Zikaden

Kinoplakat Zikaden

Für Außenstehende ist es nicht immer einfach zu erkennen, was zwei konträre Menschen verbindet. Isabell aus der Oberschicht findet in Anja aus der Arbeiterklasse eine Geistesverwandte.

Isabell hat in ihrem Leben nicht alles erreicht, was sie erreichen wollte. Trotz Studiums als Architektin arbeitet sie nur als Maklerin. Der Kinderwunsch blieb ihr verwehrt. Aktuell kämpft sie gegen die Widrigkeiten des eigenen Lebens und die belastende Situation, dass ihr Vater nach einem Schlaganfall Pflege benötigt. In der Partnerschaft mit Philippe steht es zudem nicht zum Besten.

Auch Anja kann über einen Mangel an Herausforderungen nicht klagen. Ihre Tochter Greta ist ein Wildfang und überfordert die alleinerziehende Mutter regelmäßig. Gerade hat sie ihre Arbeit verloren und muss sich neu orientieren. Mit Isabells Familie steht Anja schon länger in losem Kontakt. Isabell sieht in Greta das Kind, das ihr verwehrt geblieben ist. Doch Anja ist strikt gegen einen engeren Kontakt zwischen Isabell und Greta. Weil Isabells Vater Unterstützung benötigt und Anja Arbeit sucht, kommt sie in näheren Kontakt zu Isabells Eltern. Das Verhältnis zu Isabell bleibt nebulös.

Kritik

Es ist passend, dass Vater und Tochter Architekt und Architektin sind. Nina Hoss passt optisch gut in die Rolle der Tochter aus der Oberschicht. Sie bildet einen interessanten Kontrast zu Saskia Rosendahls Anja, die kleiner und gerundeter ist als die größere, kantige Nina Hoss. Das Verhältnis der Frauen bringt eine Schwingung mit, die angesprochen und weder ausgeformt noch ausgelebt wird. Isabells Partner Philippe fragt, seit wann Isabell bei Frauen so erfolgreich ist. Eine lesbische Komponente wäre denkbar – doch gezeigt wird eine Freundschaft. Die Unschärfe ist ein Spielmittel des Dramas. Bei Anja ist nicht eindeutig, ob sie die Wahrheit sagt oder lügt. Und aus welchen Gründen sie schwindelt. Sie behauptet, Köchin zu sein, obwohl sie als Spülkraft arbeitet. Eventuell möchte sie vor Isabell nicht minderwertig erscheinen. Das verbindende Element der Frauen kann der Umstand sein, dass sie beide mehr für andere da sind als für sich selbst. Anja versorgt ihre Tochter, weil der Vater angeblich gestorben ist. Isabell ist mit der Situation des pflegebedürftigen Vaters überfordert. Außerdem leidet sie darunter, dass er selbst als kranker alter Mann weiterhin als Patriarch über die Familie herrscht.
Viele Szenen sind zunächst unverständlich und erhalten im Nachhinein eine kurze Erklärung. So kommt es erst zum Streit zwischen Isabell und Philippe und später kratzen sie an der Oberfläche ihrer Beziehung. Das ergibt im Zusammenspiel mit den Dialogen und der strengen Kameraführung ein Kunstdrama, das an filmische Architektur erinnert. Die Menschen agieren wie in einem überdimensionalen Puppenhaus, in welches das Publikum schaut. Ihre Motivationen bleiben unklar, die Beziehungen Versuchsanordnungen. Die fehlende Einführung des Themas wirft die Zuschauerinnen und Zuschauer ins Geschehen. Das Ende eines Menschenlebens stellt das Ende dar. Dazwischen der Abschnitt, den die Figuren mit uns teilen. Als befriedigend empfindet der Kritiker das nicht, denn ihm fehlt die Geschichte. Menschen, die gerne deuten, lesen das vielleicht aus den filmischen Brosamen.

Die Schauspieler agieren von gut bis annehmbar. Nina Hoss als Isabell lässt etwas durchscheinen, was nicht der Rolle geschuldet scheint. In ihren Gesichtszügen liegt durchgängig der Anflug, angefressen zu sein.

Fazit
"Zikaden" ist ein Kunstdrama, das einen kurzen Abschnitt fiktiver Lebenslinien aufgreift. Wie in einem Architektur-Modell platziert es Personen. Das ist gewollt, das ist schön und gut. Vorausgesetzt, man mag es steril.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Cicadas
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 100
Genre: Drama

Verleih: DCM Film Distribution
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 19.06.2025

Regie: Ina Weisse
Drehbuch: Ina Weisse

Schauspieler: Saskia Rosendahl (Anja) • Nina Hoss (Isabell) • Vincent Macaigne (Philipp) • Thorsten Merten (Uwe) • Christina Große (Claudia) • Alexander Hörbe (Tankwart) • Bettina Lamprecht • Inge Weisse • Rolf Weisse (Uwe) • Robert Mika (Piotr) • Mark Zak • Yvon Moltzen (Max) • Camille Moltzen (Valentin) • Uwe Preuss (Karsten) • Marie Scherzer (Tochter) • Bjarne Meisel (Thomas) • Nora Moltzen (Sandra)

Produktion: Katrin Jochimsen
Szenenbild: Petra Ringleb
Kostümbild: Waris Klampfer
Maskenbild: Julia Böhm
Kamera: Judith Kaufmann
Ton: Andreas Walther
Musik: Annette Focks
Schnitt: Hansjörg Weißbrich

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Bild: DCM Film Distribution

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