zu einer Armee anzuwachsen. Wie es ihnen gelingt, trotz ihrer Körpergröße in den menschlichen Körper einzudringen, wird weder gezeigt noch erklärt. Neu ist auch, dass Spinnen Angst vor Licht haben. Anfangs benötigen sie hohe Temperaturen zur Bewegung, die in Kalebs Zimmer vorherrschen. Später sind sie selbst im kalten Keller quicklebendig.

Der Kritiker findet Spinnen nicht eben sympathisch – aber die Spinnen im Film lassen ihn kalt. Die Logik des Films ist ähnlich schmerzhaft wie der Biss einer ungiftigen Spinne. Beginnend bei der ersten Szene, die ein Tinnitus einleitet, bis zum Happy End. Man denke nur an die wundersame Versetzung der Menschen aus der Wohnung im Obergeschoss in die Tiefgarage. Das gesamte Haus steht unter Quarantäne steht, davon ausgenommen ist das Tor der Tiefgarage. Weitere Stichworte sind Plastikplanen als Abwehrzauber und die Leiche der Hausmeisterin. Kurz: Logik ist für den Film ein Fremdwort.

Leider werden viele Horror-Szenen nicht gezeigt, sondern nur die Reaktionen der Beobachter. Die agieren, wie in Horror-Filmen üblich. Enttäuschenderweise gelingt es keiner Person, dass der Kritiker Interesse entwickelt, geschweige denn Mitgefühl. Vielmehr sind das pausenlose Gequatsche und das dauernde Gezänk in manchen Szenen der größere Horror als die Spinnen. Davon abgesehen ist die Inszenierung konventionell und oftmals vorhersehbar. Etwa der Zusammenhang zwischen dem Dealen mit Schuhen und dem ersten Todesopfer im Haus.

Weil der Film in einer Vorstadt spielt, treten hauptsächlich Einwanderer und Migranten auf. Die quasseln gerne und viel über Ehre und Schwüre. Und es steht die Frage im Raum, ob ein Haus mit anderen Bewohnern ebenfalls so anlasslos unter Quarantäne gestellt würde. "Spiders: Ihr Biss ist der Tod" übt auf diese Weise Kritik am System. Ein Pluspunkt des Films. Davon abgesehen haben die Figuren nur rudimentäre Vorgeschichten, die fallweise angerissen werden. Der Wechsel zwischen Zankhähnen und Verbündeten ist fließend. Vor Minuten noch verfeindet, wird jetzt das eigene Leben zur Rettung aufs Spiel gesetzt. Letztlich bleibt Kaleb ein attraktiver junger Mann mit einem knackigen Körper, zu dem der Heiligenschein, den ihm der Film aufsetzt, nicht so ganz passt.

Auffällig ist die Videoclip-Ästhetik mit Wackelkamera. Viel französischer Rap und (übermäßig) viel Filmmusik treiben das Geschehen akustisch voran.

Fazit
Horror und Spannung sollen dadurch entstehen, dass die Menschen gegen eine Übermacht und ums Überleben kämpfen. Damit die Zuschauerin oder der Zuschauer mit den Figuren auf der Leinwand mitfiebert ist es notwendig, dass eine Beziehung entsteht. Dem Kritiker gelang das in der gesehenen französischen Originalfassung nicht.

Die Jugendlichen haben in der Realität in der Banlieue wahrscheinlich ähnlich wenig Chancen wie im Film. Viele halten es wahrscheinlich so wie ihre Abbilder: Sie identifizieren sich mit Statussymbolen oder dem eigenen Körper. Im Film füllt das allerdings keine Rolle. Selbiges gilt für die nahe an der Realität siedelnden Gesprächsthemen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Alternativtitel: Spiders: Ihr Biss ist der Tod • Vermines • Infected
Land: FrankreichUSA
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 106
Genre: Horror

Verleih: Plaion Pictures
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 21.11.2024

Regie: Sébastien Vanicek
Drehbuch: Sébastien Vanicek • Florent Bernard

Schauspieler: Théo Christine (Kaleb) • Sofia Lesaffre (Lila) • Jérôme Niel (Mathys) • Lisa Nyarko (Manon) • Finnegan Oldfield (Jordy) • Marie-Philomène Nga (Claudia) • Mahamadou Sangaré (Moussa) • Abdellah Moundy (Benzaouï) • Ike Zacsongo (Toumani) • Emmanuel Bonami (Gilles) • ChengXing Xing Cheng (Madame Zhao) • Malik Amraoui (Polizist)

Produktion: Harry Tordjman
Szenenbild: Arnaud Bouniort
Kostümbild: Marie-Lola Terver • Marlène Hervé
Maskenbild: Stéphanie Guillon • Lucky Nguyen • Nicolas Cueff
Kamera: Alexandre Jamin
Ton: César Mamoudy • Samy Bardet
Musik: Douglas Cavanna • Xavier Caux
Schnitt: Nassim Gordji-Tehrani • Thomas Fernandez

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Bild: Plaion Pictures

1 customer review

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21.11.24
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