Das Mädchen aus dem Wasser

Kinoplakat Mädchen aus dem Wasser

Geschichten-Erzähler M. Night Shyamalan ist in seinem Element. Aus alten und neuen Elementen schafft er eine Selbstfindungs-Story mit esoterischem Anklang.

Es war einmal der Regisseur M. Night Shyamalan, der sich gerne Geschichten ausdachte und sie erzählte. Als er eines Tages seine Töchter fragte, ob sie wüssten, dass unter ihrem Swimmingpool eine Nymphe lebt, begann er die Geschichte von "Dem Mädchen aus dem Wasser" zu ersinnen. Und so wurde aus der Gute-Nacht-Geschichte für Kinder ein Film.

Nun ist vieles im Leben eine Geschmacksfrage, doch vom "Mädchen aus dem Wasser" waren selbst Kollegen und Kolleginnen enttäuscht, die von "The Village - Das Dorf" begeistert waren. Vielleicht hätte aus dem Stoff wirklich eine Erzählung werden können, doch das ist Spekulation und es kann nur das beurteilt werden, was ist. Und das beginnt mit einem gut gemachten, reißerischen Kinotrailer, der jede Menge Action und Spannung verspricht. Doch nach dem Sehen des gesamten Films hat man den Eindruck, dass sämtliche Actionszenen bereits im Trailer gezeigt werden, denn die Handlung ist überaus ruhig.

In einer u-förmigen Wohnanlage gibt es 57 Apartments, deren Hausmeister Cleveland Heep (Paul Giamatti) ist. Eines Nachts bemerkt er im Swimmingpool eine junge Frau, die sich Schutz suchend an ihn wendet. Der verstörte Cleveland möchte seinen unbequemen Gast zwar schnellstmöglich loswerden, doch das ist nicht so einfach, denn zögernd findet er heraus, dass die Nymphe Story (Bryce Dallas Howard) die zukünftige Königin des Wasservolkes ist und in ihr Reich zurückkehren muss. Damit wird sie ihr eigenes Volk sowie die Zukunft der Menschheit retten.
Eine klare Aufgabenstellung - verkompliziert durch den Faktor Zeit und ein Monster, das die Rückkehr verhindern will. Cleveland glaubt Story zunächst nicht so wirklich, etwa weil man das Monster nur sehen kann, wenn man in einen Spiegel blickt. Doch allmählich vertraut er ihr und beginnt das komplizierte Ritual der Heimkehr vorzubereiten. Dabei müssen alle Bewohner der Anlage mithelfen, denn es bedarf archetypischer Figuren: Dem Heiler, dem Seher, den sieben Schwestern usw. Die Menschen in der Wohnanlage sind also nicht länger nur durchschnittliche Amerikaner, sondern etwas ganz Besonderes. Story wiederum lässt es sich nicht nehmen, die Rolle der Heilsbringerin auszukosten. Sie empfängt die Wissbegierigen und sonnt sich in deren Huldigungen.

Am entscheidenden Abend, man tarnt die Aktion als große Poolparty, geht zunächst alles schief. Die Funkgeräte funktionieren nicht, weil die Typen aus der Kiffer-Wohngemeinschaft die ganze Nacht damit gespielt haben. Die Band beginnt nicht zu spielen und im Gras lauert immer noch das werwolfartige Monster. Der große Adler, der Story in ihr Reich zurückbringen soll, zieht seine Kreise und will unverrichteter Dinge davon fliegen, aber im letzten Moment entdecken zwei Menschen ihre wahre Bestimmung und das Blatt wendet sich.

Kritik

M. Night Shyamalan hat eine esoterisch angehauchte Selbstfindungs-Geschichte inszeniert. In grauer Vorzeit brachen das Volk des Wassers und die Menschen den Kontakt zueinander ab. Seitdem geht es mit der Menschheit bergab. Erst wenn die Nymphe Story aus dem Reich der Menschen heimkehrt, geschieht die große Wende - erzählt der Vorspann. Und damit ist das Wesentliche gesagt. Der Rest ist eine permanente Ausschmückung dieser Idee, bei der Shyamalan (Drehbuch und Regie) zu wenige frische Einfälle einbringt, um einen Film zu tragen.

Da seine Helden Amerikaner sind, läuft die Handlung sehr amerikanisch ab, mit vielen leeren Worten und übertriebener Gestik. Was insbesondere beim Spiel von Hauptdarsteller Paul Giamatti negativ auffällt. Die schönste Szene ist deshalb für mich die folgende: Story liegt im Sterben und Paul Giamatti soll sie retten. Doch er quatscht, bis jemand sagt: "Shut up and do it!" Es kann durchaus sein, dass Shyamalan diese Szene absichtlich eingeflochten hat, denn das Drehbuch versucht wiederholt Mechanismen zu parodieren. Nur leider schlägt das meistens fehl, denn gleichzeitig meint er es ernst. So wirkt es anfangs wie ein Witz, dass der Junge des Rätsels Lösung von dem Rücken einer Corn-Flakes-Packung zu lesen versucht. Doch später ist das der Lösungsweg.

Unausgegoren sind an dieser Kopfgeburt nicht nur die Figuren. Auch die Gegebenheiten sind eigenwillig in Szene gesetzt. So macht es zunächst den Anschein, als läge die Wohnanlage in der Stadt. Doch später wird angedeutet, sie soll am Rand der Wildnis liegen. Dann gibt es seltsame Szenen wie die, in der Story im trockenen Duschbecken des Badezimmers hockt und eine Audienz abhält. Sie bedient sich einer Gebärdensprache, die zwar niemand kennt, aber von einer Bewohnerin sofort verstanden wird. Unscharf auch das Zielpublikum. Die Erzählung ist prädestiniert für einen Kinder-Film. Doch für einen solchen gibt es zu viele Horrorszenen - die wiederum für einen Horrorfilm nicht ausreichen. Abgesehen davon sieht das Werwolf-Monster wie ein von Motten zerfressener Flokati aus, also irgendwie albern.

Fazit
"Das Mädchen aus dem Wasser" mischt Archetypisches und Modernes zu einer verquasten Mischung mit gewolltem Ergebnis. Auf die für den Regisseur typische Wendung, die verrät, wie es wirklich ist, wartet man vergeblich, denn es gibt keine Geschichte hinter der Geschichte.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Lady in the Water
Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 110
Genre: Fantasy
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 31.08.2006
Heimkino: 12.01.2007

Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan

Schauspieler: Paul Giamatti (Cleveland Heep) • Bryce Dallas Howard (Story) • Jeffrey Wright (Mr. Dury) • Bob Balaban (Harry Farber) • Sarita Choudhury (Anna Ran) • Cindy Cheung (Young-Soon Choi) • M. Night Shyamalan (Vick Ran) • Freddy Rodriguez (Reggie) • Bill Irwin (Mr. Leeds) • Mary Beth Hurt (Mrs. Bell) • Noah Gray-Cabey (Joey Dury) • Joseph D. Reitman (Raucher) • Jared Harris (Raucher) • Grant Monohon (Raucher) • John Boyd (Raucher)

Produktion: Sam Mercer • M. Night Shyamalan
Szenenbild: Martin Childs
Kostümbild: Betsy Heimann
Maskenbild: Donald A. Kozma
Kamera: Christopher Doyle
Musik: James Newton Howard
Schnitt: Barbara Tulliver

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
31.08.06
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