The Alto Knights

Kinoplakat The Alto Knights

Frank Costello hält Rückschau auf sein Leben, das untrennbar mit der Mafia in den Vereinigten Staaten von Amerika verbunden ist. Für Costello war schon in jungen Jahren klar, dass er eines Tages ein besseres Leben führen will als seine Elterngeneration. Und so steigt er systematisch in der Organisation auf. Für ihn ist das die Normalität.

In der Rückschau scheinen die Dinge verklärt und die Schilderung ist nostalgisch. Zudem darf man dem alten Mann nicht böse sein, wenn er Tatsachen beschönigt und unterschlägt. Zuschauerinnen und Zuschauer müssen zudem weitere Zugeständnisse an das Drama machen. So steht zunächst die Frage im Raum, ob es eine geschickte Idee ist, einen Mafiaboss erzählen zu lassen. So wie Robert De Niro die Hauptrolle spielt, soll Costello sympathisch sein. Ja, Robert De Niro spielt die Rolle sympathisch. Doch wer sympathisiert mit dem organisierten Verbrechen?
Zudem: auch wenn der Film zugunsten seiner Hauptrolle vieles ausspart oder geschickt beschönigt, ist Frank Costello ein Verbrecher. Und keiner von der Sorte, der schlitzohrig betrügt und dadurch die Sympathien erntet. Costello ist, so nennt es der Film selbst, der Boss der Bosse. Einer, der selbst keine Morde anordnet; trotzdem sterben unter seiner Führung viele Menschen, auch weil der Boss das Morden nicht verhindert. Die Verantwortung dafür übernimmt weder er noch das Drehbuch. Die Morde werden als Fakten erwähnt, Konsequenzen fehlen. Costello sieht sich als Taktierer und schildert das Geschehen, als blicke er gemütlich auf die Geschichte einer Firma zurück. Da gibt es Betriebsversammlungen und Feiern. Freundschaften entstehen und zerbrechen. So waren Frank Costello und Vito Genovese (beide Rollen gespielt von Robert De Niro) als junge Männer Freunde, ehe sie zu Rivalen wurden.

Die Polizei ist entweder über Jahrzehnte sehr blauäugig oder wird geschmiert. Auch Politiker stehen auf der Gehaltsliste der Mafia. Schade ist, dass die Polizeiarbeit nur am Rande gestreift wird und das Drama mögliche Spannung verschenkt.

Auffällig ist weiterhin, dass auf der Leinwand überwiegend Männer zu sehen sind. Die Bosse sind meist alte Männer, ihre Handlanger junge Männer. Frauen spielen nur Nebenrollen. Schade, denn selbst Debra Messing als Bobbie Costello ist nicht viel mehr als die Frau des Bosses. Ärgerlich ist, dass Bobbie Costello als starke Persönlichkeit eingeführt wird und das in der Folge nicht zeigen darf. Bedauerlich ist zudem, dass Messing ihre Rolle schlecht spielt. Der Kritiker hatte wiederholt den Eindruck, dass die strenge Frisur die bedauernswerte Frau wie ein Schraubstock einzwängt. Wenig besser ergeht es Kathrine Narducci als Anna Genovese. Narducci darf nur wenig von ihrem Können zeigen, weil ihre Figur kurz nach der Einführung der Figur die Bildfläche wieder verlässt. Schade.
Enttäuschend ist, auch angesichts der Lauflänge, dass nahezu alle Nebenrollen kaum ausgebaut werden. Selbst der Gegenspieler Vito Genovese hat keine Vita. Dass Robert De Niro beide Rollen spielt, bereichert den Film nicht. Im Gegenteil: Er spricht in unterschiedlichen Stimmlagen, hat unterschiedliche Nasen und Vito trägt eine getönte Brille. Trotz der äußerlichen Unterschiede ist es nicht einfach, die Männer auseinanderzuhalten. Zudem wirken die Streitgespräche seltsam inszeniert. Im Lokal ist auffällig viel Platz zwischen den Männern. Außerdem reagiert De Niro als Schauspieler zu aufgesetzt auf sein Gegenüber. Hier ist zu merken, dass ihm der Schauspieler fehlt, mit dem er spielen kann. So bleibt die Doppelrolle ein Werbegag.

Wie gesagt, spart die Handlung aus. So spielt die Kirche keine Rolle, obwohl die Verbrecher alle Italiener sind. Italienisch sprechen sie auch während ihrer Versammlungen nicht, sondern stets sauberes, amerikanisches Englisch. Ein wenig Gesellschaftskritik klingt an, etwa indem Vito sinngemäß sagt, der Paragraf fünf wäre für Verbrecher geschaffen worden.

Die Rückschau rechtfertigt den gemütlichen Plauderton und die mäßige Spannung. Ein Thriller wäre denkbar, doch das Drama wird von einem alten Mann erzählt, der in der Rückschau ebenfalls erzählt. Zudem gibt es in der Rückblende weitere Rückblenden in Form von Ausschnitten aus Fernsehsendungen und alten Fotos.
Erst gegen Filmende wird das Drama brisant. Dann enthüllt Costello seinen großen Plan als Meisterhirn. Das Ende darf ihn dann nochmals als Gutmenschen darstellen. Costello war mehr als 38 Jahre mit derselben Frau verheiratet und verstarb in deren Gegenwart.

Nicht glücklich gelungen sind die vielen Füllstoffe. So werden Szenen wiederholt, etwa das Ablesen / Einblenden von Autokennzeichen.

Fazit
Die Geschichte schreiben die Sieger. Dafür ist "The Alto Knights" ein anschauliches Beispiel. Die Erinnerung erscheint subjektiv. Der nostalgische Plauderton drückt die Spannung. Das ist angesichts der behandelten Themen wie Freundschaft und Verrat, Korruption und Machtgier enttäuschend. Stilistisch als großes Kino angelegt, wirkt das Drama aus der Zeit gefallen. Das organisierte Verbrechen wird nicht direkt glorifiziert, aber die Mafia zum Mittelpunkt des Erzählkinos zu machen, ist eine fragwürdige Entscheidung.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: USA
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 122
Genre: DramaHistorieKrimi

Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 20.03.2025

Regie: Barry Levinson
Drehbuch: Nicholas Pileggi

Schauspieler: Robert De Niro (Vito Genovese /Frank Costello) • Cosmo Jarvis (Vincent Gigante) • Debra Messing (Bobbie Costello) • Kathrine Narducci (Anna Genovese) • Michael Rispoli (Albert Anastasia) • Wallace Langham (Senator Estes Kefauver) • Matt Servitto (George Wolf) • Louis Mustillo (Joe Bonanno) • Carrie Lazar (LT. Trooper) • Belmont Cameli (Frankie Boy) • James Ciccone (Carlo Gambino) • Bob Glouberman (Victor Riesel)

Produktion: Barry Levinson • Jason Sosnoff • Charles Winkler • David Winkler • Irwin Winkler
Szenenbild: Neil Spisak
Kostümbild: Jeffrey Kurland
Maskenbild: Patrick Alemi • Angelina Avallone • Jodi Byrne • Stephanie Cannone • Ruth G. Carsch • Gladys Casiano • Greg Cooper-Spencer • Sandy Jo Johnston • Todd Kleitsch • Lina Leikam • Ashley Leitzel-Reichenbach • Jerry Popolis
Kamera: Dante Spinotti
Musik: David Fleming
Schnitt: Douglas Crise

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

Befriedigend
19.03.25
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