Chanson d'amour

Kinoplakat Chanson d'amour

Alain Moreau hat schon mal bessere Tage gesehen. Früher feierte der Sänger leichter Unterhaltungsmusik rauschende Erfolge, jetzt ist er alt und beleibt, sein Charme hat auch schon zu bröseln angefangen, und es reicht nur noch für bescheidene Engagements beim Tanztee oder Tanzabenden in der Provinz. Da lernt der etwas schmierige Entertainer die junge Maklerin Marion kennen.

Der Film "Chanson d'amour" ist der dritte Spielfilm des französischen Regisseurs Xavier Giannoli. Der Film spielt in der französischen Provinz. Alain Moreau (ein überraschend guter Sänger: Gérard Depardieu, bekannt aus "Wie sehr liebst du mich?" und "Noch einmal Ferien") ist das, was man in der französischen Provinz einen Chanteur de bal nennt, einen Ballhaus-Sänger, der beim Tanztee, bei Tanzabenden und bei Firmenfeiern mit seiner Kapelle Chansons und Schlager der leichten Art zum Besten gibt. Früher war Alain eine Berühmtheit, jetzt sind seine besten Jahre vorbei, aber er ist immer noch eine echte Lokalgröße. Früher war Alain ein recht attraktiver, charmanter Mann, jetzt ist er alt, färbt sich alberne blonde Strähnchen ins schütter werdende Haar, trägt viel zu auffällige und schlecht sitzende Sakkos, hat einen Bauch, und sein Charme ist inzwischen auch eher schmierig als bezaubernd. Mit einem Wort: Alain ist eigentlich ein abgehalfterter Entertainer, der schon bessere Tage gesehen hat. Aber sein – überwiegend älteres – Publikum bleibt ihm treu. Er kennt ihre Vorlieben, er kennt ihre musikalischen Wünsche, und es gibt bei ihm auch immer ein Gewinnspiel. Sollte er früher mal von einer glänzenden Karriere mit Auftritten im Pariser Olympia geträumt haben – heute ist er zufrieden, wenn er sein überschaubares Publikum einen Abend lang glücklich gemacht hat. Obwohl er immer noch seine Träume hat.

Zu einem seiner Auftritte kommt sein Freund Bruno (Mathieu Amalric, bekannt aus "München" und "Marie Antoinette") mit ein paar Leuten. Bruno hat eine Maklerfirma und mit dabei ist auch die junge, bezaubernde Maklerin Marion (hin- und hergerissen: Cécile De France, bekannt aus "L'Auberge Espagnole"). Alain sieht Marion und ist hin und weg. Er verliebt sich aus dem Stand in die junge, zarte Frau. Und macht auch kein Hehl daraus. Marion, die auch von ihrem Chef Bruno angehimmelt wird, weiß nicht so recht, was sie davon halten soll. Die provinzielle Welt des Alain Moreau ist ihr, der Pariserin, vollkommen fremd. Andererseits fühlt sie sich geschmeichelt, dass ein so viel älterer und lebenserfahrener Mann ihr auf rührend altmodische Weise den Hof macht. Und weil sie nichts Besseres zu tun hat, geht sie mit Alain sogar ins Hotel. Doch am Morgen, als er noch fröhlich trällernd das gemeinsame Frühstück zubereitet, verdrückt sie sich ohne ein Wort. Zunächst ist Alain dadurch gekränkt, aber nicht entmutigt. Er will Marion wiedersehen, und weil sie Maklerin ist, wird er eben ein Haus kaufen. Und so gibt es anschließend viele Treffen, die jeweils in Häusern und Wohnungen, die Marion als Maklerin betreut, stattfinden.

Marion beginnt dabei diesen seltsamen Mann, der einerseits so schwerfällig und tollpatschig ist, und andererseits so einfühlsam und sensibel, immer besser zu verstehen. Und Alain wird von Tag zu Tag klarer, dass Marion nur ganz wenig von sich offenbart, weil sie irgendetwas zu verbergen hat. Aber auch Alain ist nicht ganz ehrlich. Er war schon einmal verheiratet, mit Michéle (Christine Citti). Sie sind zwar geschieden, haben aber immer noch ein enges Verhältnis, an dem auch Michéles neuer Lebensgefährte Daniel (Patrick Pineau) teilhat. Die beiden versuchen natürlich Alain diese unmögliche Liaison auszureden. Aber Alain will nur eines: Marion.

Aber Marion weiß nicht, was sie will. Oft hockt sie verzweifelt in ihrem Zimmer, von Depressionen geplagt, weil sie nicht weiß, wie sie ihr Leben in den Griff bekommen soll. Marion hat einen Sohn, den sie abgöttisch liebt, den sie aber nicht bei sich haben kann. Der Kleine lebt bei seinem Vater, von dem sie sich mit viel Mühe getrennt hat, und entfremdet sich ihr immer mehr. Und sie weiß nicht, was sie eigentlich mit dem für sie doch viel zu alten Mann anfangen soll, der sie so anrührend umwirbt. Und so geht das eine ganze Weile: mal erhört sie ihn, mal weicht sie ihm aus, mal amüsiert sie sich mit ihm, mal lässt sie ihn einfach abblitzen, mal verspricht sie ihm eine Entscheidung, dann schiebt sie wieder alles auf.

