Eine gelungene deutsch jüdische Familienkomödie. Jaeckie Zucker (Henry Hübchen) ist leidenschaftlicher Spieler. Kein Einsatz ist ihm zu hoch: Ein vorgetäuschter Herzinfarkt, seine Ehe, oder die Beerdigung der Mutter ... Aktuell steht ihm das Wasser bis zum Hals: Die Bank hat ihm den Kredit aufgekündigt und seine Frau Marlene (Hannelore Elsner) hat ihn endgültig vor die Tür gesetzt. In einer Ehe zu tricksen, zu täuschen und zu pokern ist eben doch keine gute Idee. Egal, an welche Tür er auch klopft, man schlägt sie ihm vor der Nase zu. Nur im "Club der Mitte", dessen Buchhalter Jaeckie ist, findet er noch Zuflucht.
Sein letzter Hoffnungsschimmer ist ein mit 100.000 Euro dotiertes Billiardturnier. Doch zunächst fehlt ihm das Startgeld von 5.000 Euro und dann überbringt ihm Marlene die Nachricht, dass seine Mutter gestorben sei und auf dem jüdischen Friedhof in Berlin zu ruhen wünscht. Das bedeutet im Klartext: Jaeckies streng orthodoxer Bruder fliegt nebst Familie ein. Jetzt muss Jaeckie die Mutter heile unter die Erde bringen sowie beweisen, streng jüdisch zu leben, denn nur wenn er gemeinsam mit seinem Bruder sieben Tage lang die Schiwa, die Totenmesse einhält, ist er erbberechtigt. Seiner Mischpoke diese Komödie vorzuspielen sollte ihm nicht schwerfallen, doch plötzlich kommt eine Lawine an (dummen) Zufällen ins Rollen.
Kritik
Deutsche Komödien sind oft genug ein guter Grund nicht ins Kino zu gehen. Dies gilt für "Alles auf Zucker" glücklicherweise nicht. Der Zuschauer merkt der Komödie in einigen Punkten an, dass sie als Fernsehspiel konzipiert ist, aber trotz grießigen Materials macht sie auch im Kino Laune. Die Handlung setzt auf gutes Timing, Gegensätze und spielt gekonnt mit Vorurteilen. Henry Hübchen und Udo Samel als ungleiche Brüder waschen viel schmutzige Wäsche – werfen einander dabei die Bälle gekonnt zu. Ein Wort gibt das andere in dem gut beobachteten Familien-Hickhack. Die pointierten Dialoge stecken voller böser Kleinigkeiten.
Insbesondere Henry Hübchen ist in bester Spiellaune und glänzt mit seiner Darstellung des liebenswerten, aber durchtriebenen Spielers. Die dritte Hauptrolle wurde mit Hannelore Elsner als leidgeprüfter Ehefrau bestens besetzt. Das gilt ebenfalls für die Nebenrollen, die durchgehend gut gewählt sind. Dazu kommen gelungene Einfälle wie der "Club der Mitte", wo Liebesdienerinnen die DDR wieder auferstehen lassen. Hier lässt sich der streng orthodoxe Jude von einer, als Palästinenserin verkleideten, Dame verwöhnen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 90
Genre: Komödie
Verleih: X Verleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 06.01.2005
Heimkino: 29.09.2005
Regie: Dani Levi
Drehbuch: Dani Levi • Holger Franke
Schauspieler: Henry Hübchen (Jaeckie Zucker), Hannelore Elsner (Marlene), Udo Samel (Samuel), Golda Tencer (Golda), Steffen Groth (Thomas), Anja Franke (Jana), Sebastian Blomberg (Joshua), Elena Uhlig (Lilly), Rolf Hoppe (Rabbi Ginsberg), Inga Busch (Irene) • Antonia Adamik (Sarah Zuckermann) • Renate Krößner (Linda) • Axel Werner (Eddy Dürr) • Gada Hammoudah (Janice) • Tatjana Blacher (Tatjana)
Produktion: Manuela Stehr
Kamera: Carl-Friedrich Koschnick
Musik: Niki Reiser
Schnitt: Elena Bromund
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Bild: X Verleih