Johanna Perl, eine ehemalige Spitzensportlerin, geht in Rente. Und langweilt sich zu Tode. Ihre Mutter, die sie hasste, starb vor 7 Jahren. Ihr kann Johanna nicht verzeihen, dass sie den geliebten Vater wegen seiner ständigen Seitensprünge verlassen hat. Aber Johanna selbst hat vor 2 Jahren ihren Ehemann Herbert in die Wüste geschickt, weil er sie ständig betrogen hat. Seit dem lebt sie allein. Da entdeckt sie eine ungewöhnliche Kontaktanzeige in der Zeitung, auf die sie antwortet. Und dadurch lernt sie Johannes Kreuzberger kennen, einen verhinderten Schriftsteller, und Single wie sie. Und 20 Jahre jünger.
Der Film "Du hast gesagt, dass du mich liebst" dreht sich um eine ältere Frau, die ihrem Leben keinen Sinn mehr abgewinnen kann. Er beginnt im Winter. Johanna Perl (exzentrische Rentnerin: Hannelore Elsner) war siebenmal deutsche Meisterin im 200-m-Brustschwimmen, und anschließend Schwimmlehrerin. Jetzt ist die immer noch recht aktive und auch attraktive ehemalige Spitzensportlerin 65 und Rentnerin. Und weiß mit ihrer Zeit nichts mehr anzufangen. Genüsslich liest sie jeden Morgen beim Frühstück die Zeitung, wozu sie vorher nie Zeit hatte. Aber jetzt, wo sie es kann, ist es auch nicht mehr so interessant. Pflicht- und gesundheitsbewusst geht sie jeden Morgen ins Schwimmbad und zieht ihre Bahnen. Aber auch hier ist der rechte Schwung raus, denn es geht ja um nichts mehr. Anschließend marschiert sie ebenso pflichtbewusst jeden Tag auf den Friedhof, wo ihre Mutter liegt. Ihre ungeliebte Mutter, die vor 7 Jahren starb.
Die Tochter kann der Mutter nicht verzeihen, dass sie den geliebten Vater wegen seiner ständigen Affären verlassen hat. Immer wieder hält sie deshalb Zwiesprache mit der Toten. Denn Johanna handelte genauso wie ihre Mutter. Vor 2 Jahren verließ sie ihren Mann Herbert wegen seiner ständigen Seitensprünge. Seitdem ist sie allein. Und jetzt auch noch in Rente. Kein Mensch hat sie auf die Untätigkeit vorbereitet, und Johanna weiß nicht, was sie tun soll. Sie hat keine Hobbys, dazu hatte sie nie Zeit. Also geht sie schwimmen und spazieren, liest Bücher, die sie eigentlich gar nicht interessieren, versucht ihre Kochkenntnisse zu vervollständigen, und denkt über den Tod und das Sterben nach. Denn warum soll sie weiterleben? Es gibt keine Aufgabe mehr für sie, keinen Sinn für ein Weiterleben. Ihre Tochter Sophia ist erwachsen und lebt ihr eigenes Leben. Johanna ist einsam und tödlich gelangweilt. Trotzdem gibt sie einem gepflegten älteren Herrn, die sie auf dem Friedhof anspricht und sie auf einen Kaffee einladen will, einen Korb.
Doch als sie in der Zeitung eine ungewöhnliche Bekanntschaftsanzeige liest, ist sie interessiert. Sie antwortet darauf und tatsächlich ruft der Inserent an. Sie verabreden sich in einem Cafè, ganz altmodisch will er mit einer roten Rose auf sie warten. So lernt Johanna Perl den erfolglosen Schriftsteller Johannes Kreuzberger (ungelenker Charmeur: Johannes Herschmann) kennen. Irgendwie gefällt ihr der große, dünne Mann mit dem Bart und dem jungenhaften Grinsen, der 20 Jahre jünger ist als sie. Sie nimmt ihn mit nach Hause und verbringt die Nacht mit ihm, trotzdem besteht sie auch am nächsten Morgen darauf, dass sie sich weiterhin siezen. Johannes, der von Johanna ganz begeistert ist, ist mit allem einverstanden. Auch, dass nicht er, sondern sie ihn anrufen wird.
Kurz danach erhält Johanna Besuch von Tochter Sophia. Überglücklich erzählt Sophia ihr, dass sie den Mann ihres Lebens kennengelernt hat, den Studenten Michael. Und dass sie ihn unbedingt ihrer Mutter vorstellen möchte. So lädt Johanna ihre Tochter mit neuem Freund und auch Johannes zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Das läuft so gut, dass Johanna Johannes anschließend anbietet, bei ihr einzuziehen. Als sie ein leer stehendes Zimmer ihrer Wohnung dafür ausräumt, fallen ihr alte Fotoalben in die Hände, und Johanna beschließt, mit dem Fotografieren anzufangen.
