Das Haus der schlafenden Schönen

Kinoplakat Das Haus der schlafenden Schönen

Ein wohlsituierter, gepflegter alter Mann, er geht auf die Siebzig zu, streift nachts durch die Stadt. Er kann nicht schlafen, denkt immerzu an seine Frau und seine Tochter. Die sind bei einem Autounfall vor 15 Jahren gestorben, und der Mann, sein Name ist Edmond, gibt sich die Schuld dafür. Er besucht seinen Freund Kogi und erzählt ihm von seiner Schlaflosigkeit. Der gibt ihm den Rat, es in einem ganz bestimmten Etablissement zu versuchen. Dort werde ihm geholfen. Edmond geht hin

Der Film "Das Haus der schlafenden Schönen" wurde nach dem gleichnamigen Roman des japanischen Literatur-Nobelpreisträgers Yasunari Kawabata gedreht, der 1974 Selbstmord beging. Der Regisseur und Schauspieler Vadim Glowna nahm Teile dieses Romans, erweiterte die Geschichte, und spielte auch gleich selbst die Hauptrolle des Edmond. Der wohlhabende Geschäftsmann Edmond (Vadim Glowna)führt tagsüber seine Firma. Seine Sekretärin (Mona Glass) assistiert ihm dabei und ist offensichtlich auf den vermögenden Witwer scharf. Mit ihren großzügigen Dekolletés und den engen Röcken versucht sie ihn zu bezirzen. Doch Edmond ist nicht interessiert.

Edmond, ein Mann, der auf die Siebzig zugeht, laboriert immer noch am Unfalltod seiner Frau und seiner Tochter. 15 Jahre ist das schon her, doch er kommt nicht darüber hinweg. Denn insgeheim hegt er die quälende Vorstellung, dass der Unfall gar kein Unfall, sondern ein erweiterter Selbstmord war. Dass seine Frau es mit ihm nicht mehr ausgehalten hat, und die viel geliebte gemeinsame Tochter auch mit in den Tod genommen hat. Dieser Gedanke lässt ihn nicht schlafen. Nachts wandert er über Brücken und Treppen durch das menschenleere Berlin und grübelt vor sich hin. Dann besucht er seinen alten Freund Kogi (Maximilian Schell), dem er von seinen Grübeleien und seiner Schlaflosigkeit erzählt. Kogi gibt ihm den guten Rat, es doch einmal in einem dezenten Privatklub in der Altstadt zu versuchen. Was da genau passiert, darüber hüllt sich Kogi in geheimnisvolles Schweigen. Er erklärt Edmond lediglich, dass ihm der Besuch garantiert Erleichterung verschaffen wird. Er gibt ihm nur die Adresse und Telefonnummer, und empfiehlt ihm, vorher anzurufen.

Edmond ruft schließlich an und lässt sich von seinem Chauffeur eines Abends hinfahren. Es ist ein schmalbrüstiges, altes Haus in einer engen Gasse. Edmond läutet, und eine Frau (Angela Winkler) macht auf, die ihn offensichtlich schon erwartet hat. Sie will Madame genannt werden und sieht aus, wie die gestrenge Erzieherin in einem Mädchenpensionat. Madame führt Edmond eine ausgetretene Treppe hinauf in eine Etage, die die merkwürdige Atmosphäre eines Fin-De-Siecle Salons ausstrahlt. Viel roter Plüsch, viel golden verziertes Inventar, viele anzügliche Bilder. Und viele Türen. Madame erklärt Edmond, dass hinter einer der Türen sein Mädchen auf ihn warte. Und sie erklärt ihm auch die Regeln dieses Hauses. Sein Mädchen ist mit einem Narkotikum betäubt worden und wird vor dem Morgen nicht aufwachen. Es habe also keinen Sinn, die nackte Schöne zu rütteln oder zu schütteln, um sie aufzuwecken. Er dürfe sie berühren, sie streicheln und küssen, aber Geschlechtsverkehr sei streng verboten. Was aber bei dem ziemlich fortgeschrittenen Alter der durchschnittlichen Klientel dieses Etablissements vermutlich kein Thema mehr wäre. Und es sei verboten, irgendwelche Albernheiten mit den schlafenden Mädchen anzustellen. Er könne die ganze Nacht neben ihr verbringen, aber frühmorgens müsse er gehen, bevor sie aufwache. Madam wird ihn rechtzeitig wecken, falls er eingeschlafen sein sollte. Und Madame macht ihn darauf aufmerksam, dass er sich den Mädchen nicht zu erkennen geben dürfe, falls er eine davon zufällig auf der Straße treffe. Die Mädchen würden ihn sowieso nicht erkennen, weil sie ja betäubt waren, und er würde ihnen nur Angst machen, wenn er sie verfolge. Edmond akzeptiert alles.

