The Dixie Chicks: Shut Up & Sing

Kinoplakat Shut Up & Sing

Die Dixie Chicks aus Texas waren einmal die erfolgreichste weibliche Country-Band der Welt. Dann erklärte Leadsängerin Natalie Maines 2003 bei einem Konzert in London auf der Bühne, dass sie mit Präsident Bush und seiner Irakpolitik nicht einverstanden sei, und dass sie sich schäme, dass der Präsident aus Texas käme. Was dann folgte glich einer Hexenverfolgung, angefangen vom Boykott durch die Radiostationen bis zu offenen Morddrohungen.

Der Dokumentarfilm "Shut Up & Sing!" verfolgt die Geschichte der amerikanischen Country-Band Dixie Chicks in den Jahren 2003 bis 2006. Die Filmemacherinnen Barbara Kopple und Cecilia Peck waren in diesen drei Jahren mit den Dixie Chicks unterwegs. Angefangen im Jahr 2003, als sich die Country-Musikerinnen mit Präsident Bush und seiner Irakpolitik anlegten und daraufhin wie Landesverräterinnen verfolgt wurden, bis 2006, als die Entwicklung im Irak dem Präsidenten einen unglaublichen Popularitäts-Verlust bescherte und den Dixie Chicks ein ebenso unglaubliches Comeback.

1998 veröffentlichte die amerikanische Country-Band Dixie Chicks aus Texas ihr Debüt-Album "Wide Open Spaces". Die CD wurde zum bestverkauftesten Album einer Country-Band aller Zeiten. Das Album wurde mit "Diamant" ausgezeichnet, was heißt, dass die Scheibe über 10 Millionen Mal verkauft wurde. 1999 folgte das Album "Fly" mit gleichem Erfolg. Bis 2003 wurden die drei attraktiven Musikerinnen und Sängerinnen mit sieben Grammys ausgezeichnet und mit mehr als vier Dutzend anderen wichtigen Preisen.
Leadsängerin Natalie Maines, Emily Robinson und Marty Maguire, die ihre Songs selbst schreiben, waren die Lieblinge der amerikanischen Nation. 2003 waren die Dixie Chicks auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und jeder erwartete noch Größeres von ihnen. Jede CD der drei Texanerinnen ging von 0 auf Platz 1 der US-Country-Charts, ihre Konzerte waren grundsätzlich innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, jedes Magazin, jede Fernsehsendung riss sich um sie.

Dann kam 2003 das denkwürdige Konzert im Londoner Shepheards Bush. Präsident Bush hatte gerade den Irakkrieg eingeläutet und Leadsängerin Natalie Maines war, wie auch Emily Robinson und Martie Maguire, damit nicht einverstanden. Das erklärte Natalie bei diesem Konzert lauthals und fügte hinzu: "Ich schäme mich, dass der amerikanische Präsident aus Texas kommt". Ein Aufschrei ging durch die amerikanische Nation. "Saddam-Huren" waren noch die freundlichsten Beschimpfungen, es gab Morddrohungen aus ganz Amerika, sämtliche Radiostationen boykottierten ihre Songs, ihre CDs wurden öffentlich verbrannt, zertrampelt und mit Straßenwalzen platt gemacht, ehemalige Fans gaben ihre Konzert-Tickets zurück. Der Nr. 1 Song "Travelin’ Soldier" stürzte innerhalb kürzester Zeit in den Country-Charts ganz nach unten. Die Dixie Chicks sahen sich einer Hexenjagd sondergleichen ausgesetzt. Sie bangten um ihr Leben und das ihrer Familien und trauten sich nur noch unter Polizeischutz aufzutreten. Natürlich versuchten sie Natalies Äußerung zu relativieren, aber es half nichts. Ein paar hämische Bemerkungen von Präsident Bush kamen hinzu und boshafte Kommentare von Fernsehmoderatoren, die ja damals öffentlich ihren Zuschauern zu verkünden pflegten: "Entweder ihr unterstützt den Irakkrieg, oder ihr haltet euer Maul!", wandelten diesen Spruch für die Dixie Chicks in "Shut Up & Sing" ab, in "Haltet euer Maul und singt!". Es gab ihretwegen sogar Senats-Anhörungen! Die Dixie Chicks spalteten mit ihrer eigentlich eher flapsig gemeinten Bemerkung tatsächlich die amerikanische Nation. Denn es gab auch immer noch einen großen Teil der Bevölkerung, der ihrer Meinung war. Und so ließen sich die drei Frauen nicht unterkriegen. Sie lebten weiter ihr Leben, schrieben Songs, traten auf, bekamen Kinder, und warteten nur auf den Zeitpunkt, der sie aus dem Abseits befreien würde.

Der Zeitpunkt kam 2006, als sich zeigte, dass Bush und seine Leute gelogen hatten, um diesen Krieg im Irak zu rechtfertigen. Als sich nämlich zeigte, dass die amerikanischen Soldaten keine Kaffee-Fahrt irgendwo in die Wüste unternahmen, sondern dort starben oder schwer verwundet wurden. 2006 brachten die Dixie Chicks dann endlich das dritte Album heraus, "Taking The Long Way", das aus dem Stand auf Platz 1 der Billboard Charts kam. Eine späte Genugtuung, ebenso wie die Tatsache, dass ihre Konzert-Tournee "Accidents & Accusations Tour", die am 21. Juli in Detroit, Michigan, begann, und das Trio bis Ende 2007 um die ganze Welt führen wird, genauso schnell ausverkauft war, wie ihre "Vor-Bush"-Konzerte.

