Drama über eine junge Frau mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Das Langfilm-Regiedebüt von Thomas Durchschlag ist ein kammerspielartiger Kunstfilm, der die Nähe-Distanz-Probleme einer jungen Frau beleuchtet. Maria (Lavinia Wilson) hat ein Problem mit Nähe. Sie flüchtet sich in sexuelle Abenteuer, komplimentiert ihren Lover aber am folgenden Morgen mit harschen Worten aus der Wohnung. Derart springt sie auch mit ihrer Dauer-Affäre Wolfgang (Richy Müller) um. Der nimmt den Rauswurf einigermaßen gelassen, denn auf der anderen Seite kriegt er Maria ohne Umschweife ins Bett.
Erst als die junge Frau den Studenten Jan (Maximilian Brückner) trifft, ändert sich ihr Verhalten. Nach anfänglicher Sprödheit, beginnt eine zaghafte Öffnung, die ihre Ängste wiederholt zu ersticken drohen. Jan ist zwar verwirrt, doch Maria findet für ihr seltsames Verhalten plausible Erklärungen. Egal ob sie in Alkohol flüchtet oder sich ihre Stimmungen unvermittelt ins Gegenteil verkehren. Jan scheint endlich der verständige Mann zu sein, auf den sie schon immer gewartet hat. Sie bricht ihre Therapie ab, kappt die Verbindung zu Wolfgang – um in ein großes Loch zu fallen, als Jan für einige Tage nach Holland fährt. Die alten Strukturen brechen erneut auf. Sie bestraft sich selbst für ihr Verhalten, landet sogar mit Wolfgang im Bett. Das ist für Jan eine gewaltige Ohrfeige, doch vielleicht wird ihre Beziehung diese harte Probe überstehen.
Kritik
Im Film "Allein" liegen Licht und Schatten nahe beieinander. Bei den Darstellern bedeutet es, dass Maximilian Brückner mit seiner Rolle nicht sonderlich gut zurechtkommt. Sein Spiel ist nur teilweise glaubwürdig – er stolpert in vielen Szenen über die Dialoge. Strafverschärfend kommt hinzu, dass seine Rolle als softer Frauenversteher von Haus aus keine Traumrolle ist. Wesentlich besser kommen Richy Müller und Lavinia Wilson mit den künstlichen, gerupften Dialogen zurecht. Richy Müller etwa verkörpert das Ekelpaket sehenswert. Während es Lavinia Wilson gelingt, die gebeutelte Frau sympathisch und, soweit es möglich ist, natürlich darzustellen.
Die formalen Rahmenbedingungen machen "Allein" zu einem schwierigen Film. Die plakative Nacktheit erzeugt beispielsweise keine Nähe oder Erotik. Zwischenmenschliches bleibt ausgespart, im Vordergrund steht die Fallstudie, der es auf Dauer gesehen, an Bandbreite mangelt. Der Stil ist durchgehend und fängt einige schöne Bilder ein. So symbolisiert ein Kunstwerk, die Trennung des Nichtgetrennten. In der Summe rund ergibt es eine kammerspielartige Versuchsanordnung. Und die scheint als TV-Film besser aufgehoben als im Kino.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 88
Genre: Drama
Verleih: Zorro Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 04.08.2005
Heimkino: 07.04.2006
Regie: Thomas Durchschlag
Drehbuch: Thomas Durchschlag
Schauspieler: Lavinia Wilson (Maria), Maximilian Brückner (Jan), Richy Müller (Wolfgang), Victoria Mayer (Sarah) • Tobias van Dieken (Nico) • Holger Kunkel (Rasmus) • Peter Fieseler (Yuppie) • Daniel Drewes (Taxifahrer)
Produktion: Joachim Ortmanns
Kamera: Michael Wiesweg
Musik: Maciej Śledziecki
Schnitt: Ingo Ehrlich
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Bild: Zorro Film