Mit viel Humor und guten Darstellern stellt der Film die Frage nach Verantwortung und Freundschaft. Für Kristoffer (Nicolai Cleve Broch) steht der Spaßfaktor im Leben an erster Stelle. Sein Job als Plakatierer lässt ihm viel Freiraum. Wann immer es möglich ist, filmt er seine Umgebung per Camcorder und macht daraus ein Video-Tagebuch.
Als er und Geir (Aksel Hennie), der sein Kollege und auch sein bester Freund ist, einen Container mit alten Matratzen entdecken, haben die Kindsköpfe nichts Besseres zu tun, als aus großer Höhe hineinzuspringen. Bei der überstürzten Flucht verliert Kristoffer einige seiner Bänder. Die landen bei einem Fernsehsender, der damit sein Programm auflockern möchte. Über Nacht werden die Tagebücher zu Kult. Das bringt zunächst handfeste Vorteile. So erwacht in Kristoffers Ex-Freundin neues Interesse. Aber mit dem Ruhm kommt auch die Verantwortung. Und in der Hinsicht mangelt es Kristoffer an Reife. Er filmt nicht nur den extrem gehemmten Stig Inge, der aufgrund einer Phobie das Wohn-Einfkauf-Center nie verlässt, sondern auch Geirs privateste Gefühle – gegen dessen ausdrücklichen Wunsch. Dieser sehr wahre Moment gelangt aus Fahrlässigkeit ins Fernsehen ... Doch nicht nur in dieser Hinsicht macht Kristoffer eine schlechte Figur. Auch Henriette gegenüber, die eigentlich nur temporär in der Männer-WG wohnt, lässt er es an Loyalität mangeln. So findet er sich wegen Unklarheiten zwischen zwei Frauen wieder. Plötzlich steht der Moment an, an dem es keine Ausflüchte mehr gibt und Kristoffer endlich einen klaren Standpunkt einnehmen muss.
Kritik
Der Vorspann lässt das Schlimmste befürchten – doch dann folgt ein sehenswerter Film über Freundschaft, Verantwortung sowie den Umgang mit Ruhm. Mitte zwanzig bricht eine Zeit an, in der Weichen gestellt werden. Geir ist ein junger Vater, der sich der Verantwortung für seinen Sohn entzieht. Kristoffer genießt in Beziehungen Sex und Nähe bis zu einem gewissen Punkt; bricht mit den Frauen, sobald es ernster wird. Stig Inge wiederum nagt an einem Kindheitstrauma, das ihn zwanghaft werden ließ. Der Internetdesigner hat seit zwei Jahren das Haus nicht mehr verlassen.
Regisseur Morten Tyldum drehte bislang Dokumentar- und Werbefilme. Sein Spielfilmdebüt nutzt er unter anderem für schöne Seitenhiebe auf die Medienwelt. So kommt es auf einer Party zu einem köstlichen Missverständnis. Zwei "Künstler" verstehen Kristoffers Beruf falsch und glauben, er plakatiere seine Kunst kostenlos in der Stadt. Seine Freundin arbeitet in der Medienbranche und nutzt ihn geschickt aus, um sich hoch zu schlafen.
Als Zuschauer vergisst man schnell im Kino zu sitzen, denn die Schauspieler wirken, als wohnten sie tatsächlich in einer Wohngemeinschaft zusammen. Der Begriff "wie aus dem Leben gegriffen" verdeutlicht dies im positiven Sinn. Der Humor ist gut gesetzt. Kommentare kündigen kommenden Schlamassel an und dennoch kann man von Herzen lachen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 100
Genre: Komödie
Verleih: MFA
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 28.10.2004
Regie: Morten Tyldum
Drehbuch: Lars Gudmestad
Schauspieler: Nicolai Cleve Broch (Kristoffer) • Aksel Hennie (Geir) • Anders Baasmo Christiansen (Stig Inge) • Pia Tjelta (Henriette) • Janne Formoe (Elisabeth) • Henrik Giaever (Martin) • Kim Haugen (Karsten) • Havard Bakke (Dag) • Eivind Sander (Anders) • Anna Bache-Wiig (Line) • Christian Skolmen (Nikolai)
Produktion: Gudny Hummelvoll • Bjørn Jensen • Knut Jensen • Melissa Strickland
Szenenbild: Billy Johansson
Kostümbild: Ingvild Eiring
Maskenbild: Veslemøy Fosse Ree
Kamera: John Andreas Andersen
Musik: Lars Lillo-Stenberg
Schnitt: Eli Nilsen
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Bild: MFA