Filme über die Freundschaft zwischen Kind und Tier sind ein fester Bestandteil der Kino- und Fernsehlandschaft. Gerne triefen sie vor Kitsch oder schildern Abenteuer, die vom Alltag vollkommen entrückt erscheinen. Ganz frei von Überhöhung ist auch "belle & sebastian" nicht. Die Hündin Belle darf sich als Lebensretterin beweisen. Doch das läuft ohne überzogene Dramatik ab und passt gut in die Handlung.

Die fasst mehrere Abenteuer der sechsbändigen Literaturvorlage zusammen und komprimiert viel Stoff auf Filmlänge. Das grenzt stellenweise an Überfrachtung; trotzdem gelingt es durchgängig die Umstände kindgerecht aufzubereiten – zu dem Preis, dass immer wieder in groben Zügen und mit großen Sprüngen erzählt wird. So ist die Annäherung zwischen Junge und verwilderter Hündin in knappen Schritten aufgezeigt. Später ist Belle verletzt und nach wenigen Szenen und Schnitten wieder vollkommen genesen. Als Erwachsener wünscht man sich dann schon etwas mehr Ausweitung der Themen; doch Kindern mag die geraffte Erzählweise entgegenkommen.

Angesiedelt und umgesetzt ist das große Abenteuer, für einen Film, der die ganze Familie ansprechen soll, erstaunlich schroff. Dafür gibt es zwei ausschlaggebende Gründe. Der Film verlegt die Handlung in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und wählt als Kulisse ein kleines, französisches Bergdorf nahe der Grenze zur Schweiz gelegen. Hier ist die Landschaft karg und die Lebensumstände sind rau. Das macht bereits die Eröffnungsszene klar, in der Wilderer eine Bergziege erschießen. Ihr Junges bleibt verängstigt zurück und wird von Sebastian und seinem Großvater César beherzt gerettet. Doch Gefühle und Zuneigung, auch das zeigt diese Szene auf, werden nur sparsam dosiert. Das junge Zicklein wird von einem Mutterschaf gesäugt und später wieder in die Wildnis entlassen. Man hilft, ohne zu viel Gefühl zu investieren. Ähnliches widerfährt es auch Sebastian, der abwechselnd bei seinem Großvater und seiner Pflegefamilie lebt. Man schenkt ihm Aufmerksamkeit und Zuneigung – doch beides hat seine Grenzen. Abgemildert wird die Schroffheit der Handlung immer wieder durch die schönen Aufnahmen der Natur.

Dass trotz der gewählten Stilmittel, wie der Schroffheit und der oft sehr emotionalen Szenen, ein sehenswerter Film herauskommt, ist in erster Linie der einfühlsamen Regie von Nicolas Vanier zu verdanken. Er zeigt Details auf, die die kleinen Zuschauer nicht immer verstehen werden, die dafür das erwachsene Publikum einzuordnen weiß. Ich denke da an die angedeutete Verliebtheit zwischen der Französin und dem deutschen Soldaten. Und auch das Bild der Deutschen, die im Film Frankreich besetzt halten, entspricht nicht dem Klischee der bösen Besatzer.

Fazit
"belle & sebastian" ist ein ungewöhnlicher Film, der durch seine im positiven Sinn altmodische Machart überzeugt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %

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{joomplucat:69 limit=3|columns=3}Bilder: Ascot Elite