State of Play - Stand der Dinge

Kinoplakat State of Play

Zwei Journalisten decken eine handfeste Verschwörung auf. Wie weit ist eine Firma bereit zu gehen, wenn Milliarden auf dem Spiel stehen? Sind Mord und Erpressung denkbar? Die Adaption fürs Kino beruht auf einer britischen Fernsehserie aus dem Jahr 2003. In den Hauptrollen überzeugen Russel Crowe, Rachel McAdams und Helen Mirren.

"State of Play" beginnt temporeich. Ein junger Farbiger flüchtet und wird am Ende seiner Flucht von einem Weißen erschossen. Ein Pizzabote, der zufällig vorbeifährt, bekommt einige Kugeln in den Rücken. Kurz darauf stirbt die Assistentin eines Politikers, weil ein Unbekannter sie vor die U-Bahn schubst. Als der Abgeordnete Stephen Collins (Ben Affleck) von ihrem Tod erfährt, sitzt er einem Ausschuss vor, der über die Ausgaben des Verteidigungsministeriums entscheidet. Auf der Tagesordnung steht die Frage, ob der Firma Pointcorp. ein gigantisches Budget zugeschlagen werden soll? Parallel zu diesen Ereignissen bekommt Stephens alter Freund, der Journalist Cal (Russel Crowe), von den Ermittlungen der Polizei Wind und nimmt die Fährte auf.

Auf die geschilderte Weise führt "State of Play" bereits kurz nach Filmbeginn alle wichtigen Figuren ein und verrät damit schon zu viel, denn wer sich jetzt einen Reim macht: Politiker, Ausschuss, Geld, Mord, Journalist, der wird schnell einen Verdacht hegen, worin der grobe Zusammenhang besteht. Etwas in der Richtung von: Firma erpresst oder kompromittiert einen Politiker; während der Journalist die Mechanismen aufdeckt. Das ist mein erster Gedanke. Um Spannung aufzubauen, könnte das Drehbuch nach der Eröffnung zwei unterschiedliche Wege einschlagen. Entweder in viele Richtungen ausufern, in Sackgassen laufen, falsche Fährten legen, um den Zuschauer in die Irre zu führen, ihm Fakten vorenthalten. Sozusagen die klassische Detektivarbeit, bei der der Ermittler am Ende die losen Fäden zusammenführt und den Zuschauer einweiht.
Der Film geht Weg Nummer 2. Der Film zieht die Handlung wie die Recherche zu einem Zeitungsartikel auf. Der Zuschauer sieht den Journalisten Cal und Della (Rachel McAdams) praktisch über die Schulter und die Kamera bleibt stets sehr nah an den Figuren dran. Darüber hinaus weiß der Zuschauer zwar ein bisschen mehr als die Hauptdarsteller - unter anderem, weil man das Gesicht des Mörders kennt - doch die Zusammenhänge werden wie Puzzleteile erst nach und nach aufgedeckt.

Zu der Ermittlung kommen Probleme, die für das Jahr 2009 typisch sind. Die fiktive, altehrwürdige Zeitung ist kürzlich an einen Konzern verkauft worden. Den neuen Eigentümern sind die Umsatzzahlen wichtiger als sauberer Journalismus. Außerdem steht der Verlag vor dem Problem, auch das neue Medium Internet bedienen zu müssen; wobei der alte Hase Cal das Internet eher als Spielwiese für halbseidene Schreibereien sieht. Ein weiterer Knackpunkt besteht darin, dass Cal der Spagat zwischen Beruf und Privatleben zu schaffen macht. Als Journalist muss er über den Abgeordneten Stephen Collins schreiben, während der ihm abends als Freund das Herz ausschüttet.

Kritik

"State of Play" spielt seine Trümpfe ungewöhnlich früh aus. Damit verschenkt er die Möglichkeit im Handlungsverlauf weitere Personen auftreten zu lassen. Er gewinnt seine Spannung dadurch, dass erst nach und nach die Zusammenhänge aufgedeckt werden. Ähnlich wie bei einem Haus aus Legosteinen, setzt die Handlung einen Baustein auf die bereits vorhandenen. Das ist grundsolide inszeniert und leider nicht über Gebühr spannend, denn es gibt kaum Finten oder Sackgassen. Vielmehr ist fast jede neue Spur ein Treffer.

Um der Handlung mehr Futter zu geben, werden Konflikte wie neue und alte Medien oder private Probleme eingeführt. Allerdings bleibt das Drehbuch dabei zu sehr an der Oberfläche. So begleitet der Zuschauer den Journalisten Cal zwar praktisch Tag und Nacht. Doch abgesehen davon, dass Cal ausgerechnet mit Stephens Frau eine Affäre hatte, erfährt man fast nichts aus seinem Privatleben. Auf mich macht das Drehbuch den Eindruck, als habe jemand Krimis des Autors Wallander gelesen und ihnen nachgeeifert, ohne den Ton des Vorbilds zu treffen. Auch nicht überzeugend: Die Darstellung der Konflikte zwischen alten und neuen Medien fällt einseitig zugunsten der Tageszeitung aus.

Was wiederum für den Film spricht ist die überwiegend gute Besetzung der Rollen. Das beginnt bei Helen Mirren, die eine eiserne Chefredakteurin zwischen zwei Stühlen spielt. Auf der einen Seite weiß sie um den Wert der Arbeit ihrer Mitarbeiter, andererseits muss sie zugunsten der Auflage Zugeständnisse machen. Es geht weiter mit Russel Crowe, der den brillanten und auch leicht schmierigen Star-Journalisten ausgesprochen glaubwürdig verkörpert. An seiner Seite kann Rachel McAdams als ehrgeizige junge Kollegin überzeugen. Und selbst die Nebenrolle der Anne Collins ist mit Robin Wright Penn gut besetzt.

Fazit
Da ich die Fernsehserie nicht kenne, kann ich nur vermuten, dass die Vorlage an den falschen Stellen gekürzt worden ist. Der Film erzählt eine handwerklich runde Geschichte, die für meinen Geschmack jedoch zu solide ausfällt. Aufgrund der Laufzeit von nahezu 130 Minuten wünsche ich mir einen komplexeren Aufbau und Ausbau der Story. Es ist das Verdienst der guten Darsteller das gemütliche Drehbuch über Durchschnitt zu heben.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: State of Play
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 127
Genre: DramaKrimi
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 18.06.2009
Heimkino: 12.11.2009

Regie: Kevin Macdonald
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan • Tony Gilroy • Billy Ray • Paul Abbott

Schauspieler: Russell Crowe (Cal McAffrey) • Ben Affleck (Stephen Collins) • Rachel McAdams (Della Frye) • Helen Mirren (Cameron Lynne) • Robin Wright Penn (Anne Collins) • Jason Bateman (Dominic Foy) • Jeff Daniels (George Fergus) • Michael Berresse (Robert Bingham) • Harry Lennix (Detective Bell) • Josh Mostel (Pete) • Michael Weston (Hank) • Barry Shabaka Henley (Gene Stavitz) • Viola Davis (Dr. Judith Franklin) • David Harbour (PointCorp Insider)

Produktion: Andrew Hauptman • Tim Bevan • Eric Fellner
Szenenbild: Mark Friedberg
Kostümbild: Jacqueline West
Maskenbild: Felicity Bowring
Kamera: Rodrigo Prieto
Musik: Alex Heffes
Schnitt: Justine Wright

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{joomplucat:454 limit=3|columns=3}Bilder: Universal Pictures International

1 customer review

befriedigend
18.06.09
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