Die Probleme von zwei gleichgeschlechtlichen Paaren könnten gelöst werden, indem zwei von ihnen eine Scheinehe eingehen. Damit wären auf der einen Seite der Aufenthalt und auf der anderen die Beziehung gerettet. Doch dann kommt eine weitere Person ins Spiel und stellt alles infrage.
Min und Chris sind seit Jahren ein Paar, leben als Mieter in einer Garage. Ihre Vermieterinnen heißen Lee und Angela. In beiden Beziehungen kriselt es. Lee möchte mit Angela eine Familie gründen und wünscht sich ein Baby, doch die zweite künstliche Befruchtung schlägt fehl. Für einen weiteren Versuch fehlt das Geld. Zudem ist Lee nicht sicher, ob Angela dasselbe wünscht. Min macht Chris einen Heiratsantrag und ist überzeugt, dass er nach fünf Jahren ebenfalls Ja sagen wird. Doch Chris ist bindungsscheu und glaubt, dass Min ihn nur darum heiraten will, weil dessen Aufenthaltsgenehmigung ausläuft. Er weiß nicht, dass Lees koreanische Familie den jüngsten Spross der Familie an die familiären Verpflichtungen erinnert. Die lautet vereinfacht gesprochen: Nur ein verheirateter junger Mann ist berechtigt, das Firmen-Imperium zu übernehmen. Nun steckt Min in der Klemme: Einerseits möchte er seine Großmutter nicht enttäuschen, wagt es jedoch auch nicht, der alten Dame ins Gesicht zu sagen, dass er Männer liebt. Andererseits kämpft er um die Beziehung zu Chris. Für ihn liegt die Lösung der Probleme nahe: Er wird eine Scheinehe mit Angela eingehen. Die ist von dem Vorschlag wenig begeistert. Als dann auch noch Mins Großmutter praktisch unangekündigt hereinschneit, droht die Scharade zu platzen.
Kritik
Der Verleih bewirbt den Film als Neuverfilmung der Komödie "Das Hochzeitsbankett" von Ang Lee aus dem Jahr 1993. In der Erinnerung des Kritikers liegen die Überschneidungen der Komödien nur im Kern. Während Ang Lee den Schwerpunkt auf das Familiäre legte, ist "The Wedding Banquet" breiter gefächert. Das Männerpaar des ersten Films bekommt ein Frauenpaar als Pendant. Auch ist das Versteckspiel dieses Mal nicht der Schwerpunkt, denn gleich zu Filmbeginn tritt eine Dragqueen auf. Die Mutter respektive die koreanische Großmutter sprechen das Thema von Anfang an offen an.
Die Komödie bezieht ihren Witz auf die Probleme der Personen. So werden Beziehungen und Lebensentwürfe infrage gestellt. Die Großmutter spricht offen über ihr eigenes Leben und Angelas Mutter ist die klassische Übermutter, die nach eigener Einschätzung die beste Mutter aller Zeiten ist. Angela hingegen leidet unter dem Würgegriff der politisch korrekten Mutter, die zu gerne und zu viel redet und ihre Tochter bloßstellt.
Die Einführung und der Aufbau der Figuren erfolgt klassisch. Manche Problemstellungen sind vorhersehbar, etwa die Schwangerschaften. Sehenswert ist das Schauspiel beziehungsweise die Führung der Schauspielerinnen und Schauspieler. Schön auch, dass nicht die Homosexualität der Knackpunkt ist, sondern Beziehungs- und Lebensprobleme.
Mit Humor hält der Film zurück, obwohl es denkbar wäre, die Szenen mehr zu überspitzen. Aufgrund der Zurückhaltung und des klassischen Aufbaus driftet die Erzählung wiederholt. Einige Themen werden zu oft angesprochen und die Bandbreite fehlt.
Fazit
"The Wedding Banquet" könnte in weiten Teilen mit heterosexuellen Menschen besetzt sein und wäre dann Standard. Der Plot bietet kein durchgängig hohes Niveau, ist in Momenten stark. Da näht Min etwas aus Patchwork, das sich später als Bluse für die Großmutter herausstellt, die sie während der Hochzeit trägt. Die Versöhnung zwischen den Frauen geschieht ohne Worte und drückt damit viel aus. Neben den sorgfältigen Momenten verläuft die Handlung und es fehlt Spritzigkeit. Angesichts der politischen Lage in den USA im Jahr 2025, die Wokeness den Kampf angesagt hat, muss es dem Verleih gedankt werden, dass er im Jahr 2022 "Bros" in die Kinos brachte und aktuell "The Wedding Banquet".
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 104
Genre: Drama • Komödie • LGBT
Stichwort: gay • lesbisch
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 05.06.2025
Regie: Andrew Ahn
Drehbuch: Andrew Ahn • James Schamus
Schauspieler: Bowen Yang (Chris) • Lily Gladstone (Lee) • Kelly Marie Tran (Angela Chen) • Han Gi-Chan (Min) • Joan Chen (May Chen) • Youn Yuh-jung (Ja-Young) • Bobo Le (Kendall) • Camille Atebe (Monica) • Jeffrey Liang (Lady Shu Mai) • Emma Yi (Anwältin Sun) • Françoise (Yip Susan) • Marlee Walchuk (Marge)
Produktion: Caroline Clark • Anita Gou • Joe Pirro • James Schamus
Szenenbild: Charlotte Royer
Kostümbild: Matthew Simonelli
Maskenbild: Kara Alaric • Lee Coulombe • Jordan Crawford • Amber Crombach • Emily Franklin • Khishight Gonchig • Parisa Mamdooh
Kamera: Ki Jin Kim
Musik: Jay Wadley
Schnitt: Geraud Brisson
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