Tótem

Kinoplakat Tótem

Der besondere Tag, den die mexikanische Großfamilie feiern wird, ist gleichzeitig auch ein typischer Tag im Leben der in einem Haus zusammenlebenden Personen. Das steht zu vermuten, weil der Film mit einer beliebigen Szene eröffnet und dann gleichförmig erzählt, ohne Höhepunkte zu setzen. Nur das Ende ist ein echter Schlusspunkt.

Der an Krebs erkrankte Tona hat Geburtstag, bildet den gedanklichen Mittelpunkt der Familie und steht gleichzeitig abseits, weil vom Geschehen isoliert. Tonas Tochter Sol versucht zu begreifen, was es bedeutet, wenn ein Mensch stirbt. Tona ist nicht das erste Krebsopfer der Familie. Doch so richtig vermitteln oder erklären kann dem Mädchen die Angst vor dem Tod niemand. Sol wird oberflächlich getröstet und dann gehen die Vorbereitungen für die abendliche Feier weiter. Das ist ein Muster des Dramas: Es reißt Themen an und springt dann weiter, weil gerade etwas anderes wichtiger ist. Der Fokus ruht nie lange auf einer Szene, sondern wechselt, als habe die Kamera ein Aufmerksamkeitsdefizit. Das verstärkt den Eindruck einer besonders quirligen Familie. Dazu passt der Einsatz einer Handkamera, die ein unruhiges Bild erzeugt. Der Kritiker kann letzten Endes aus dem vielen Debattieren und Streiten, den endlosen Dialogen, kaum etwas schließen, weil auch die Beziehungen der Personen untereinander nur angerissen werden. Selbiges gilt für die Probleme, die auf der Familie lasten, etwa Geldmangel. Alles droht im ständigen Geschnatter unterzugehen.

Die teils seltsamen Kameraperspektiven, die manchmal nicht die Person zeigen, die gerade den Raum betritt, sondern die bereits anwesenden Menschen oder dass die Kamera durch Löcher oder Ritzen filmt, soll den Eindruck untermauern, dass das Drama aus der Perspektive eines Kindes geschildert wird. Dazu verlässt die Kamera jedoch zu oft diesen Fokus. Zudem ist es fraglich, warum ausgerechnet ein Kind die Todesangst anspricht. Wäre es ein Erwachsener, müsste der Film eine Antwort auf das schwierige Thema geben. So jedoch umschifft die Handlung eine Stellungnahme.
Auffällig ist zudem das gewählte für die Kinoleinwand seltsame Format von 4:3, das den künstlicheren Anspruch unterstreicht und ansonsten unsinnig erscheint. Vielleicht soll es an Papierabzüge von Fotos erinnern?

Wer schon immer mal gerne einen Tag lang Mäuschen bei einer mexikanischen Großfamilie spielen wollte, bekommt hier die Gelegenheit, denn das Drama ist wie abgefilmtes Leben inszeniert. Die Schauspielerinnen und Schauspieler agieren sehr ungezwungen und wie eine Großfamilie, in der es schon lange gärt. Nicht untypisch für eine solche Konstellation ist auch, dass Konflikte nur angesprochen und nicht vertieft werden. Das mag daran liegen, dass die Personen selbst nicht fassen können, worin der Konflikt besteht. Wenngleich der Kern des Themas die Angst vor dem Tod ist, bleibt das Drama thematisch flach, denn die Menschen umzugehen die Auseinandersetzung oder verdrängen durch Ersatzhandlungen. So schwingt der Eindruck mit, dass Lila Avilés (Drehbuch und Regie) ein heißes Eisen anfasst, aber keine Antworten gibt. Und sie vergisst auch nicht, aufzuzeigen, dass Familienfeiern auch dazu dienen, dass sich Menschen bis auf die Knochen blamieren.

Fazit
Die große Stärke des Films besteht in der Darstellung des Alltags einer mexikanischen Großfamilie.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: DänemarkFrankreichMexiko
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 95
Genre: Drama

Verleih: Piffl Medien
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 09.11.2023

Regie: Lila Avilés
Drehbuch: Lila Avilés

Schauspieler: Naíma Sentíes (Sol) • Montserrat Marañon (Nuria) • Marisol Gasé (Alejandra) • Saori Gurza (Ester) • Mateo Garcia (Tonatiuh) • Teresa Sánchez (Cruz) • Iazua Larios (Lucia) • Alberto Amador (Roberto) • Juan Francisco Maldonado (Napo) • Marisela Villarruel (Lúdica) • Galia Mayer (Isa) • Lukas Urquijo López (Chavita)

Produktion: Lila Avilés • Tatiana Graullera • Louise Riousse
Szenenbild: Nohemi Gonzalez
Kostümbild: Jimena Fernández • Nora Solis
Maskenbild: Vanessa Campos • Blanca Jacqueline Vallejo
Kamera: Diego Tenorio
Musik: Thomas Becka
Schnitt: Omar Guzmán

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Bild: Piffl Medien

 
 

 

 

1 customer review

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03.11.23
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