Dann betritt er das Zimmer. Es ist groß, von ebenso plüschiger Ausstattung wie der Salon. In der Mitte des Zimmers, vom Rest durch einen breiten Paravent abgeteilt, steht das große Bett, auf dem sein Mädchen für die Nacht schläft. Zuerst schreitet er nur um die schlafende Schöne herum, die da nackt und wehrlos vor ihm im tiefen Schlummer liegt. Ein bezauberndes und wunderschön gewachsenes Mädchen, fast noch ein Kind, anmutig und zart, und ihm praktisch hilflos ausgeliefert. Edmond entkleidet sich und legt sich nackt neben sie. Natürlich versucht er sie aufzuwecken, was natürlich nicht gelingt. Dann streichelt er sie, lutscht und saugt an ihren schwellenden jungen Brüsten, küsst den träumenden Mund, streichelt ihre Hüften, ihre Arme. Und ist mit ihr, die auf nichts reagiert, eigentlich ebenso allein wie vorher. Laut erzählt er ihr, die nichts hören kann, seine Gedanken, macht philosophische Abschweifungen und schläft schließlich ein.

Morgens weckt ihn die Madame, sein Chauffeur wartet, und Edmond geht zur Arbeit in seine Firma. Er lässt ein paar Tage vergehen, zügelt seine Begierde, ehe er wieder anruft. Madame erklärt ihm, dass er durchaus Wünsche anmelden kann. Ein älteres Mädchen oder ein jüngeres, eines mit mehr oder weniger Busen, oder – falls ihm danach ist – können es auch zwei sein. Edmond ist überrascht, er war davon überzeugt, jedes Mal dasselbe Mädchen vorzufinden. Bei der nächsten hat er bereits weniger Hemmungen und betatscht und streichelt das Mädchen schon ausgiebiger. Als er zwischendurch einmal aufsteht und aus dem Fenster in den Hof hinuntersieht, entdeckt er dort einen Wagen. Er beobachtet zu seiner Überraschung, dass ein Körper, der in ein Tuch gehüllt ist, von zwei Männern heraus getragen wird. Madame steht daneben und beaufsichtigt alles. Als er am Morgen danach fragt, erklärt sie ihm kühl, dass einer ihrer betagten Kunden neben seiner schlafenden Schönen das Zeitliche gesegnet habe. Um kein Aufsehen zu erregen und seiner Familie die Blamage zu ersparen, habe man die Leiche an einen anderen, weniger verfänglichen Ort gebracht.

Das nächste Mal taucht er unangemeldet in dem Etablissement auf. Madame öffnet ihm und betrachtet ihn, als hätte sie Edmond noch nie vorher gesehen. Kühl bestreitet sie, dass man hier nackte, schlafende Mädchen mieten kann und wirft den protestierenden Edmond ziemlich unhöflich hinaus. Edmond ist entsetzt. Was sollte das? Er geht zu Kogi und erzählt ihm davon. Doch der beruhigt ihn und erinnert ihn, dass er ihm von Anfang an gesagt hatte, dass er immer vorher anrufen müsse. Also ruft Edmond das nächste Mal wieder vorher an und macht mit Madame einen Besuchstermin aus. Als sie ihn hinaufgeleitet, sagt sie ihm, dass er dieses Mal zwei Mädchen vorfinden werde. Edmond ist überrascht, aber, wenn er ehrlich ist, angenehm überrascht. Eine Blonde und eine Brünette erwarten ihn. Und dieser Anblick doppelter weiblicher Schönheit erregt ihn so, dass er eine Erektion bekommt. Brutal packt er die Blonde und reißt ihr die Beine auseinander. Er kuschelt sich zwischen die beiden und erinnert sich an seine erste Begegnung mit der weiblichen Erotik. Das war wohl seine Mutter, erkennt er, an deren Brüste er beim Stillen genuckelt hat. Dann kommen die Erinnerungen an andere Mädchen und Frauen, die Edmond ausführlich mit seinen beiden schlafenden Schönen teilt. Als er sich der Brünetten zuwendet, stellt er fest, dass sie nicht mehr atmet.

Kritik

Vadim Glowna sagt über die Entstehung des Films "Das Haus der schlafenden Schönen": "Es geht um Erotik. Es hat mich immer gereizt, einen Film über Erotik zu machen. Also nicht Porno oder Sex, sondern Erotik. Ein Mann geht in ein Etablissement, das ist kein Bordell, aber es hat ein bisschen damit zu tun. Man muss auch bezahlen. Man kriegt dafür nicht den schnellen Sex, sondern im Bett liegt eine schlafende Schöne, die narkotisiert ist und die bis zum nächsten Morgen durchschläft, die man berühren kann, an die man sich anschmiegen kann, deren Wärme man spüren kann, und neben der man träumen kann."

