Der Butler

Kinoplakat Butler

Kurzfassung der Bürgerrechts-Bewegung in den USA. Was im ersten Moment nach den verfilmten Memoiren eines Butlers aus dem Weißen Haus klingt, ist die Bürgerrechts-Bewegung der USA im Schnelldurchlauf. Den roten Faden bildet das Leben des fiktiven Cecil Gaines, dessen Rolle auf den Erinnerungen von Eugene Allen basieren, der als Butler im Weißen Haus arbeitete.

Es beginnt zwangsläufig mit den Baumwollfeldern. Hier muss Cecil Gaines als Kind miterleben wie seine Mutter von einem weißen Farmer vergewaltigt wird und sein Vater erschossen, weil er aufbegehrt. Der weiße Täter wird nicht zur Rechenschaft gezogen. Die Matriarchin des Hauses (Vanessa Redgrave) hat ein gutes Herz und nimmt den jungen Cecil, quasi zur Wiedergutmachung, als Houseboy ins Haus auf. Dort lernt der Junge zu dienen. Und er lernt eine Lektion, die er sein Leben lang nicht mehr vergessen wird: Sich selber zu verleugnen um zu überleben.

Diese Fähigkeit ist es, die ihm Jahre später eine Stelle im Weißen Haus beschert. Cecil Gaines (Forest Whitaker) hat gelernt, anwesend zu sein und trotzdem praktisch unsichtbar zu bleiben. Er wird Ohrenzeuge von politischen Aussagen, die dem Zuschauer die Nackenhaare aufstellen, und ist trotzdem im Dienst immer meinungslos. Das genaue Gegenteil des Vaters ist Sohn Louis (David Oyelowo). Während die Elterngeneration versucht durch Angepasstheit zu überleben, fordern die Kinder lautstark ihre Rechte ein. Das führt auch innerhalb der Familie zu Konflikten, die Mutter Gloria (Oprah Winfrey) nicht immer verhindern kann. Zeitweilig kommt es zum offenen Bruch zwischen den Männern. So kann der Vater es nicht verstehen, dass Louis nicht zu Beerdigung seines Bruders Charlie (Elijah Kelley) kommt, der im Vietnamkrieg stirbt.

Kritik

Regisseur Lee Daniels sagt über sein Werk, er habe eine Vater-Sohn-Geschichte inszenieren wollen. Dem kann ich mich nicht anschließen. Für mich ist es die Geschichte der schwarzen Bürgerrechts-Bewegung aufgezeigt anhand einer fiktiven Familie. Das gibt dem Thema ein Gesicht, während das Schicksal der Familie überfrachtet erscheint. Ob nun Familiengeschichte oder lebendige Geschichtsstunde – so oder so ist "Der Butler" ein dicker Brocken.

Die Dramaturgie kommt dem Zuschauer entgegen, indem sie weichgespült erzählt, in einigen Szenen sogar unangenehm pathetisch. Das macht den schwer verdaubaren Inhalt zugänglicher und überlässt es jedoch dem Zuschauer die Brisanz des Stoffes zu sehen. Das beginnt bei Kleinigkeiten. So lassen sich die Weißen ganz selbstverständlich von den Schwarzen bedienen. Sie essen Speisen, die Schwarze zubereitet haben. Doch einen Schwarzen zu berühren oder sogar zu heiraten ist für die meisten undenkbar. Der Film selbst spricht nicht aus, dass eine solche Einstellung eigentlich unvereinbar ist.
Ein weiteres Beispiel: Da streiten zwei Brüder darüber, ob ein Schwarzer in den Vietnamkrieg ziehen soll? Der eine sagt, ich kämpfe nicht für ein Land, das mich nicht anerkennt. Der andere hält dagegen, dass dieses Land sehr wohl "unser" Land ist. Die Debatte ist mit wenigen Sätzen abgehandelt.

Der Film bezieht für keine Seite ausdrücklich Stellung, will den Finger nicht zu sehr in die Wunde legen. Die meiste Zeit bleibt es bei einer beobachtenden Schilderung nebst schneller Themenfolge. Für Vertiefung bleibt keine Zeit. Forest Whitaker spielt den perfekten Butler, der vieles sieht, vieles hört und dienstlich nie einen Standpunkt vertritt. Nur privat verliert er schon mal die Fassung. Etwa, weil sein Sohn das genaue Gegenteil von ihm ist. Der Vater, der noch die Zeiten absoluter Rechtlosigkeit kennengelernt hat, tritt nur verhalten für seine Rechte ein; etwa indem er denselben Lohn für Schwarze und Weiße fordert. Der Sohn wiederum versinnbildlicht die nachfolgende Generation, die ihre Rechte notfalls mit Gewalt einfordert.

Dass der Film seine Themen mit Samthandschuhen anfasst ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass ein Spielfilm auch immer ein kommerzielles Produkt ist, das ein Publikum finden muss. Der "Butler" geht allerdings so weit, dass die zahme Handschrift dem Ergebnis abträglich ist, denn rein auf den Unterhaltungswert reduziert überzeugt der Film nur bedingt. Bei aller aufgezeigten Brisanz geht die Handlung spannungsarm dahin.

Den Darstellern ist am Abschneiden kein Vorwurf zu machen. Die auf Dauer unangenehme Dialoglast verantwortet das Drehbuch. Und dass die Darsteller sich wenig entfalten liegt an der Regie. Auch dass Forest Whitaker in seiner Rolle relativ unscheinbar bleibt. Und wenngleich es sich zunächst eigenartig liest, wer als Präsident auftritt, führt keiner der Darsteller seine Figur vor.

Fazit
Bei aller Kritik finde ich den Film wichtig, weil er etwas Grundsätzliches aufzeigt, dass noch heute gültig ist: Wir Menschen unterscheiden noch. Sei es nach Hautfarbe, Herkunft oder Sexualität. So gesehen ist die Geschichte immer noch auch Gegenwart.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: The Butler
Land: USA
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 130
Genre: Drama
Verleih: Prokino
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 10.10.2013
Heimkino: 09.04.2014

Regie: Lee Daniels
Drehbuch: Danny Strong

Schauspieler: Forest Whitaker (Cecil Gaines) • Oprah Winfrey (Gloria Gaines) • David Oyelowo (Louis) • Robin Williams (Dwight D. Eisenhower) • Vanessa Redgrave (Annabeth Westfall) • Jane Fonda (Nancy Reagan) • John Cusack (Richard Nixon) • Cuba Gooding Jr. (Carter Wilson) • Alan Rickman (Ronald Reagan) • Liev Schreiber (Lyndon B. Johnson) • Elijah Kelley (Charlie) • Mariah Carey (Hattie Pearl) • Lenny Kravitz (James Holloway) • David Banner (Earl Gaines) • LaJessie Smith (Abraham) • Alex Pettyfer (Thomas Westfall) • Clarence Williams III (Maynard)

Produktion: Pamela Oas Williams • Laura Ziskin
Szenenbild: Tim Galvin
Kostümbild: Ruth Carter
Maskenbild: Debra Denson • LeDiedra Richard-Baldwin • Kellie Robinson • Kimberly Amacker
Kamera: Andrew Dunn
Musik: Rodrigo Leão
Schnitt: Joe Klotz

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{joomplucat:76 limit=3|columns=3}Bilder: Prokino

1 customer review

befriedigend
10.10.13
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