Alles was ich an euch liebe

Kinoplakat Alles was ich an euch liebe

Leni ist attraktiv und von Beruf Fernsehansagerin. Rafi ist Literaturprofessor und ziemlich romantisch. Die beiden wollen heiraten. Was an sich nichts Besonderes wäre, wenn nicht Leni eine spanische Jüdin wäre und Rafi Palästinenser. Und wenn nicht Lenis Familie etwas, um es zurückhaltend auszudrücken, exzentrisch wäre.

Der Film "Alles was ich an euch liebe" spielt in Spanien. Leni Dalinsky (liebenswerte Zicke: Marian Aguilera)ist von Beruf Fernsehansagerin. Sie ist attraktiv, unabhängig und ziemlich neurotisch. Wobei ihre betonte Unabhängigkeit eigentlich nur ihre Unsicherheit gegenüber Männern verbergen soll, was wiederum in ihrem zickig-neurotischen Gebaren mündet. Leni hat ziemlich viel Pech mit dem männlichen Geschlecht gehabt und glaubt nun in dem hoffnungslos romantischen Softi Rafi den idealen Partner gefunden zu haben. Rafi (ungeschickter Romantiker: Guillermo Toledo) lebt seit seinem siebten Lebensjahr in Spanien, ist aber immer noch tief innen Palästinenser. Er arbeitet als Literaturprofessor an der Universität, gehört zu den Intellektuellen, und liebt Leni über alles. Dass er als Palästinenser sich nun ausgerechnet in eine etwas überkandidelte Jüdin verliebt hat, bereitet ihm aber doch einige Sorgen. Vor allen Dingen auch deshalb, weil Leni ihn endlich ihren Eltern vorstellen will, die keine Ahnung davon haben, dass Rafi Palästinenser ist. Leni überschüttet deshalb Rafi mit Verhaltensmaßregeln, während sie ihm Aufzug nach oben zur Wohnung ihrer Eltern fahren. Rafi hat keine Ahnung, was das denn eigentlich soll - bis er ihre Familie kennenlernt.

Da ist die Mutter Gloria (tolle hysterische alte Jungfer: Die argentinische Schauspielerin Norma Aleandro), die mit ihren 58 Jahren durchaus noch attraktiv ist, die sich aber wie eine hysterische alte Jungfer benimmt. Ihre Familie ist ihr Leben, auch wenn sie seit der Geburt ihres Sohnes David (amüsanter Spinner: Fernando Ramallo) vor 19 Jahren keinen Sex mehr hatte. Gloria hatte ihren Ehemann Ernesto aus Liebe geheiratet und ist damit, ihrer Ansicht nach, voll auf die Schnauze gefallen. Dieses Schicksal möchte sie ihrer Tochter Leni ersparen, deshalb betrachtet sie den gutmütigen Rafi mit seiner Brille und dem Bart von vorneherein mit unerschütterlichem Misstrauen. Dann gibt es den Bruder David, der noch zu Hause wohnt und noch nie etwas mit einem Mädchen hatte. Er hat seine unausgelebte Leidenschaft in neue Bahnen gelenkt: er beschloss, praktizierender Jude zu sein und zwar einer von der harten Sorte. Er sorgt dafür, dass jede einzelne Vorschrift, und sei sie auch noch so klein und unbedeutend, eingehalten wird, was den Rest seiner Familie langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Leni hat auch eine Schwester. Sie heißt Tania (attraktive Verführerin: Maria Botto), ist 29 Jahre alt, hat eine 6-jährige Tochter, ist alleinerziehende Mutter, und ziemlich nymphoman veranlagt. Was Rafi sehr bald zu spüren bekommt. Tania wohnt mit Tochter Paula (überzeugend gestört: Alba Molinero) noch bei den Eltern. Paula ist auch so eine Sache für sich. Die altkluge 6-jährige pflegt nur mit einem Kissen unter dem Kleid vor dem Bauch herumzulaufen und im Brustton der Überzeugung zu behaupten, dass sie mit Zwillingen schwanger sei. Ebenfalls in der Wohnung lebt Großvater Dudu: 80 Jahre und kein bisschen weise, dafür dauerhaft geil, blind, und fest davon überzeugt, zur Verteidigung des Staates Israel immer ein geladenes Gewehr im Schrank haben zu müssen. Fehlt nur noch der Vater Ernesto, der aber durch Abwesenheit glänzt. Dafür gehört durch Zufall noch ein Entenküken zum Haushalt. In dieses Tollhaus gerät Rafi als Ehemann in spe und dieser doch etwas ungewöhnlichen jüdischen Familie will Leni klar machen, dass sie beabsichtigt einen Palästinenser zu heiraten! Wobei dem ungeschickten Rafi auch noch ein furchtbares Malheur passiert: er soll einen Block gefrorener Suppe aus dem Behälter nehmen, Rafi entgleitet das rutschige Etwas und fliegt in hohem Bogen aus dem Fenster, fällt auf den Gehweg und einem vorbei gehenden Passanten direkt auf den Kopf. Der stürzt zu Boden und rührt sich nicht mehr. Rafi ist fest davon überzeugt, den Mann im grauen Mantel umgebracht zu haben, und zu seinem Entsetzen verdichtet sich immer mehr der Verdacht, dass es sich bei dem "Toten" um Lenis Vater handeln könnte, der gerade auf dem Heimweg war. Leni und Rafi versuchen diesen Vorfall zu vertuschen und gleichzeitig die Tatsache, dass Rafi Palästinenser ist, herunterzuspielen. Was natürlich alles auf höchst amüsante Weise völlig daneben geht.

