The Outfit - Verbrechen nach Maß

Kinoplakat The Outfit - Verbrechen nach Maß

Das Schöne am Krimi "The Outfit – Verbrechen nach Maß" ist die Aufmachung. Wie ein Maßanzug ist die Handlung aufgebaut, legt wie bei einem Kleidungsstück Schicht auf Schicht. Heißt: Vor den Augen des Zuschauers zerlegt die Geschichte etwas Fertiges in Einzelteile und zeigt am Ende das Schnittmuster. Leider ist dieser Anzug kein Meisterstück.

Es gibt Schneider und es gibt Maßschneider. Zu letztgenannter Gruppe zählt Leonard, der im Chicago der 1950-er Jahre ein Geschäft betreibt. Seine Kunden sind in der Mehrzahl Verbrecher. Leonard sieht das sinngemäß so: Würde ich nur Engel ausstatten, müsste ich schließen. Seine kleine Schneiderei dient auch als Lagerplatz. Wortkarge Männer legen Briefumschläge in einem Briefkasten ab und der Sohn des Paten leert den Briefkasten. Leonard beobachtet vieles und schweigt zu den Vorgängen, stets auf sein Handwerk konzentriert.

Eines Abends kommen Ritchie, der Sohn des Paten, und dessen Partner Francis unangemeldet ins Geschäft. Ritchie wurde angeschossen und benötigt dringend Hilfe. Francis besteht darauf, dass die Männer hier auf Ritchies Vater Roy warten. Leonard ist geübt im Umgang mit Nadel und Faden und leistet Erste Hilfe. Derweil ist Ritchie auf der Straße und bei dessen Rückkehr fehlt eine Audiokassette, deren Aufnahme die Bande untergehen lassen kann. Es kommt zum Streit über den Verbleib der Kassette. Francis verliert die Beherrschung und Ritchie sein Leben. Der einzige Zeuge des Mordes ist Leonard, der nun einen Weg finden muss, die Nacht zu überleben.

Kritik

Die Einführung "The Outfit – Verbrechen nach Maß" fällt quälend langatmig aus. Leonard philosophiert aus dem Hintergrund und in gemächlichem Tempo öffnet (im übertragenen Sinn) das kleine Atelier. Die Handlung wird die wenigen Räume nicht verlassen. Trotzdem wird aus dem Film kein Kammerspiel, denn die räumliche Enge mündet nicht in Dichte. Viele Szenen sind zu lang und die umfangreichen Dialoge ermüden. Die Kameraeinstellungen sind teils zu betulich. Da zeigt Mark Rylance sehr konzentriert wenige Handgriffe in überlangen Einstellungen. Weil er Brite ist, muss er Tee aufgießen und trinken. Ein andermal trinkt er etwas Alkoholisches; was später erklärt, warum es in der Schneiderei Hochprozentiges zum Desinfizieren der Schusswunde gibt. Wegen der verwendeten Stilmittel ist das Dargebotene schön altmodisch und gleichzeitig zäh. Der Stil mit der gedämpften Stimmung und den gedämpften Farben passt zu der Zeit, in der der Krimi spielt, und zum handwerklichen Thema, macht im Jahr 2022 einen veralteten Eindruck.

Alles in allem fehlt das handwerkliche Geschick beim Filmemachen. Wiederholt ist es unglaubwürdig, dass bestimmte Personen die Schneiderei nicht verlassen, obwohl ein Ortswechsel logischer erscheint. In diesen Momenten stehen zwei Fragen im Raum: Wäre der Stoff nicht als Theaterstück besser inszeniert? Warum musste das Budget so geschont werden?

Nicht glaubwürdig ist die Idee des Superhirns. Details sollen geheim bleiben, um die Spannung nicht zu verderben. Grob gesprochen ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Nacht die Umsetzung eines Plans ist. Aufgrund der Konzentration auf wenige Personen kommen nur zwei Menschen als Verräter oder Verräterin infrage – was die Spannung drückt. Für den Kritiker bekommen manche Figuren zu viel Leinwandpräsenz und andere zu wenig. Zudem fällt auf, dass die Personen zugunsten der Handlung unglaubwürdig handeln. Pate und Patin der Stadt kommen in die Schneiderei, anstatt Handlanger zu schicken. Wären Verbrecher, die so leicht hereinzulegen sind, nicht längst in einem Hinterhalt gestorben?

Nicht zuletzt stellt der Kritiker die Besetzung infrage. Mark Rylance passt mit seinem Hundeblick gut in die Rolle des Schneiders. Die zweite Ebene nimmt ihm der Kritiker nicht ab. Zoey Deutch als Sekretärin fehlt die Spannung. Johnny Flynn glaubt der Kritiker die Kaltblütigkeit nicht. Simon Russell Beale fehlt es an der Präsenz, die ein Pate ausstrahlen sollte. Dylan O'Brien passt in die Rolle des zu weichen Sohns des Paten. So gut wie alle Darstellenden lassen Bandbreite vermissen.

Fazit
"The Outfit – Verbrechen nach Maß" ist der erste Langfilm von Graham Moore. Die Handlung möchte wie ein Maßanzug sitzen und ist ein Blazer. Sie nutzt klassische Motive und konzentriert sich auf eine Nacht an einem Handlungsort. Trotzdem fehlt dem Krimi die Dichte. Ein Theaterstück wäre wohl die bessere Umsetzung. Nicht erfrischend: Die Auflösung belässt es nicht bei der Umkehrung der Vorzeichen, sondern schlägt mehrere Purzelbäume. Die Schauspielerinnen und Schauspieler lassen Bandbreite vermissen, sind schlecht geführt oder unglücklich besetzt. Letztlich ist es schade, weil eine erfahrene Regie, andere Darstellerinnen und Darsteller sowie ein größeres Budget den Film wahrscheinlich in einen Blockbuster verwandelt hätten.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: The Outfit – Verbrechen nach Maß
Land: USA
Jahr: 2021
Laufzeit ca.: 102
Genre: DramaKrimiMystery
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 02.06.2022
Heimkino: 18.08.2022

Regie: Graham Moore
Drehbuch: Johnathan McClain • Graham Moore

Schauspieler: Zoey Deutch (Mable) • Dylan O'Brien (Richie) • Mark Rylance (Leonard) • Johnny Flynn (Francis) • Nikki Amuka-Bird (La Fontaine) • Simon Russell Beale (Roy) • Johnathan McClain (FBI Agent) • Alan Mehdizadeh (Monk) • Chiedu Agborh (Bodyguard) • Michal Forejtek (Gangster) • Michael Addo (Bodyguard) • Scoop Wasserstein (Kunde)

Produktion: Ben Browning • Amy Jackson • Scoop Wasserstein
Szenenbild: Gemma Jackson
Kostümbild: Sophie O'Neill • Zac Posen
Maskenbild: Christine Blundell
Kamera: Dick Pope
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: William Goldenberg

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

Befriedigend
01.06.22
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