Schmetterlinge im Ohr

Kinoplakat Schmetterlinge im Ohr

Wenn Mann nicht zuhört, weil er nicht hört, dann stößt er auf Unverständnis und Ablehnung. Dabei sprechen gute Gründe gegen Hörgeräte wie etwa Eitelkeit. Diese wenig genutzte Thematik setzt die Komödie in den Mittelpunkt und garniert sie mit weiteren Aspekten wie Romantik und familiären Problemen.

Antoines hält ihn für ignorant und arrogant. Um die Missverständnisse aufzuklären, müsste Antoine einsehen, dass er mittlerweile sehr schlecht hört und fast taub ist. Doch das Gegenteil ist der Fall. Als Liebhaber verprellt er seine Gefährtin und als Lehrer strapaziert er die Geduld seiner Klasse sowie der Kolleginnen und Kollegen. Nur sein Kollege und Kumpel Francis dringt meist mühelos zu Antoine durch. Das ganze Gegenteil stellt Claire dar, die vorübergehend mit Tochter Violette in der Wohnung unter Antoine lebt. Claire ist seit einem Jahr Witwe und hat seitdem kein Glück mit Männern. Der Versuch der Verkupplung durch die Schwester ist ein Schlag ins Wasser und Nachbar Antoine kommt gar nicht infrage. Tochter Violette schätzt den Mann anders ein und der entwickelt väterliche Gefühle für das Mädchen. Vielleicht führt der Weg zu Claire über Tochter Violette? Ein weiteres Problem besteht für Antoine in der Demenz der Mutter. Seine Schwester sieht das pragmatisch: Mein Bruder ist taub, dem kann niemand helfen. Meine Mutter ist dement und muss ins Heim. Genug Problemstellungen, um endlich aufzuräumen.

Kritik

Die Komödie "Schmetterlinge im Ohr" setzt auf drei Bausteine: Antoine ist schwerhörig, missversteht seine Mitmenschen und sagt das Falsche, weil er glaubt, das sei die richtige Antwort. Damit strapaziert er die Nerven seiner Umwelt. Baustein 2: Er trägt Hörgeräte und ist zu eitel, um das zuzugeben. Außerdem bereiten ihm die Hörhilfen Problem, indem sie Umgebungsgeräusche überlaut darstellen. Baustein 3 ist die Romantik.

Die Lachmuskeln des Kritikers hat der Film nicht strapaziert, sondern nur gekitzelt. Witzig sind einige Augenblicke wie der, in dem Claire im Restaurant Antoines Ex-Freundin eifersüchtig macht. Auch die Teilnahme am Lippenlesen-Kurs ist lustig. Insgesamt fehlt es dem Humor an Bandbreite, denn die Handlung konzentriert sich zu stark auf die Hörprobleme. Ein Teil dessen, was gesagt worden ist, und was Antoine versteht, ist im Deutschen nicht witzig, weil es zu weit auseinanderliegt. Eventuell sind die Wortspiele nicht vom Französischen ins Deutsche übertragbar. Die Romantik trägt wenig zum Gelingen bei, wird pflichtschuldig abgearbeitet. Das traumatisierte Mädchen als Bindeglied zu nutzen ist klassisch und trotzdem nicht zwangsläufig einleuchtend.

Insgesamt fehlt es der Erzählung an Geschmeidigkeit. Die meisten Szenen machen keinen organischen, sondern einen gestellten Eindruck. Was Claire und Antoine einander finden, bleibt unklar. Beide sind weder Charmeure noch klassische Verführer. Er ist kein liebenswertes Ekelpaket. Auch Claire strahlt wenig aus, was sie anziehend macht. Bleibt nur der Weg über die Tochter, der von Anfang an zu vermuten steht. Antoine findet einen Draht zu Violette und dann zu deren Mutter. Somit ist der Weg erklärt, die Motivation allerdings nicht.

Derweil geht die Handlung gleichförmig dahin, setzt keinen Höhepunkt und bietet keine Weiterentwicklung der Charaktere, nutzt viele klassische Versatzstücke. Antoine und seine Schwester streiten miteinander. Francis und Antoine sind Kumpel und versuchen wesentlich jüngere Frauen zu verführen. (Wie oft muss Mann das noch sehen?) Schade ist, dass die Konstellationen der Menschen untereinander wenig Ausbau bekommen. Die nervlich strapazierte Claire wohnt vorübergehend bei ihrer Schwester. Wie die und ihr Freund damit umgehen, wird nur angedeutet. Die helle Freude ist das Zusammenleben wohl nicht, aber für das Drehbuch nicht interessant. Dasselbe gilt für Antoines angerissene Familienstrukturen. Die Darstellung des belasteten Verhältnisses zur Schwester nutzt dem Film wenig. Insgesamt steht Pascal Elbé als Antoine zu sehr im Mittelpunkt. Und seine Hörprobleme, die Fragen aufwerfen: Warum arbeiten die Hörgeräte so schlecht? Sind es billige Kassen-Modelle oder ungeschickt justierte Hightech-Geräte? Für den Zuschauer reichte ein einmaliges Einspielen der Störgeräusche, die Wiederholung bräuchte es nicht. Wie die meisten Filme lebt auch dieser von seinen Darstellerinnen und Darstellern, die wenig gefordert sind, weil sie mehr reden, als dass sie spielen.

Fazit
Pascal Elbé (Drehbuch, Regie und männliche Hauptrolle) setzt sich selbst zu sehr ins Bild, begeht nicht den einen Fehler, der alles zunichtemacht. Vielmehr fehlt es an vielen Nuancen. So mangelt es an Esprit und trotz des selten genutzten Themas fehlt das Alleinstellungsmerkmal.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Alternativtitel: On est fait pour s'entendre • Hear me out
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Laufzeit ca.: 94
Genre: KomödieRomantik
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 16.06.2022
Heimkino: 15.12.2022

Regie: Pascal Elbé
Drehbuch: Pascal Elbé

Schauspieler: Sandrine Kiberlain (Claire) • Pascal Elbé (Antoine Serano) • Valérie Donzelli (Léna) • François Berléand (Francis Samier) • Emmanuelle Devos (Jeanne) • Anne Azoulay (Nicole Lamy) • Claudia Tagbo (Juanita) • Marthe Villalonga (Angèle Serano) • Michel Boujenah (Angèle) • Antoine Gouy (Julien) • Manon Lemoine (Violette) • Bérangère Mc Neese (Chloé)

Produktion: Alexis Cohen • Pascal Elbé • Eric Jehelmann • Philippe Rousselet
Szenenbild: Patrick Durand
Maskenbild: Christophe Oliveira
Kamera: Rémy Chevrin
Musik: Christophe Minck
Schnitt: Jennifer Augé

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Bild: Neue Visionen Filmverleih

1 customer review

Ausreichend
16.06.22
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