Catwoman

Kinoplakat Catwoman

Mythos auf Abwegen. Während wir Deutschen wegen der Rechtschreib-Reform 2004 daran zweifeln, ob Dinge nicht mehr oder schon wieder zusammengeschrieben werden, schert sich Hollywood wenig um Zusammenhänge. Catwoman, ursprünglich im Batman-Universum angesiedelt, erfindet Bob Kane in seinem Drehbuch grundlegend neu. Er gestaltet einen einfachen Mythos, den der Vorspann hinlänglich erklärt.

Beginnend bei der Katzenverehrung im alten Ägypten, leitet er bis in die Jetztzeit über, wobei er aufzeigt, dass es schon immer Katzenfrauen gab. Es bedürfte keiner weiteren Erklärung - trotzdem trifft Catwoman nach ihrer Verwandlung die gute Fee (in Gestalt einer Wissenschaftlerin), die noch einmal alles zum Mitschreiben erklärt: Demnach wurde Patience (Halle Berry) von einer Tempelkatze namens Midnight geprüft, für würdig befunden und im entscheidenden Moment durch deren Odem wiederbelebt.

Nach Erhalt der Superkräfte tritt sie nicht unverzüglich ihren Rachefeldzug an, sondern schlendert erst einmal durch die Weltgeschichte. Gute 50 Minuten dauert das Vorgeplänkel. Zunächst ist sie ein modernes Aschenputtel; gekleidet in Sack und Asche. Erträgt die Launen ihres Chefs (Lambert Wilson), der gemeinsam mit seiner Frau einen Beauty-Konzern leitet. Deren Ehe ist zerstritten. Das Ex-Modell Laurel (Sharon Stone), hat die Nase voll von der Untreue ihres Mannes. Er hat das Interesse an ihr verloren, da sie über 40 ist. Als Patience / Catwoman eines Nachts zufällig das grauenvolle Geheimnis des neuen Verkaufsschlagers der Firma entdeckt, befiehlt die fiese Laurel ihren Tod. Damit nicht genug, nutzt sie sogar Catwomans Rachefeldzug um ihren Gatten aus dem Weg zu räumen und die Leitung des Konzerns zu übernehmen. Doch Catwoman entkommt aus der Gefängniszelle.

Kritik

Regisseur Pitof arbeitete bislang als Supervisor für Special Effects sowie als Drehbuchautor. Das mag seine stark visuelle Handschrift erklären. Vom anfänglich unspektakulären Bildaufbau gleitet der Film immer stärker in eine Musik-Videoclip-Ästhetik. Catwoman wandert darin auf Dachfirsten wie auf dem Catwalk, wackelt mit dem Hinterteil und knallt mit der Peitsche. Weil es dem Effekt nutzt, herrscht in allen Nächten Vollmond. Trotz der ausgestellten, weiblichen Reize, ist die Handlung prüde. Nach dem Schäferstündchen trägt ihr Lover, beim Gang zum Kühlschrank, eine Jeans, aus der die Boxershorts herausschauen. Sie trägt ein Oberteil mit Spaghettiträgern, verweilt zudem züchtig unter der Bettdecke.

In den "Batman Comcis" hat die Katzenfrau eine Schwäche für Diamanten. Im Film kann sie ägyptischem Schmuck nicht widerstehen. Ansonsten mutiert die Verbrecherin zum zahmen Bad Girl, das bekanntlich nicht nur in den Himmel kommt, sondern überall hin. Überschreitet ihre böse Seite das Gesetz, gleicht es die gute Seite wieder aus. Beispielsweise bringt sie die Beute zurück und hinterlässt als Entschuldigung bunte Cupcakes mit Zuckerguss.

Wahrscheinlich versucht der Verleih einen Spider-Man fürs weibliche Publikum zu etablieren, denn nicht nur die Kamera erinnert an den Spinnen-Mann, selbst Halle Berrys Bewegungen gleichen mehr einer Spinne – respektive einem Frosch – als katzengleicher Geschmeidigkeit. Des Weiteren ist das Drehbuch auf eine weibliche Zielgruppe zugeschnitten. Im Vordergrund stehen Themen wie: Die beste Freundin. Wie angele ich mir einen Mann? Wie bleibe ich jung und schön? Erst dann kommt die Rache. Die Bedrohung der Menschheit steckt nicht in geklauten Atomwaffen, sondern in Cremetöpfen, deren Inhalt abhängig macht, dabei die Haut in Marmor verwandelt, oder bei Absetzen Hautkrankheiten auslöst. Da Schönheit nicht alles ist, aber ohne Schönheit alles nichts, trägt Sharon Stone die weiße Masse gleich Zentimeter dick auf, obwohl sie die Nebenwirkungen kennt. Fragen Sie mich bitte nicht, nach der Logik dahinter. Ich fürchte, die kennt nicht einmal das Drehbuch.

