Tandem

Kinoplakat Tandem

Lena ist wenig begeistert davon, dass ihre Mutter Susanne eine Austauschschülerin aufgenommen hat. Sie findet, dass sie und ihre Mutter bereits ausreichend Probleme haben und keine weiteren hinzukommen müssten. Die erste Annäherung an die Französin Fanny fällt dementsprechend frostig aus. 

Lena ist zudem genervt, weil Fanny zwar Deutsch versteht, aber kaum spricht. Also wird im Leipziger Haushalt fortan überwiegend Französisch gesprochen. Nach wenigen Tagen taut Lena ein wenig auf und zeigt Interesse an Fanny, die, wie die deutschen Gastgeberinnen, ein gerüttelt Maß an Problemen mitbringt.

Kritik

Im Kern ein Film über das Herantasten zweier junger Frauen, ist es ebenfalls ein Drama über die Annäherung von Franzosen und Deutschen und ein Drama über Orientierung. Lena und Fanny suchen nach dem Platz im Leben, testen ihre sexuellen Neigungen aus. Vielleicht ist Fanny lesbisch. Ihre Tasche in den Farben des Regenbogens kann dafür ein Indiz sein. Muss es aufgrund der Dramaturgie jedoch nicht. Ein Coming-out-Drama ist "Tandem" nicht.

Lenas Mutter Susanne sucht nach der Trennung von ihrem Mann nach Orientierung und ist dem Trank ergeben. Ihr Ex-Mann hat sich gerade neu orientiert und ist als Handwerker glücklich, am Computer war er es nicht. In Strasbourg steht die Frage an, ob Fannys Vater fremdgeht. Also die Frage, wie er sich orientiert. Zudem suchen die Eltern nach Orientierung zum richtigen Umgang mit ihrer problematischen Tochter. Die wird an der Schule nur Blabla genannt, weil sie oft Lügengeschichten erfindet. Ihr Vater geht davon aus, dass sie sich interessant machen möchte. Der Mann mit den arabischen Wurzeln ist ein Bilderbuch-Kosmopolit und die Vorstellung, eine lesbische Tochter zu haben, missfällt ihm nicht. Fannys Mutter arbeitet als Simultan-Dolmetscherin am Europäischen Parlament. Sie ist, sinngemäß wiedergegeben, der Meinung, dass eine Dolmetscherin mit der richtigen Wortwahl eine Debatte indirekt beeinflussen kann.

Den Gegenpol zu den Gutmenschen bildet Lenas Großvater. Der Rassist darf am Kaffeetisch hetzen – bis er mit einem Stück Kuchen ruhig gestellt wird. Ein Beispiel für die Entscheidung der Dramaturgie, alles weichzuspülen. Konflikte werden angerissen und nicht vertieft, die Handlung wabert dahin und die Kamera fängt gefällige Bilder ein. Einen klassischen Höhepunkt setzt die Erzählung nicht.

Eingefügt in die Rahmenhandlung sind eine Stadtführung durch Leipzig, die Erwähnung der Montags-Demonstrationen und der Reaktion der Staatssicherheit. Die deutsch-französische Freundschaft, inklusive Erwähnung der deutschen Erbsünde. Diskussionen über politische Ansichten, Feminismus und Rechtspopulismus. Es gibt Rassismus, Alkoholismus und Eifersucht. Den Kampf ums Klima, die Angst vor einem Krieg. Zukunftsängste werden thematisiert. Mehrfach testen die Heranwachsenden Drogen. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Ergebnis ist das Drama überfrachtet.

Erklärungen sind nicht die Stärke des Dramas. Susanne unterhält eine nicht näher erklärte Freundschaft zu einer Familie in Frankreich; die Mütter telefonieren unregelmäßig. Lilith Grasmug als mit Problemen belastete Fanny und Josefa Heinsius als Lena mit Kampffrisur spielen annehmbar. Nina Hoss als Susanne fällt nicht auf.

Fazit
Das Drama "Tandem" spricht eine Unmenge an Konflikten an und ist dabei konfliktscheu, vertieft nichts. Im Fernsehprogramm denkbar.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Alternativtitel: Tandem – In welcher Sprache träumst du • Foreign Tongue • Langue Étrangère
Land: BelgienDeutschlandFrankreich
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 101
Genre: Drama
Stichwort: Coming of Age

Verleih: Port au Prince Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 24.10.2024

Regie: Claire Burger
Drehbuch: Claire Burger • Léa Mysius

Schauspieler: Josefa Heinsius (Lena) • Lilith Grasmug (Fanny) • Chiara Mastroianni (Antonia) • Nina Hoss (Susanne) • Jalal Al Tawil (Anthar) • Yuri Völsch (Lukas) • Christa Rockstroh (n.n.) • Jakob Diehl (Tobias) • Prune De Moya (Élève) • Raffaela Lanci (Raffaela) • Anna Hedderich (Justine)

Produktion: Marie-Ange Luciani
Szenenbild: Pascale Cosigny
Kostümbild: Isabelle Pannetier
Maskenbild: Anett Weber • Dorothea Wiedermann
Kamera: Julien Poupard
Ton: Julien Sicart
Musik: Rebeka Warrior
Schnitt: Claire Burger • Frédéric Baillehaiche

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Bild: Port au Prince Pictures

1 customer review

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15.09.24
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