Diese drei schweren Jahre werden von den beiden Dokumentarfilmerinnen liebevoll und akribisch verfolgt. Sie zeigen die Dixie Chicks z. B. bei Diskussionen mit ihrem Manager, bei Fernseh-Auftritten, bei Konzerten, zu Hause mit ihren Ehemännern und Kindern, beim Songschreiben, beim Fast-Verzweifeln und schließlich beim Hoffnung schöpfen und ihren ersten Auftritten in der "Nach-Bush"-Zeit. Es kommen Wegbegleiter zu Wort, Fans, die zu ihnen hielten und solche, die ihnen den Tod androhten. Man sieht Kids, die von ihren Eltern dazu angehalten werden, Dixie Chicks CDs zu verbrennen, und solche, die ihre Sympathie für das Trio auf T-Shirts zum Ausdruck bringen. Dazu gibt es natürlich ganz viel Musik von den drei Dixie Chicks.

Kritik

Ich mochte die Dixie Chicks von Anfang an. Klasse Texte, klasse Musik, klasse Musikerinnen, klasse Sängerinnen, klasse Songschreiberinnen. Drei starke, selbstbewusste, hochbegabte Frauen, die auch durch den immensen Erfolg nicht verändert wurden. Und dann diese Hexenjagd. Das Herz tat mir weh. Und wem es genauso ging, wer wissen will, was damals im Einzelnen alles abgelaufen ist, der muss sich diesen hervorragenden Dokumentarfilm "Shut Up & Sing!" einfach anschauen.
Hier ist das Statement, das die beiden Regisseurinnen Barbara Kopple und Cecilia Peck abgegeben haben: "Für uns ist dieser Film die Geschichte von drei Künstlerinnen, Müttern und Bürgerinnen, die sich standhaft weigerten, zum Schweigen gebracht zu werden. Die Reise, die wir mit den Dixie Chicks nach ihrer Kritik an der Kriegs-Politik des Präsidenten unternommen haben, ist die Geschichte über den Zustand, in dem sich unser Land genau jetzt befindet. Während wir diesen Frauen zusahen, die für ihre Überzeugungen eintraten und zwar auch im Angesicht von Todesdrohungen und dem Boykott ihrer Musik, sahen wir den Geist der Zivilcourage und der Integrität, die Amerika groß gemacht haben. Für uns ist nichts wichtiger als eine Stimme zu haben und der Respekt, den wir für diese Frauen empfanden, die sich nicht unterkriegen ließen, ganz egal was es kostete, war ein Ja zum Leben. Ihre Hingabe als Mütter, die Entschlossenheit, mit der sie sich voller Aufrichtigkeit durch ihre Musik ausdrücken und das unzerstörbare Band der Freundschaft zwischen ihnen, das alles ist für die Dixie Chicks genauso wichtig wie ihre Ablehnung des Krieges. Und das war genau wichtig für unseren Film."

Barbara Kopple ist eine renommierte Dokumentarfilmerin, die für "Harlan County USA" und für "American Dream" jeweils den Oscar für den besten Dokumentarfilm gewann. Mit "No Nukes", einem "Rockumentary", das sie während eines fünftägigen Konzerts im Madison Square Garden filmte, bewies die studierte Physiologin schon einmal überzeugend, dass ihr Musik am Herzen liegt. Cecilia Peck ist ebenfalls eine renommierte Filmerin und Schauspielerin, die bereits mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde.

Fazit
Mit dem Dokumentarfilm "Shut up & Sing!" über die haarsträubende und leider wahre Geschichte der Country-Band Dixie Chicks kommt ein kleiner aber sehr feiner und sehenswerter Film in die Kinos, der zeigt, wie man in Amerika mit Kritikern umzugehen pflegt. Präzise gemacht und liebevoll zusammengestellt, sehr informativ, mit viel toller Musik und ebenso wichtig wie auch verstörend. Denn man überlegt sich unwillkürlich, wie weit diese Regierung wohl noch gehen würde, um Kritiker zum Verstummen zu bringen.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: Shut Up & Sing
Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 88
Genre: DokumentarfilmMusik
Verleih: Central Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 09.08.2007
Heimkino: 04.02.2008

Regie: Barbara Kopple • Cecilia Peck
Drehbuch: Barbara Kopple • Cecilia Peck

Mit: Natalie Maines • Emily Robison • Martie Maguire • Clayton Allen • Paul Beane • Cindi Berger • Barbara Boxer • Aaron Brown • Pat Buchanan • George W. Bush • Randy Carroll

Produktion: David Cassidy • Claude Davies
Maskenbild: Dean Bryant
Kamera: Christine Burrill • Luis Lopez • Seth Gordon • Gary Griffin • Joan Churchill
Ton: Giovanni Di Simone • Alan Barker • Jason Blackburn • Peter Miller
Musik: Paul Reeves
Schnitt: Bob Eisenhardt • Jean Tsien • Aaron Kuhn • Emma Morris

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Bild: Central Film

1 customer review

gut
03.08.07
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