Dann tritt ein Ereignis ein, das alles zu verändern scheint: im Rahmen einer Oldie-Nacht soll Alain im Pariser Olympia mit vielen anderen Chanson-Größen aus den 1960-er und 1970-er Jahren auftreten. Mit all den Stars, deren Chansons er fast jeden Abend nachsingt. Dumm nur, dass Alain schon eine Weile Probleme mit seiner Stimme hat. Aber für diesen Abend wird er wieder fit sein, ganz bestimmt, denn an diesem Abend will er Marion beweisen, was er eigentlich kann. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Kritik

Der Film "Chanson d'amour" heißt im Original "Quand j'étais chanteur – als ich noch Sänger war". Das ist der Titel eines berühmten Chansons von Michel Delpech, das im Film eine große Rolle spielt, weil es mehr oder weniger das Leben Alain Moreaus nach erzählt. Wie auch überhaupt Musik, die wunderschönen Chansons der 1960-er und 1970-er Jahre, eine große Rolle im Film "Chanson d'amour" spielen. Da merkt man erst, dass es damals tatsächlich für jede Situation das passende Chanson, den treffenden Schlager gegeben hat. So singt Gérard Depardieu als Alain Moreau mit überraschend angenehmer und ausdrucksvoller Stimme Lieder von Michel Delpech, Julio Iglesias, Serge Gainsbourg, Mort Shuman, Christophe und Charles Aznavour, um nur die wichtigsten zu nennen. Der absolut hörenswerte Soundtrack des Films "Chanson d'amour" erscheint übrigens am 12. Januar 2007 bei Warner Musik Group Germany.

Mit dem Film selbst hab ich leider nicht allzu viel anfangen können. Die Konstellation: der beleibte, schwerfällige und eher schmierige Provinzcharmeur Alain auf der einen Seite, und die zierliche, introvertierte und unglückliche junge Pariserin Marion auf der anderen Seite, das ist eine Paarung, die für mich einfach nicht funktioniert. Da sind so viele Sachen, die ich einfach nicht verstehe, wie z. B.: Marion, die zurückhaltende, elegante junge Frau, geht sofort mit dem blond gefärbten schmierigen Provinz-Charmeur ins Bett. Er ist einerseits ein schwerfälliger Trampel, und andererseits ein feinsinniger Poet. Sie hat Depressionen, genießt aber andererseits das Spielchen, das sie mit ihm treibt. Irgendwie ist das alles für mich nicht so ganz schlüssig und nachvollziehbar. Aber mit dieser Meinung steh ich vermutlich wieder mal ziemlich allein da, denn die französische Presse überschlägt sich natürlich mit Lobeshymnen auf ihren Superstar Depardieu. Und sogar die Süddeutsche Zeitung schreibt: "Nach dieser bittersüßen Komödie "Chanson d'amour" hat man den Eindruck, das Kino als besserer und gesünderer Mensch zu verlassen." Und die Le Monde Cannes Edition schwärmt: "Während des Nachspanns zu "Chanson d'amour" klatschten die Zuschauer, glücklich darüber, einen so kunstvollen Film über ein Thema gesehen zu haben, das jeden bewegt. Das kurze Aufleuchten verlorener Paradiese, die Erinnerung an unerfüllte Sehnsüchte, die Liturgie des aufgeschobenen Geständnisses. In The Mood For Love." Tja, irgendwie muss mir da in den 112 Minuten, die dieser Film dauert, doch so einiges entgangen sein.

Fazit
Der Film "Chanson d'amour" ist die Geschichte einer bittersüßen Beziehung zwischen einem alternden, abgehalfterten Sänger und einer introvertierten, depressiven jungen Frau, die nicht weiß, was sie will. 112 Minuten geht das Spiel "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht", dann findet doch jeder sein Glück. Unterhaltsam, vor allen Dingen wegen der Chansons und der höchst amüsanten Auftritte Depardieus als Sänger.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 50 %


Land: Frankreich
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 96
Genre: DramaMusik • Romantik
Verleih: Prokino
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 18.01.2007
Heimkino: 08.11.2007

Regie: Xavier Giannoli
Drehbuch: Xavier Giannoli

Schauspieler: Gérard Depardieu (Alain Moreau) • Cécile de France (Marion) • Mathieu Amalric (Bruno) • Christine Citti (Michèle) • Patrick Pineau (Daniel) • Christophe (Christophe) • Jean-Pierre Gos (Philippe Chevalier) • Antoine de Prekel (Martin) • Monique Gailleurd (Organisateur Soirée) • Alain Kruger (Médecin) • Patrick Bordier (Responsable Palais) • Jean-Paul Combes (Patron Aquarius)

Produktion: Pierre-Ange Le Pogam • Edouard Weil
Szenenbild: François-Renaud Labarthe
Kostümbild: Nathalie Benros
Maskenbild: Bilytis Barabas
Kamera: Yorick Le Saux
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Martine Giordano

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Bild: Prokino

1 customer review

befriedigend
18.01.07
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