So hat jeder sein Hobby: Johannes schreibt wie ein Besessener an seinem neuen Roman, und Johanna fotografiert. Beide sind dabei erfolgreich. Johanna kann einen Verleger für ihre Fotos interessieren, und der bringt auch gleich Johannes Roman heraus. Inzwischen ist Sommer, die Welt lächelt den beiden ständig zu, und Tochter Sophia heiratet ihren geliebten Michael. Johannes' Roman "Du hast gesagt, dass du mich liebst" wird ein Erfolg, die Medien beginnen sich für den neuen Autor zu interessieren. Vor allen Dingen eine junge Journalistin namens Denise setzt sich besonders für ihn ein – und mit ihr verschwindet er sang- und klanglos nach Paris. Für Johanna bricht eine Welt zusammen. Hat sie nicht alles für ihn getan? War sie ihm nicht alles, was er sich in seiner Anzeige gewünscht hat, Mutter, Heilige, Hure, Geliebte und Schwester? Dann taucht auch noch Sophia auf und erzählt unter Tränen ihrer Mutter, dass sie Michael hinausgeworfen hat, weil er sie betrogen hat. Johanna weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, und was sie machen soll. Inzwischen ist es wieder Winter geworden und sie flüchtet sich mit ihrer Kamera in den Wald. Als sie dort Zwiesprache mit den Bäumen hält, antworten diese – mit der Stimme von Johannes – und geben ihr einen Rat.
Kritik
Der Film "Du hast gesagt, dass du mich liebst" ist ein Hannelore-Elsner-Film. Das Drehbuch ist ganz auf die hervorragende Schauspielerin zugeschnitten. Wie auch schon vorher die Drehbücher von Filmen wie "Mein letzter Film" 2002, für den sie den Bambi und den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin erhielt, oder "Die Unberührbare" 2000, für den sie ebenfalls den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin bekam. Als großartige Komödiantin konnte man sie erst kürzlich in dem Kassenknüller "Alles auf Zucker" erleben. Auch hier wurde Hannelore Elsner für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Im Film "Du hast gesagt, dass du mich liebst" spielt sie mit der ihr eigenen Überzeugungskraft eine Frau von Mitte 60, und zwar mit allem, was dazu gehört. Sie zeigt ihre Falten, die widerborstigen Haare, aber auch ihre immer noch ausgesprochen attraktive Figur. Als Johanna Perl ist Hannelore Elsner einfach so, wie so viele Frauen in diesem Alter: immer noch aktiv, immer noch attraktiv, aber irgendwie abgeschoben. So nach dem Motto: "Du bist jetzt in Rente und nu' geb' endlich Ruh'!"Aber solche Frauen wollen keine Ruhe geben, und so lässt sich auch Johanna voller Begeisterung und Inbrunst auf die Beziehung mit dem 20 Jahre jüngeren Mann ein. Warum auch nicht. Dass es aber zu Problemen kommen wird, ist klar.
113 Minuten ist der Film lang, und ungefähr 70 Minuten lang ist er stimmig, unterhaltsam, zeigt Situationen, bei denen jede Frau in diesem Alter vermutlich zustimmend mit dem Kopf nickt und sagt: "Ja, genauso ist es." Sogar die gespaltene Beziehung zur Mutter ist verständlich. Aber als sich Johanna dann im Wald auf den Boden in den Schnee legt und Zwiesprache mit den Bäumen hält und auch noch Antwort mit Johannes' Stimme bekommt, gerät der Film auf eine Bahn, die für mich persönlich eher unverständlich ist. Vorher war alles so realistisch, auch wenn das Drehbuch das leider so häufige deutsche Problem der hölzernen, gestelzten Dialoge hat. Aber die beiden hervorragenden Hauptdarsteller lassen das vergessen. Dann gleitet die Geschichte ins Märchenhafte, und man weiß nicht genau, war die Realität vorher das Märchen, oder ist das Märchen von den sprechenden Bäumen die Realität? Irgendwie passt das alles nicht so ganz, und so bin ich ziemlich verwirrt aus diesem Film gegangen.
Fazit
Wer gerne Hannelore Elsner in Bestform sehen möchte, für den ist der Film das Richtige. Bewertung: 9 Punkte für die Schauspieler
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 50 %
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 117
Genre: Drama
Verleih: Kinowelt
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 20.04.2006
Regie: Rudolf Thome
Drehbuch: Rudolf Thome
Schauspieler: Hannelore Elsner (Johanna Perl) • Johannes Herrschmann (Johannes Kreuzberger) • Anna De Carlo (Sophia Perl) • Urs Remond (Bademeister Fritz) • Bastian Trost (Computerverkäufer) • Michael Gerber (Mann auf dem Friedhof) • Guntram Brattia (Nachlassverwerter Frank) • Rainer Laupichler (Brettmann, der Verleger) • Stefan Felmy (Pfarrer) • Lars Löllmann (Michael) • Thomas Zug (Mann im Schwimmbad) • Milena Dreißig (Bedienung)
Produktion: Rudolf Thome
Szenenbild: Susanna Cardelli
Kostümbild: Gabriella Ausonio
Maskenbild: Anja Daum
Kamera: Ute Freund
Musik: Katia Tchemberdji
Schnitt: Dörte Völz-Mammarella
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Bild: Kinowelt