Es ist nie zu spät, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, entscheidet Tereza in einem Brasilien, das eine gnadenlose Diktatur hinter einem freundlichen Anschein ist. Als man ihr Freiheit und Würde nehmen will, tritt sie die Flucht nach vorn an.
Trotz ihres Alters von 77 Jahren arbeitet Tereza gerne in einem Schlachthof, der Krokodile schlachtet. Eines Tages wird sie von der Mitteilung überrascht, dass sie alt genug ist, um in die Kolonie gebracht zu werden. Dorthin siedelt die umsorgende brasilianische Regierung alle alten Menschen aus Dankbarkeit um. Offiziell ist dies ein Gnadenakt. Doch Tereza stuft es als Abschiebung ein. Das passt ins Bild der Diktatur, die versucht, die Menschen einzuwickeln mit Parolen und Funksprüchen.
Tereza entwickelt auf Nachfrage einen Wunsch: Sie möchte einmal im Leben geflogen sein. Doch ihre Tochter, die ihr Vormund ist, verbietet das Abenteuer. Darum büxt Tereza aus und versucht, ihren Traum zu verwirklichen. Die Reise endet erfolglos und der Abtransport in die Kolonie scheint unausweichlich.
Kritik
Das Drama "Das tiefste Blau" spielt in einem Brasilien der Gegenwart oder der nahen Zukunft. Die Angabe bleibt ungenau. Tereza erlebt eine fantastische Reise und lernt eigenartige Menschen kennen. Dabei erstaunt es, wie schnell sie Vertrauen zu Fremden fasst, beispielsweise bei ihnen übernachtet.
Das Abenteuer bildet den Rahmen für die im Vordergrund stehende Reise und weitere Themen wie Selbstverwirklichung, Diktaturen, Entmündigung und Altersdiskriminierung, Liebe im Alter, Umweltschutz. Das Drama streift die genannten Genres, ohne eines erschöpfend zu bedienen. Als Drama fehlt es an Tiefgang und Erklärungen. Das Regime ist autoritär, Terezas Tochter der Vormund. Was in anderen Filmen Stoff für Diskussionen wäre, ist hier als Faktor gegeben. Der Fokus liegt auf den Bildern. Die reichen von verträumt bis verwunschen. Das verwendete Format Academy-Standard (1.375:1) entspricht einem mittlerweile veralteten Kino- und Fernsehstandard.
Der Film konzentriert sich auf seine Heldin. Ob das eine gute Entscheidung war, kann der Kritiker nicht beurteilen, denn ehrlich gesprochen, berührt ihn der Film nicht. Wenig überzeugend fällt für ihn die Filmmusik aus. Gleich zur Eröffnung ist sie eine Geduldsprobe für die Ohren, später meint sie es wiederholt zu gut.
Fazit
Der Wunsch nach alten Gesichtern auf der Leinwand wird hier erfüllt. Dagegen hat der Kritiker nichts einzuwenden. Das Drama spricht ihn nicht an, er kann weder gegen noch für den Film sprechen. Angesichts dessen bleibt der Film ohne Wertung. Um der oft gestellten Frage vorzugreifen: Ja, er hat den Film bis zum Abspann gesehen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: ohne
Land: Brasilien • Chile • Mexiko • Niederlande
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 86
Genre: Abenteuer • Drama • Science-Fiction
Verleih: Alamode Film
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 25.09.2025
Regie: iel Mascaro
Drehbuch: Gabriel Mascaro • Tibério Azul
Schauspieler: Denise Weinberg (Tereza) • Rodrigo Santoro (Cadu) • Miriam Socarras (Roberta) • Adanilo (Ludemir) • Rosa Malagueta (Esmeraldina) • Clarissa Pinheiro (Joana) • Dimas Mendonça (Ivan) • Daniel Ferrat (Bruno) • Heitor Lóris (Daniel) • Rafael César (Dalson) • Isabela Catão (Vanessa) • Daniela Reis (Junia)
Produktion: Rachel Daisy Ellis • Sandino Saravia Vinay
Szenenbild: Dayse Barreto
Kostümbild: Gabriella Marra
Maskenbild: Juliana Bolze
Kamera: Guillermo Garza
Ton: María Alejandra Rojas • Arturo Salazar
Musik: Memo Guerra
Schnitt: Sebastían Sepúlveda • Omar Guzmán
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Bild: Alamode Film