Muxmäuschenstill

Kinoplakat Muxmäuschenstill

Mux widmet sein Leben der Wiederherstellung der Ordnung im Alltag und der damit einhergehenden Disziplinierung seiner Mitmenschen. Als selbst ernannter Sheriff deckt er Regelverstöße auf und ahndet diese an Ort und Stelle.

Er geht soweit, von den Missetätern sogar eine Aufwandsentschädigung zu verlangen. Wer nicht spurt, wem der Blick auf Mux' Pistole nicht ausreicht, der bekommt Tränengas ins Gesicht gesprüht. Manch einer zahlt auch mit dem Leben. Wie etwa der junge Sprayer, dem der selbsternannte Hilfssheriff den Sprühlack in die Augen sprüht. Der erblindete Junge läuft in einen Nahverkehrszug, der um diese Zeit eigentlich gar nicht fahren dürfte. Folglich trägt die Schuld am Tod des Opfers der Nahverkehr! In seiner Selbsteinschätzung ist Mux (Jan Henrik Stahlberg) das Abbild des edlen Ritters zu Pferde. Nach außen hin tritt er arrogant, selbstherrlich und faschistisch auf.

Zunächst dokumentiert der Streiter für Recht und Ordnung seine Arbeit eigenhändig per Videokamera. Dann stellt er Gerd ein, einen Langzeitarbeitslosen, der ihn an seinen Hund erinnert. Vielleicht weil er so treu und ergeben ist wie sein verstorbener Hund? Später wird Gerd sogar unter der Hundedecke nächtigen. Fortan trottet er neben seinem Chef, wird stummer Zeuge, filmt die Erfolge des Duos. Mux, der versucht sein gesamtes Leben per Kopf zu steuern, unterdrückt auch seine Libido. Trotzdem quält er gerne Frauen und ist erschrocken, dass es ihn antörnt, in der Umkleidekabine eine Ladendiebin zur Herausgabe des geklauten Büstenhalters zu zwingen. Noch mehr verwirrt ihn die Tatsache, dass sogar die Frau das erregend fand. Was für ein Mensch ist dieser Mux? Der Film zeigt ihn nur eindimensional. Etwa während er Hundehalter mit der Nase in die Hinterlassenschaften ihrer Hunde drückt.

Kritik

20 Minuten lang funktioniert das Konzept von "Muxmäuschenstill" gut. Dann wird es anstrengend, denn die Idee ist schnell ausgeschöpft. Mangels einer Entwicklung spitzt man die Vorgänge zu. Mux wird immer selbstherrlicher. Der anfänglich sympathische Rächer mutiert zum selbstgefälligen Psychopathen. Er lässt die Welt an seinem ätzenden Hass teilhaben, verhöhnt die New Economy und erschießt aus Eifersucht seine Freundin.

Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg schrieb sich das Drehbuch auf den Leib. Es wirkt weniger wie ein Kunstprodukt, als vielmehr wie ein Missbrauch mit fließenden Übergängen zwischen der Privatperson Stahlberg und der des Schauspielers. Ein Schauspieler kotzt seine persönlichen Aggressionen aus. Das findet er selbst so begeisternd, dass selbst sein Erbrochenes gefilmt wird. Wenn Mux in seiner Stammkneipe Karaoke zum Besten gibt, dann bereichert es den Film keineswegs, sondern Jan Henrik Stahlberg nutzt wieder eine Gelegenheit, sich selbst zu präsentieren.
Im Ergebnis verliert der Film desto mehr an Wirkung je länger er dauert. Dem Selbstzweck fehlen die Grundlage sowie eine greifbare Aussage. Die Hasstiraden beispielsweise laufen wenig geschliffen ab. Wenige Themen werden stetig wiederholt. Stahlberg begnügt sich mit dem Abdreschen hinlänglich bekannter Phrasen. Dazu wackelt das grobkörnige Bild wie ein Lämmerschwanz. Dieser Dogmastil ist für wenige Minuten authentisch und auf Dauer nervtötend.

Fazit
Jan Henrik Stahlberg, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, nutzt das Medium Film um so richtig vom Leder ziehen. Nach kurzer Zeit wird das Produkt zur Selbstinszenierung.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 10 %


Land: Deutschland
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 90
Genre: Komödie
Verleih: X Verleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 15.07.2004
Heimkino: 28.01.2005

Regie: Marus Mittermeier
Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg

Schauspieler: Jan Henrik Stahlberg (Mux) • Fritz Roth (Gerd Grabowski) • Wanda Perdelwitz (Kira) • Markus von Lingen (Sciroccofahrer) • Joachim Kretzer (Björn) • Oliver Urbanski (Bodo) • Kathrin Spielvogel (Kaufhausdiebin) • Michael Jahnke (Vergewaltiger) • Wolfgang Grindemann (Pädophiler) • Jürgen Ruoff (Mörder) • Milena Dreißig (Mädchen) • Lydia Stange (Tüdelchen)

Produktion: Martin Lehwald
Szenenbild: Andreas Hansch
Kostümbild: Constanze Hagedorn
Maskenbild: Alexandra Skrzypczak
Kamera: Tomas J. Blazek • David Hofmann
Musik: Julian Boyd Phirefones
Schnitt: Daniela Boch • Andrea Guggenberger • Cetin Tutak • Sarah Clara Weber

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Bild: X Verleih

1 customer review

ungenügend
15.07.04
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