Tut mir leid, aber was am Film "Das Haus der schlafenden Schönen" erotisch sein soll, entzieht sich mir völlig. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Frau bin. Aber ich finde es ziemlich widerlich, wenn ein nackter alter Mann an den Brüsten einer narkotisierten, jungen nackten Frau herumsabbert, daran lutscht und zupft, an ihr rumgrapscht, sie vorne und hinten betatscht, und sie schließlich mit letzter Kraft auch noch vergewaltigt. Dass das Mädchen davon nichts bemerkt, finde ich noch ekelhafter. Dagegen ist ein Besuch im Puff eine absolut reelle Sache, er zahlt, sie gibt, und damit Basta.

Aber hier? Das soll erotisch sein? Erotik ist ja bekanntlich der Inbegriff all dessen, was sich auf die geschlechtliche Liebe bezieht, also nicht nur auf die rein körperliche, sondern auch auf die geistig-seelischen Beziehungen. Wenn ein alter Mann auf einer betäubten Frau rumtatscht und sich dabei befriedigt, hat das wohl kaum was mit geschlechtlicher Beziehung zu tun. Dazu gehören immer zwei. Und zwar zwei, die beide damit einverstanden sind. Und wenn Edmond beim Befingern seine pseudo-philosophischen Ergüsse verbal absondert, hat das ebenso wenig mit einer geistig-seelischen Beziehung zu tun.

Ich kenne den gleichnamigen Roman von Yasunari Kawabata nicht, der als Vorlage gedient hat, ich kann darüber also nichts sagen. Doch ich kann mir vorstellen, dass diese Situation als geschriebenes Wort eventuell akzeptabler ist. Da bleibt viel für die Fantasie übrig, und die grausame Realität springt einem nicht sofort und unnachsichtig ins Gesicht. Und es hat weder mit Erotik noch mit Porno zu tun, wenn einem Herrn Glownas erigiertes Glied – falls es seines war, und nicht das eines Doubles – plötzlich völlig unmotiviert sekundenlang ins Gesicht glotzt. In einem angeblich philosophisch angehauchten Film brauche ich auch keine detaillierte Beschreibung irgendwelcher "Fötzchen" von kleinen Mädchen, mit denen Herr Glowna irgendwann zu tun hatte. Denn nach eigener Aussage hat er ja "Edmond" mit seinen Erlebnissen und Erinnerungen ausgestattet.

Nur zur Information: Herrn Glownas Recherchen haben ergeben, dass es angeblich im Berlin der 20-er und 30er-Jahre tatsächlich so ein Etablissement gegeben hat. Daraus folgerte Herr Glowna, dass es solche Häuser wohl europaweit gegeben haben muss: "Da wusste ich, dass es eine Begebenheit erzählt, die nicht nur in Japan passieren konnte, sondern dass sie auch in Europa erzählt werden könnte." Hätte er sich doch nur an den Konjunktiv gehalten!

Fazit
Für mich ist der Film "Das Haus der schlafenden Schönen" nichts anderes als eine ziemlich unappetitliche Altmänner-Fantasie, die endlich mal ausgelebt wurde. Auch das vermutlich gewollt hölzerne Spiel der wenigen Akteure und die gestelzten Dialoge tragen nichts dazu bei, diesen Film sehenswerter zu machen.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 10 %


Alternativtitel: House of sleeping Beauties
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 103
Genre: Farbfilm
Verleih: Atossa Film
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 02.11.2006
Heimkino: 25.01.2008

Regie: Vadim Glowna
Drehbuch: Vadim Glowna
Literaturvorlage: Yasunari Kawabata

Schauspieler: Vadim Glowna (Edmond) • Angela Winkler (Madame) • Maximilian Schell (Kogi) • Birol Ünel (Herr Gold) • Mona Glass (Sekretärin) • Marina Weis (Hausmädchen) • Benjamin Cabuk (Bänkelsänger) • Peter Luppa (Prediger) • Maxime Foerste (Maxime) • Benjamin Seidel (Benni) • Raymond Tarabay (Pall Bearer) • Jacqueline Le Saunier (Schlafende Schöne)

Produktion: Vadim Glowna • Raymond Tarabay
Szenenbild: Peter Weber
Kostümbild: Lucie Bates
Maskenbild: Jekaterina Oertel
Kamera: Ciro Cappellari
Musik: Nikolaus Glowna • Siggi Mueller
Schnitt: Charlie Lézin

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Bild: Atossa Film

2 customer reviews

ungenügend
02.11.06
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Ich bin erschüttert.
02.11.06
Deine Bewertung
Es gäbe viele Möglichkeiten dieses Machwerk prosaisch oder höflich zu umschreiben. Allein es fehlt mir der Grund – wie auch der Glaube, dass dieses seltsame Alterswerk tatsächlich ins Kino kommt. Ein alter Mann, der junge Frauen betatscht. Damit hat sich Vadim Glowna wohl selbst einen Gefallen getan. Wovon der Zuschauer profitiert vermag ich nicht zu erahnen.
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