Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Kinoplakat Mädchen mit dem Perlenohrring

Ein lebendes Stillleben: Wenn Gegenstände ihre Geschichte erzählen könnten ... Peter Webber inszeniert die Geschichte der Entstehung eines Gemäldes. Dank wunderschöner Kostüme und einer gezielten Beleuchtung wird der Film zu Kunst.

Leonardo da Vincis Mona Lisa ist wahrscheinlich eines der am häufigsten interpretierten Gemälde der Welt. Welches Rätsel steckt hinter dem Lächeln? Peter Webber geht in seinem Langfilm-Debüt einer ähnlichen Frage nach. Er spinnt die Geschichte, die zur Entstehung von Johannes Vermeers Bild "das Mädchen mit dem Perlenohrring" führt.

Die Niederlande 1665: In Delft kommt die 17-jährige Griet (Scarlett Johansson) als Magd in das Haus der Vermeers. Hier wird sie mit einem ihr fremden Mikrokosmos konfrontiert. Unter der eisernen Herrschaft von Vermeers Schwiegermutter führt die Familie ein verhältnismäßig luxuriöses Leben.
Es dauert nicht lange, bis Griet begreift, der einzige Mensch im Haus zu sein, der die Arbeit des Meisters Vermeer (Colin Firth) annähernd versteht und würdigt. Die Ehefrau (Essie Davis) des Malers weigert sich das Atelier zu betreten, nachdem die Kunst zu oft Anlass für Streits gegeben hat. Ihre Mutter (Judy Parfitt) sieht darin nicht mehr als einen Broterwerb. Für Griet ist das Atelier ein Heiligtum. Ehrfürchtig betrachtet sie alles - und fragt sogar, ob sie die Fenster wirklich putzen darf, weil die Reinigung der Scheiben das Licht des Raumes verändern wird.
Dem Herrn des Hauses bleibt Griets Kunstverstand nicht lange verborgen. Der zerknirschte Mann sieht zudem nicht nur eine Magd in Griet, sondern auch die attraktive, junge Frau. Allerdings bleibt ihre Beziehung auf einem spannungsvollen Niveau. Eine versehentliche Berührung der Hände, während Griet die Farben des Meisters anrührt, der Anblick ihres offenen Haares grenzen an Tabubrüche.
Das Verhältnis zwischen Magd und Dienstherr bleibt im Haus niemandem verborgen. Vermeers Ehefrau reagiert ausgesprochen giftig. Die eifersüchtige Tochter stiehlt ihrer Mutter einen kostbaren Kamm, um den Verdacht auf Griet zu lenken. Selbst die zweite Magd nutzt die Gunst der Stunde, um Arbeit von sich abzuwälzen. Damit nicht genug ist Griet auch innerlich zerrissen, denn ihr Herz schlägt mittlerweile für den Schlachterssohn Pieter (Cillian Murphy). Um die Situation noch weiter zu verkomplizieren, soll das Mädchen Modell sitzen: Vermeers Mäzen wünscht ein Bild von ihr. Das letzte Modell jedoch, so tratscht man in der Stadt, trug nach der Portraitierung das Kind des Auftraggebers unterm Herzen. Für Griet eine herbe Zwickmühle, denn die Schwiegermutter des Malers hat erkannt, welches Potenzial darin liegt, dass der Künstler ein Bild seiner Muse malt. Sie gibt alles daran, dass dieses Bild entsteht. Und richtig: Das Bild wird ein Meisterwerk – für das Griet und Vermeer einen hohen Preis zahlen.

Kritik

Der Film beginnt wie die Momentaufnahme eines Stilllebens. Eine Magd schneidet in einer dämmerigen Küche Gemüse, dessen Farben sie zu einem Kunstwerk arrangiert. Die gediegene Handlung setzt diesen Modus des lebenden Gemäldes fort. Der gesamte Film kennt kein natürliches Licht. In Innenräumen ist es ausgesprochen dämmerig, bei Szenen im Freien dominiert ein Stich ins Blaue oder Gelbe, wobei Griets Haube trotzdem weiß erscheint. Zusammen mit den schönen Kulissen und ausgesuchten Kostümen ein Augenschmaus.
Was die Charaktere betrifft, müssen leider Abstriche hinnehmen werden. Die guten Darsteller können mehr zeigen als sie dürfen – ihre Zeichnung geriet eindimensional. Minutenlang wandert Griet wie verzaubert mit dem immer selben Gesichtsausdruck durch das Atelier. Vermeer selbst ist die gequälte, unverstandene Künstlerseele, deren Schmerz in Bockigkeit Ausdruck findet. Seine Frau gebiert ihm die Kinder, ist melancholisch und grundlos eifersüchtig, denn er bleibt ihr treu. Ihre Mutter wiederum ist der sprichwörtliche alte Drache, der gerne ein Pfeifchen schmaucht und die Hand auf dem Geld hat. Der Mäzen ein lüsterner alter Sack mit zu viel Geld. Griet bekommt zwar zusätzlich noch eine Liebesgeschichte spendiert, trotzdem wünschte man den Personen mehr Eigenständigkeit in Form von Charaktertiefe sowie Vielfalt. Hinsichtlich der musikalischen Untermalung wäre weniger mehr gewesen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: Girl with a Pearl Earring
Land: GroßbritannienLuxemburg
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 95
Genre: DramaHistorieKostüm
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 23.09.2004
Heimkino: 11.05.2005

Regie: Peter Webber
Drehbuch: Olivia Hetreed
Romanvorlage: Tracy Chevalier

Schauspieler: Colin Firth (Vermeer) • Scarlett Johansson (Griet) • Tom Wilkinson (Van Ruijven) • Judy Parfitt (Maria) • Cillian Murphy (Pieter) • Essie Davis (Catharina) • Joanna Scanlan (Tanneke) • Alakina Mann (Cornelia) • Chris McHallem (Griets Vater) • Gabrielle Reidy (Griets Mutter) • Rollo Weeks (Frans) • Anna Popplewell (Maertge) • Anaïs Nepper (Lisbeth) • Melanie Meyfroid (Aleydis) • Nathan Nepper (Johannes)

Produktion: Andy Paterson • Anand Tucker
Szenenbild: Ben van Os
Kostümbild: Dien van Straalen
Maskenbild: Anita Burger
Kamera: Eduardo Serra
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Kate Evans

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

gut
23.09.04
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