Kritik

Der Film "Alles, was ich an euch liebe" ist ein absolut unterhaltsamer und gleichzeitig auch durchaus nachdenklich stimmender Film. Das Drehbuch- und Regie-Duo Teresa de Pelegri und Dominic Harari ist damit etwas gelungen, was relativ selten ist: ein amüsanter, witziger, stimmiger und auch melancholischer Film über das mehr als nur gespaltene Verhältnis zwischen Juden und Palästinensern. Der Film "Alles, was sich an euch liebe" ist also sozusagen eine Komödie mit Tiefgang, mit skurrilen Situationen, saukomischen Wortgefechten, boshaften Anspielungen auf gesellschaftliche Zustände, auf religiöse Intoleranz und Vorurteile. Man erkennt sich durchaus teilweise wieder in dieser unendlich chaotischen und überkandidelten Familie namens Dalinsky. Man hört dümmliche, von Vorurteilen geprägte Plattitüden, die einem sehr bekannt vorkommen, und bei denen man trotzdem - oder vielleicht sogar deswegen - Tränen lachen muss. Die hervorragenden Schauspieler agieren so überzeugend witzig und amüsant, wie in dem Film "Alles auf Zucker", einer anderen Komödie über Juden, die so erfolgreich in unseren Kinos gelaufen ist. Überhaupt erinnert mich der Film "Alles, was ich an euch liebe" in vielen Dingen stark an "Zucker": die treffende Beschreibung der jüdischen Lebensart von Juden, die sich nicht mehr so ganz an die jüdischen Vorschriften halten, der umwerfende jüdische Witz und Humor, die exzentrischen Situationen, die entstehen, wenn Juden und Nicht-Juden aufeinandertreffen.

Fazit
Der Film "Alles was ich an euch liebe" ist ein Film voller Witz und Humor, voller Treffsicherheit und auch voller Wahrheiten. Gönnen Sie sich 90 ausgesprochen unterhaltsame Minuten mit einer Riege toller Schauspieler und einer total schrägen und abgefahrenen Geschichte.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: Seres queridos
Land: ArgentinienGroßbritannienPortugalSpanien
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 90
Genre: KomödieRomantik
Verleih: Arsenal Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 01.12.2005
Heimkino: 17.11.2006

Regie: Teresa de Pelegri • Dominic Harari
Drehbuch: Teresa de Pelegri • Dominic Harari

Schauspieler: Guillermo Toledo (Rafi) • Marián Aguilera (Leni Dali) • María Botto (Tania Dali) • Fernando Ramallo (David Dalenski) • Norma Aleandro (Gloria Dali) • Alba Molinero (Paula Dali) • Max Berliner (Dudu Dali) • Mario Martín (Ernesto Dali) • Emiliana Olmedo (Diebin) • Balbino Lacosta (Nachbar) • Paco Martínez (Security)

Produktion: Gerardo Herrero • Mariela Besuievsky
Szenenbild: Soledad Seseña
Kostümbild: Estibaliz Markiegui
Maskenbild: Susana Sánchez
Kamera: Denny Cohen
Musik: Charlie Mole
Schnitt: Fernando Pardo

Anzeige

Kinoplakat Alles was ich an euch liebe Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Arsenal Filmverleih

1 customer review

gut
01.12.05
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.