Apocalypto

Kinoplakat Apocalypto

Weshalb ging die hoch entwickelte Kultur der Maya unter? Eine Frage, die sich Mel Gibson weder stellt, noch sie zu beantworten versucht. Vielmehr nimmt er diese Frage zum Anlass eine blutige Mär auf die Leinwand zu bringen.

Noch ist das Leben für den Stamm der Maya in Ordnung. Die Männer gehen jagen und spielen sich derbe Streiche. Doch es naht bereits die Bedrohung, denn die Städter plündern die Dörfer der Dschungelbewohner, um ihre Gier nach Menschenopfern befriedigen zu können. Eines Morgens überfallen sie das Dorf in dem auch der Häuptlingssohn Pranke des Jaguar (Rudy Youngblood) mit Frau und Kind lebt. Während es ihm gelingt, seine schwangere Frau und das Kind in einem tiefen Erdloch vor den Angreifern zu verstecken, nehmen die Häscher alle Erwachsenen des Dorfes gefangen. Auch Pranke des Jaguar entgeht ihnen nicht. Bevor sie abtransportiert werden, muss er mit ansehen, wie man seinen Vater ermordet.

Die Überlebenden erwartet ein nicht minder grausames Schicksal. Tagelang müssen sie gefesselt durch reißende Flüsse, heiße Wüsten oder über Berge wandern. Niemand gibt ihnen Nahrung oder etwas zu trinken. Am Ziel der Reise angekommen, werden einige als Sklaven versteigert, der Rest blau angemalt und zur Opferung geschickt. Die Bewohner der Stadt sind verkommenes Gesindel, dass sich gerne an den Opferungen ergötzt, die in Fließbandarbeit ausarten: Ein Menschenopfer hinlegen, das Herz herausreißen, das Gesicht des Sterbenden zeigen, den Kopf abschlagen und die Treppe des Tempels hinabkullern lassen, nächstes Opfer. Pranke des Jaguar kommt eine Sonnenfinsternis zu Hilfe. Die völlig überraschten Priester glauben, der Blutdurst ihres Gottes sei gestillt und schicken die restlichen Opfer zum Wettkampf. Dabei sollen die Gefangenen ihre Freiheit erhalten, wenn es ihnen gelingt, das Ende eines Spielfeldes lebendig zu erreichen. Faire Regeln gibt es nicht und Pranke des Jaguar bringt in Notwehr den Sohn des Häuptlings um. Dafür wird er nun gehetzt. Zunächst rennt er aus Angst davon, dann kommt ihm die Erkenntnis, dass er keine Angst mehr verspürt und er rennt aus Stärke - bis er sein Heimatdorf erreicht.

Kritik

Die Idee des Films klingt spannend. Die Geschichte eines Mannes, der seine Angst überwindet und seine innere Stärke entdeckt. Doch die Handlung ist einfach gestrickt, durchgängig vorhersehbar und erzählt keine richtige Geschichte. Die Darstellung der gutherzigen, doch tumben Dschungel-Mayas ist nicht naturalistisch. Vielmehr zeichnet Mel Gibson schwarz-weiß. Die Guten leben im Dschungel und die Verkommenen in der Stadt. Die Guten fliehen am Ende in den Dschungel, gründen ein neues Volk (fast wie Adam und Eva), während die Städter von den angelandeten Spaniern vernichtet werden. Für mich hat es den Beigeschmack eines Religionsdramas; im übertragenen Sinn der Untergang von Sodom und Gomorrha.

Die Bildsprache kann man als archaisch oder auch als einfach bezeichnen. Menschen werden in allerlei ekelhaften Szenen getötet, wobei die Widerwärtigkeit gerne in Großaufnahme gezeigt wird. Da quillt das Blut aus durchschnittenen Kehlen, Pfeile durchbohren Körper und Köpfe, ein Jaguar frisst einem Menschen das Gesicht weg; zuckende Menschenherzen, frisch aus dem Leib gerissen, hält der Opferpriester in die Kamera, vergiftete Menschen sterben qualvoll. Ich bin mir nicht sicher, ob Mel Gibson (Drehbuch und Regie) das für ausdrucksstark hält oder ob er sein eigenes Leben als Qual empfindet und das bewusst oder unbewusst zum Ausdruck bringt?

Der Sprache lässt er nur eine untergeordnete Rolle zukommen. Die Darsteller sprechen zwar einen Dialekt, der Maya sein soll, doch die Handlung ist so anspruchslos gestaltet, dass jeder Zuschauer die Symbolik der Szenen auch ohne Worte begreift. Und es ist schade, dass Gibson die Dorfbewohner als geistig beschränktes Naturvolk karikiert.

Aus einer simplen Schublade stammt auch die Logik. So gelingt es Pranke des Jaguar mehr als einen Tag lang zu laufen, obwohl er zuvor einige Tage lang nichts zu essen und zu trinken bekam, einen mehrere Tage dauernden Fußmarsch bewältigen musste und vor der Flucht noch von einem Pfeil durchbohrt wurde (das Blut tropft aus zwei Wunden). Damit nicht genug. Der Mann rennt nicht nur schneller als seine Verfolger, es gelingt ihm sogar, vor einem wütenden Jaguar davonzulaufen!

Erkenntnisse wirft der Film über den Haufen. So können die Maya die Sonnenfinsternisse doch nicht vorausberechnen. Und die Pocken gibt es bereits, bevor die Spanier diese Krankheit einschleppen. Einfach gestrickt ist auch die Moral: Wenn die Bösen töten ist es Mord, wenn die Guten töten Vergeltung und Rache – also etwas Gutes.

Fazit
Mit "Apocaplypto" hat Mel Gibson eine Bilderflut geschaffen, deren Unterhaltungswert und Aussage fraglich erscheinen. Und der Film wirft die Frage auf, ob Mel Gibson mit den Menschen unversöhnt ist?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 138
Genre: ActionDrama
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 18 Jahren

Kinostart: 14.12.2006
Heimkino: 27.11.2014

Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Mel Gibson • Farhad Safinia

Schauspieler: Rudy Youngblood (Pranke des Jaguar) • Dalia Hernández • Jonathan Brewer • Morris Birdyellowhead • Carlos Emilio Báez • Amilcar Ramírez • Israel Contreras • Israel Ríos • María Isabel Díaz • Espiridion Acosta Cache • Mayra Serbulo • Iazua Larios • Lorena Heranandez • Itandehui Gutierrez • Sayuri Gutierrez

Produktion: Mel Gibson • Bruce Davey • Ned Dowd • Farhad Safinia
Kamera: Dean Semler
Musik: James Horner
Schnitt: Kevin Stitt • John Wright

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Bild: Constantin Film

1 customer review

ausreichend
14.12.06
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