Der Plot ist eigenwillig, seine Umsetzung ärgerlich. Die Frauen im Film sind jung und schön. Selbst Sharon Stone (Jahrgang 1958) sieht kaum älter aus als Ende 20 – außer in den wenigen Nahaufnahmen. Für ihren Alterungsprozess straft sie das Leben: Bislang Aushängeschild des Konzerns, muss sie den Thron für eine Jüngere räumen. Damit nicht genug werden ihre Konterfeis demonstrativ aus der Konzern-Lobby entfernt. Dazu passend, wird sogar der Endkampf zwischen den Kontrahentinnen vor Plakatwänden ausgetragen, die Modellgesichter zeigen. Die böse Sharon Stone stürzt zu Tode, doch die eigentliche Strafe besteht darin, dass eine Nahaufnahme ihr gealtertes, entstelltes Gesicht zeigt.

Die überzeichnete Handlung ist weitgehend langweilig, ihre Logik ist bisweilen bizarr. Die Grafikerin muss eine neue Anzeigenkampagne entwerfen und sie bis Mitternacht abliefern. Nachts stolpert sie dann zur Fabrikhalle am Stadtrand. Dort ist der Zugang der "Restricted Area" unverschlossen, sie wird ermordet. Ihre beste Freundin bekommt bei jedem Eincremen mit der firmeneigenen Hautcreme Kopfschmerzen, aber nie auf die Idee, Schmerz und Creme in Bezug zu setzen. Die grobe Bildsprache setzt auf einfaches Verstehen. Dabei schafft sie es, den Mythos gründlich zu entzaubern. Gedankliche Verknüpfungen zwischen Katzenfrauen, Erotik, Unergründlichkeit oder Tiefgang sollte die Zuschauerin schnell vergessen.

Halle Berry rettet den Film nur bedingt. Ihr Auftreten im schwarzen Lederkostüm ist zweifelsohne visuell verschärft. Trotzdem hätte es dem Regisseur auffallen müssen, dass seine Catwoman in erotischen Szenen albern wirkt. Außerdem geht ihr jegliche Katzenhaftigkeit ab. Anfangs tappt sie ungelenk herum, später imitiert sie weiten teils Spider-Man. Die restlichen Darsteller sind nicht mehr als Staffage. Ihre Geschichten werden angerissen und enden im Nichts, wie das Schicksal der besten Freundin.
Eine Randbemerkung: Das Presseheft spricht von der Verwirklichung der Frau! Gut, dass ich keine bin, denn nachts in schwarzer Lederkluft auf Hausdächern zu turnen ist nicht mein Ding.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 104
Genre: ActionComic
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 17.08.2004
Heimkino: 18.01.2006

Regie: Pitof
Drehbuch: Bob Kane • Theresa Rebeck • John Brancato • Michael Ferris

Schauspieler: Halle Berry (Patience / Catwoman) • Sharon Stone (Laurel) • Lambert Wilson (George) • Benjamin Bratt (Tom Lone) • Frances Conroy (Ophelia) • Alex Borstein (Sally) • Michael Massee (Armando) • Byron Mann (Wesley) • Kim Smith (Drina) • Christopher Heyerdahl (Rocker) • Peter Wingfield (Dr. Ivan Slavicky) • Berend McKenzie (Lance) • Ona Grauer (Sandy) • Landy Cannon (Randy) • Judith Maxie (Juwelierin) • Ryan Robbins (Barkeeper)

Produktion: Denise Di Novi • Edward McDonnell
Szenenbild: Bill Brzeski
Kostümbild: Angus Strathie
Maskenbild: Jayne Dancose
Kamera: Thierry Arbogast
Musik: Klaus Badelt
Schnitt: Sylvie Landra

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

ausreichend
17.08.04
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