Emotionales Drama über die Durchsetzung eines Lebenstraums. Der elfjährige Billy lebt mit Vater, Bruder und Großmutter in einem winzigen Häuschen inmitten einer schäbigen Arbeitersiedlung in Durham. Die Kohle bestimmt seit Generationen das Leben der Menschen. Selbst jetzt als die Bergarbeiter für bessere Löhne streiken.
Einmal pro Woche geht Billy zum Boxtraining. Nicht weil er das gut kann, sondern vielmehr, weil die Gegend einem heranwachsenden Jungen nicht mehr zu bieten hat. Sein Leben verändert sich von Grund auf ab dem Tag, als in demselben Raum wie das Boxtraining auch das Balletttraining stattfindet. Billy entdeckt seine Liebe zum Tanzen – nicht ohne eine gehörige Portion Selbstzweifel, denn Männer tanzen doch nicht, oder? Ist Ballett denn nicht nur was für Schwule? Billys Lehrerin sieht das ganz pragmatisch: "Wenn du dich nicht wie ein Mädchen fühlst, dann benimm dich auch nicht so!"
Miss Wilkinson ist durchaus nicht so kaltschnäuzig wie sie tut. Sie sei sexuell frustriert, erklärt ihre altkluge Tochter Billy später. Auf jeden Fall hat Miss Wilkinson den sprichwörtlich weichen Kern der hinter der harten Schale steckt. In gewisser Weise soll Billy das schaffen, was die Erwachsenen nicht schaffen: es besser machen. Miss Wilkinson entdeckt in Billy das Talent, was sie vielleicht nicht hatte oder nutzen konnte und sie setzt Himmel und Hölle in Bewegung damit Billy seine Chancen nicht verschläft. Gleichzeitig möchten aber auch Billys Vater und Bruder etwas aus Billy machen - einen echten Mann. Die Konflikte sind vorprogrammiert.
Damit nicht genug ist Billys bester Freund Michael schwul. Gerade zu der Zeit zu der Billy sich fragt, ob nicht nur schwule Männer Balletttänzer werden wollen und an seiner aufkeimenden Männlichkeit zweifelt. Das sind dann zärtliche Momente, wenn Billy seine kalten Hände an Michaels Bauch wärmt – doch Billy hat kein weiteres Interesse am eigenen Geschlecht. Er tanzt, weil er tanzen muss. Es ist für ihn ein Muss und auch der Versuch die Enge seines Lebens zu durchbrechen und der Versuch den eigenen Weg zu finden. Was ihm durch die äußeren Umstände gründlich erschwert wird. Sein Vater ist seit dem Tod der Frau gebrochen und streikt, wie die anderen Bergarbeiter auch, doch der Winter steht vor der Tür und das Geld geht aus. Billys älterer Bruder rebelliert gegen den Vater. Zudem muss sich die Familie und um die geistig umnachtete Großmutter kümmern. Als Miss Wilkinson vorschlägt, Billy solle für die Royal Balletschool in London vortanzen explodiert das Ganze.
Kritik
"Billy Elliot – I Will Dance" ist weniger ein Tanzfilm noch eine Schwulenkomödie – vielmehr ist es ein Sozialdrama. Billys Traum liegt außerhalb der Vorstellungen seiner Familie. Der Vater ist sein Leben lang nie aus Durham herausgekommen, der Bruder kann sich für einen Mann nichts anderes vorstellen, als Bergarbeiter zu werden. Für sie ist es nahezu unmöglich Gefühle zu zeigen, was Billy in seinem Tanz vermag. Als dann sein Vater in der Öffentlichkeit weint, ist es mehr als Worte ausdrücken können. Er ist für seinen Sohn zum Streikbrecher geworden – eine Wendung, die zunächst undenkbar scheint. Billy könnte statt Tänzer auch Maler werden wollen oder Schauspieler. Der Tanz steht für etwas, das jenseits der Realität von Durham steht. Allerdings fehlten dem Film die mitreißenden Tanzszenen.
Die Besetzung ist gut. Die Charaktere sind fein gezeichnet und glaubwürdig. Sie werden in verletzbaren Momenten gezeigt, ohne an den Zuschauer ausgeliefert zu werden. Stellenweise drückt man schon ein wenig auf die Tränendrüse, doch darüber sieht man schnell hinweg angesichts der fesselnden Dichte, die den Zuschauer förmlich in den Film hineinzieht.
Fazit
Mit Billy Elliot – I Will Dance haben die Briten wieder einmal bewiesen, dass sie das Handwerk der Schauspielerei und des Filmemachens beherrschen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %
Land: Großbritannien
Jahr: 2000
Laufzeit ca.: 110
Genre: Drama • Tanz
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 30.11.2000
Regie: Stephen Daldry
Drehbuch: Lee Hall
Schauspieler: Julie Walters (Mrs. Wilkinson) • Jamie Bell (Billy) • Jamie Draven (Tony) • Gary Lewis (Vater) • Jean Heywood (Oma) • Stuart Wells (Michael) • Nicola Blackwell (Debbie) • Mike Elliot (George Watson) • Billy Fane (Mr. Braithwaite) • Carol McGuigan • Joe Renton (Gary Poulson) • Colin MacLachlan (Mr. Wilkinson) • Janine Birkett (Mutter) • Trevor Fox (Jeff Peverly) • Charlie Hardwick (Sheila Briggs)
Produktion: Greg Brenman • Jonathan Finn
Szenenbild: Maria Djurkovic
Kostümbild: Stewart Meachem
Kamera: Brian Tufano
Musik: Stephen Warbeck
Schnitt: John Wilson
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