Das Königreich von Atlantis, das von Aquaman regiert wird, kommt nicht zur Ruhe. Schuld sind die Landbewohner, die den Klimawandel verursachen, der sich auch auf die Meere auswirkt. Das denkt zumindest der Rat. Doch die Triebfeder hinter dem Geschehen ist eine andere.
Der Auftakt des zweiten epischen Abenteuers führt den Helden als freundlich und gestresst ein. Aquaman ist Vater geworden und muss jetzt Held, König und Vater in einer Person sein. Die Alltagsprobleme sollen ihn menschlich und sympathisch erscheinen lassen. Doch sollte ein Held nicht heldenhafte Probleme lösen, anstatt Windeln zu wechseln? Auf die bemühte Einleitung folgt dann ein Schwall an Problemen. Der Rat untergräbt die Kompetenz des jungen Königs. Alte Widersacher tauchen auf und nicht zuletzt muss die Fehde mit dem Bruder beigelegt werden. Wieder steht nicht weniger auf dem Spiel als der Fortbestand des Königreichs Atlantis und damit der Welt.
Wie nicht anders zu erwarten, kommt es in der Folge zu vielen ausufernden Kämpfen, bei denen die Körper der Helden und Heldinnen Erstaunliches aushalten. Nicht immer können die Tricks mithalten, denn sie schwanken zwischen ansehnlich und schlecht gemacht. Gut gefallen die Anleihen an Unterwasserlebewesen, die U-Booten und Tauchgeräten ihre Gestalt verleihen. Seltsam mutet hingegen der Rat an, der auf etwas tagt, das wie eine überdimensionale alte Schreibmaschine aussieht.
Das Schauspiel trägt wenig zum Ganzen bei. Die Dramaturgie ist weitschweifend, lässt mehrere Motivationen zusammenfließen. Das Thema Familie überspannt die Geschichte. Es gibt den Bruderzwist. Die liebende, am Rande stehende Mutter. Aquaman als alleinerziehenden Vater, der damit eine Tradition fortsetzt. Leider ist die Dramaturgie unausgegoren und spinnt keinen Handlungsfaden gezielt aus. Das Baby steht kurz im Mittelpunkt, wird vergessen, ehe ihm eine tragende Rolle zukommt. Der Racheplan schlägt fehl und bleibt ein abgegriffenes Motiv. Der Bösewicht ist ratzfatz ausgeschaltet und erstaunlich schwach. Aquaman ist das Bindeglied zwischen Unterwasser- und Oberwelt. Was kaum genutzt wird.
Die Einflechtung des Klimawandels verleiht dem Film einen aktuellen Bezug und wirkt bemüht. Wie bereits in "Aquaman" gibt es als Gegensatz zum Meer eine Sequenz in der Wüste. Der bekannte Dreizack spielt eine Rolle und bekommt ein schwarzes Gegenstück. Ungünstigerweise kommt ein Kniff zu häufig zum Einsatz: etwas Altes. Ein alter Mechanismus, eine alte Fehde, ein versunkenes Königreich und so weiter. Damit manövriert sich die Handlung aus so mancher Sackgasse und verwundert das Publikum.
Bedauerlicherweise fehlt es "Aquaman: Lost Kingdom" an der Leichtigkeit des ersten Teils, der Bombast macht einen bemühten Eindruck. Das Thema Wasser muss für eine Wassergeburt und ein urinierendes Baby herhalten. Die kleinen Witze lockern den Ernst der Lage nur schlecht auf. Optisch erinnert der Film an viele Vorbilder. Die Parallelen zu Problemen der Menschheit sind aufgesetzt. Ein Endlager erinnert an die leidige Suche nach sicheren Endlagern für radioaktive Abfälle.
Fazit
Der Kritiker kann nur für sich sprechen: In einem Heldenfilm möchte er Helden und Heldinnen sehen, die Heldenhaftes vollbringen und keine Halbmenschen, die gegen ein schlechtes Drehbuch kämpfen, das viel erzählt, aber keine klare Linie hat.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %
Land: USA
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 125
Genre: Abenteuer • Action • Comic • Fantasy • Helden
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 21.12.2023
Regie: James Wan
Drehbuch: David Leslie Johnson-McGoldrick • James Wan • Jason Momoa • Thomas Pa'a Sibbett • Mort Weisinger • Paul Norris
Schauspieler: Jason Momoa (Aquaman) • Patrick Wilson (King Orm) • Yahya Abdul-Mateen II (Black Manta) • Amber Heard (Mera) • Nicole Kidman (Atlanna) • Randall Park (Dr. Stephen Shin) • Temuera Morrison (Tom Curry) • Dolph Lundgren (King Nereus) • Martin Short (Kingfish) • Jani Zhao (Stingray) • Pilou Asbæk (Kordax) • Indya Moore (Karshon)
Produktion: Rob Cowan • Peter Safran • James Wan
Szenenbild: Bill Brzeski • Sahby Mehalla
Kostümbild: Richard Sale
Maskenbild: Jacqueline Bhavnani • Ralph Malani
Kamera: Don Burgess
Musik: Rupert Gregson-Williams
Schnitt: Kirk M. Morri
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Bild: Warner Bros.