Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Kinoplakat Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Bei Betrachtung der Vergangenheit, die man gerne als gute alte Zeit bezeichnet, neigt der Mensch zur Verklärung. Und der Erinnerung fehlt mitunter die Klarheit. So auch dem Spielfilm von Ben Stiller, der der Zeit der Analogfotografie nachtrauert.

Die Rolle des Walter Mitty (Ben Stiller) meint das, was man im Deutschen als graue Maus bezeichnet. Und die Maus haust, im übertragenen Sinn, in ihrem Loch. Das ist für Walter das Negativarchiv des amerikanischen Life Magazine. Doch die Tage der Zeitschrift sind gezählt, denn die Druckausgabe soll eingestellt werden und die Publikation komplett ins Internet verlegt. Das geht einher mit gewaltigen Einsparungen beim Personal, unter dem die Existenzangst umgeht. Doch noch steht Arbeit an, denn die letzte Ausgabe soll wie gewohnt erscheinen. Und jeder will noch einmal zeigen, was in ihm steckt, um der Kündigung zu entgehen. Aufs Cover soll ein Foto des Haus-und-Hof-Fotografen Sean O'Connell (Sean Penn) und so liegt es an Walter dieses Bild zu liefern. Kein großes Ding - läge das Negativ mit der Nummer 25 vor. Doch es fehlt bereits bei der Anlieferung und bringt Walter in Erklärungsnöte. Die treiben ihn dazu zu einer Reise aufbrechen, die ihn grundlegend verändern wird.

Kritik

Im Film "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" bricht Ben Stiller zunächst zur Suche nach einem Fotonegativ auf. Und allmählich wird die Suche nach dem Materiellen eine Sinnsuche; eine Suche nach sich selbst. Das Schöne daran ist die Aufmachung, die eine Verneigung vor der Glanzzeit der analogen Fotografie ist. Dies fließt – leider nicht durchgängig – in die Bildgestaltung des Films ein. Das Unschöne an dem Film: Es ist nicht klar zu beantworten, ob die Sinnsuche mehr dem Ego von Ben Stiller oder der Unterhaltung des Zuschauers dient.
Denn so handwerklich solide, altmodisch und schön gemacht die Erzählung auch ist. So wenig aussagekräftig bleibt sie am Ende. Ein Mann wird vom Tagträumer zum Helden. Er lernt, dass es nicht lohnt, den Dingen nachzujagen, weil die Dinge schon da sind und nur wahrgenommen werden müssen. Grundsätzlich richtig – und trotzdem nicht Film füllend.

Weitere Erschwernisse liegen in der Dramaturgie. Als Zuschauer muss man einen recht mauen Einstieg über sich ergehen lassen. Erst wenn die Wendung eintritt, begreift man, dass die Eröffnung so zäh ausfallen muss, um dem Umschwung das notwendige Gegengewicht zu verleihen. Der Humor tröstet nur bedingt darüber hinweg. Er lebt teils von Umständlichkeit, die nicht jedem Zuschauer gefällt. Und auch die Tagträumereien, die der spätere Held zu Filmauftakt erlebt, sind Geschmackssache. So ist etwa die Szene mit dem Surfen auf dem Asphalt eher lustig gedacht als lustig gemacht.

Fazit
Im positiven Sinn wirkt der Film wie aus der Zeit gefallen. Welchen Dingen Ben Stiller nun konkret nachtrauert, vermag ich nicht herauszulesen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: The Secret Life of Walter Mitty
Land: USA
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 115
Genre: AbenteuerKomödie
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 01.01.2014
Heimkino: 02.05.2014

Regie: Ben Stiller
Drehbuch: Steve Conrad

Schauspieler: Ben Stiller (Walter Mitty) • Kristen Wiig (Cheryl Melhoff) • Kathryn Hahn (Odessa Mitty) • Adam Scott (Ted Hendricks) • Shirley MacLaine (Edna Mitty) • Sean Penn (Sean O'Connell) • Terence Bernie Hines (Gary Mannheim) • Jonathan C. Daly (Tim Naughton) • Paul Fitzgerald (Don Proctor) • Grace Rex (Cheryls Kollegin) • Alex Anfanger (Teds Kollege) • Amanda Naughton (Kollegin) • Adrian Martinez (Hernando) • Nolan Carley (Angestellter bei Western Union) • Joey Slotnick (Administrator) • Gary Wilmes (Walters Vater)

Produktion: Stuart Cornfeld • Samuel Goldwyn Jr. • John Goldwyn • Ben Stiller
Szenenbild: Jeff Mann
Kostümbild: Sarah Edwards
Maskenbild: Paul Gebbia
Kamera: Stuart Dryburgh
Musik: Theodore Shapiro
Schnitt: Jeff Mann • Kurt Williams

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

befriedigend
01.01.14
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