Cairo Time

Kinoplakat Cairo Time

Ein ausgesprochen ruhiger Film mit sehenswerten Darstellern und einer leider nicht immer stilsicheren Handschrift hinsichtlich Drehbuch und Regie. Eine Frau aus einer nicht mehr intakten Ehe muss der Versuchung widerstehen sich in die Arme eines anderen Mannes zu flüchten.

Die Amerikanerin Juliette Grant (Patricia Clarkson) arbeitet als Redakteurin für die Vogue. Doch nicht Recherchen bringen sie nach Kairo, sondern der Wunsch ihren Mann zu besuchen, der für die UNO arbeitet. Die Ankunft am Flughafen ist enttäuschend: Statt des Mannes erwartet sie ein Stellvertreter: Tareq Khalifa (Alexander Siddig). Er bringt Juliette ins Hotel und bietet sich als Touristenführer an.
Zunächst lehnt Juliette Tareqs Dienste dankend ab. Doch die ersten Erkundungsgänge auf eigene Faust erweisen sich als Fehlschläge: Als Ausländerin wird sie von den einheimischen Männern als Freiwild betrachtet. Deshalb greift sie gerne auf das Angebot zurück. Gemeinsam erkundet man die Stadt und es entspinnt sich eine Anziehung zwischen Mann und Frau - die durch das Erscheinen des Ehemannes ein jähes Ende findet, noch ehe aus der Anziehung Liebe werden kann.

Kritik

Eine klassische Liebesgeschichte sollte es werden. Eine, in der Männer noch ritterlich sind und Frauen verführerisch. Das Ergebnis trägt dem Anspruch nur zum Teil Rechnung. Es ist stimmig, dass die Liebe nur aus Blicken, kleinen Gesten oder einem flüchtigen Kuss besteht und das Meiste zwischen den Zeilen passiert. Damit nur schwer vereinbar ist die bisweilen ungelenk, holperige Erzählweise, die mit ihren aufdringlich eingefangenen Klischees und der Reisebüro-Romantik ärgert.

Die Widersprüchlichkeit setzt sich bei der Hauptfigur fort. Die Schauspielerin Patricia Clarkson spielt Juliette nuanciert. Drehbuch, Regie und Garderobe zeigen sie hingegen als eine Frau, der entweder das Einfühlungsvermögen für ein fremdes Land und seine Mentalität fehlt oder der die Belange und Wünsche ihres Gastgeberlandes egal sind. Vielleicht soll es auch eine unterschwellige Kritik am Auftreten von Amerikanern sein oder ein ungeschickt dargestelltes Selbstbewusstsein. Wie auch immer. Ihr Auftreten ist jedenfalls unangemessen und unangenehm. So betritt sie in ein Café, ohne zu bemerken, dass sich dort ausschließlich Männer aufhalten. Als sie auf den Umstand aufmerksam gemacht wird, fragt sie nur, wo sich die Frauen aufhalten? Sich selbst infrage zu stellen scheint ihr fremd zu sein. Weiterhin missfällt ihre Kleidung. Bei ihrer Ankunft in Kairo ist die Bluse bis kurz über den Bauchnabel aufgeknöpft, später, bei dem Besuch einer Hochzeit, sind die Brüste nur spärlich bedeckt. Dass die Frauen des Landes sich verhüllen, scheint Juliette nicht aufzufallen und auch nicht zum Nachdenken zu bewegen.

Ihr Gegenpart ist Tareq, der das Ungeschick der Ausländerin entweder aus Taktgefühl oder aus stoischer Ruhe übersieht. Sie muss schon Klopfer bringen, wie seine Galabija als Kleid zu bezeichnen, damit Tareq kurzfristig nach Luft schnappt. Wie das Drehbuch es will, findet er trotzdem Gefallen an ihr. Dass sie am Ende doch nicht zueinander finden liegt an zweierlei: Sie ist verheiratet und ihr abwesender Ehemann steht ständig wie ein unsichtbarer Dritter im Raum. Grund zwei: Der Film hält es für romantischer, wenn es beim Sehnen bleibt und die zwei Liebenden wie die sprichwörtlichen Königskinder nicht zueinander kommen.

Ein weiterer tragender Faktor hätte die Stadt Kairo werden können. Doch der Film zeigt die Stadt nicht als orientalischen Zauber, sondern bunt, laut und heiß. Die Szenen wirken gerne ungelenk und erinnern an einen Film, mit dem ein Reisebüro für Reisen nach Ägypten wirbt.

Fazit
Patricia Clarkson und Alexander Siddig spielen angenehm fein. Die restlichen Aspekte stehen dazu in seltsamen Gegensatz. Die unangenehme Zeichnung der weiblichen Hauptrolle verdirbt ein Mitfühlen und Mitschwelgen und ich ziehe es vor, Kairo in anderer Gesellschaft und auch nicht als Pauschalreisender zu entdecken.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: ÄgyptenIrlandKanada
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 88
Genre: RomantikSpielfilm
Verleih: Alamode Film
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 01.09.2011
Heimkino: 10.02.2012

Regie: Ruba Nadda
Drehbuch: Ruba Nadda

Schauspieler: Patricia Clarkson (Juliette Grant) • Alexander Siddig (Tareq Khalifa) • Elena Anaya (Kathryn) • Amina Annabi (Yasmeen) • Tom McCamus (Mark) • Mona Hala (Jameelah) • Fadia Nadda (Hanan) • Mohamed Abdel Fatah (Zollbeamter) • Hossam Abdulla (Gepäckträger) • Nabil Shazli (Manager) • Ahmed Ghareeb (Anbieter) • Hanafi Mohamoud El Gazar (Verkäufer)

Produktion: David Collins • Daniel Iron
Szenenbild: Tamara Conboy • Hamed Hemdan
Kostümbild: Brenda Boer
Maskenbild: Monica Huppert
Kamera: Luc Montpellier
Ton: Robert Fletcher
Musik: Niall Byrne
Schnitt: Teresa Hannigan

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Bild: Alamode Film

1 customer review

befriedigend
01.09.11
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