Der unverhoffte Charme des Geldes

Kinoplakat Der unverhoffte Charme des Geldes

Geld allein macht nicht glücklich. Aber keines zu besitzen ist auch kacke. Geld allein ist nicht alles. Aber wenn man es erst einmal hat, dann gibt man es nicht mehr her, denn Geld macht eben doch glücklich. Und Widersprüche ergeben eine gelungene Komödie. Oder eben nicht.

Pierre-Paul Daoust hat es aufgegeben im Leben etwas erreichen zu wollen. Nach seinem Studium der Philosophie jobbt er als Kurierfahrer. Und dabei fällt ihm eines Tages die Beute zu, die eigentlich einer Gang gehört, doch Pierre-Paul wirft sie in seinen Wagen und kann damit entkommen. Nun steht er vor dem Problem, dass er mehrere Millionen kanadische Dollar nicht so einfach waschen kann. Also sucht er nach einem Komplizen, den er in einem verurteilten Verbrecher findet, der während der Haftstrafe BWL studiert hat. Zudem verliebt er sich in die teuerste Edel-Prostituierte der Stadt, die seit langem auf einen Mann wartet, der sie versteht.

Kritik

Den Film "Der unverhoffte Charme des Geldes" kann ich allen empfehlen, die Lust auf viele bissige Dialoge haben.

Die Konstellation der drei Hauptfiguren lässt vermuten, dass ein klassisches Gaunerstück dargeboten wird. Das ist nicht ganz falsch, denn im Kern bedient sich der Plot den beliebten Mechanismen des Genres und setzt derart viel Gesellschaftskritik darauf, dass am Ende die Kritik im Mittelpunkt steht. Das wäre dann ein Vergnügen für alle Zyniker, wenn der Plot geschliffen wäre. Doch anstelle von Scharfzüngigkeit spult der Plot hinlänglich Bekanntes ab.

Die Krimi-Komödie eröffnet mit einer Szene, die den Stil treffend beschreibt. An einem Tisch eines Schnellrestaurants sitzen eine junge Frau und ein junger Mann. Während sie ein Karpfenmäulchen zieht, versucht er sich zu rechtfertigen. Warum er beruflich keinen Erfolg hat und warum auf der Welt nur dumme Menschen zu Reichtum kommen. Als sie fordert, dass er sagen soll, dass er sie liebt, versagt er. Flüchtet sich in die sinngemäße Ausrede, dass man nicht über etwas reden soll, von dem man nichts versteht. Damit endet die Beziehung und der Film beginnt.

Er wird seinen Stil beibehalten. Im Vordergrund stehen Dialoge, in die der Hauptdarsteller Alexandre Landry ab und an Zitate einwirft. Der Plot läuft auf eine ungelenke Story ohne Ausarbeitung hinaus, die Mittel zum Zweck bleibt. Sie soll viel Kritik transportieren (die aus Medien hinlänglich bekannt ist). Das gelingt ihm zu dem Preis, dass die Handlung vom Zuschauer sehr viel Wohlwollen verlangt.

Lösungsansätze zeigt der Film keine auf und die Strukturen sind simpel. Es ist böse, dass Internetkonzerne Steuern vermeiden. Aber es ist gut und witzig, wenn es der kleine Mann dasselbe macht. Das Gauner-Trio wäscht Geld im großen Stil und hilft fremden Menschen Steuern zu hinterziehen und dem Staat zu schaden. Dabei wird übersehen, dass der Schaden je größer ist, desto mehr Menschen den Staat betrügen – was letzten Endes auf alle Bürger zurückfällt.
Damit der Zuschauer aufseiten der Figuren steht, müssten sie ihm sympathisch werden. Das funktioniert bei mir nicht. Ich empfinde keine Sympathien und kann nicht verstehen, warum die Figuren zusammenarbeiten und einander vertrauen. Ich warte immer auf den Moment, in dem einer mit dem vielen Geld abhaut.

Eigenartig ist die Logik und somit der Unterbau der Story. Da wird einer Bande eine große Summe Geld gestohlen. Der Bankier der Bande hat am Tatort den Paketboten gesehen und kommt nicht auf die Idee der Spur nachzugehen. Den Tatort haben nur zwei Menschen lebend verlassen; folglich ist es wahrscheinlich, dass einer die Beute mitgenommen hat. Warum es in dem ausgeraubten Import-Export-Laden, der als Bank dient, keine Überwachungskameras gibt, erklärt der Plot nicht. Ebenso wenig ist zu verstehen, dass der überlebende Angestellte von der Bande nicht zum Tathergang befragt wird.
Die Polizei zählt die Patronenhülsen am Tatort nicht und stellt nicht fest, dass eine Patrone fehlt. Die Polizistin schaut am Tatort kurz in den Lieferwagen, Später sagt der Mann von der Lieferfirma, die Türen des Wagens seien am Tatort nicht geöffnet worden. Das ist falsch und die Polizistin müsste sich daran erinnern.
Die Verdächtigen werden durch die Polizei observiert - aber in entscheidenden Momenten nicht, weil der Polizei das Budget fehlt. Ein Beispiel für die vielen einfachen Lösungen des Plots. Ein dramatischer Höhepunkt bleibt aus und die Handlung plätschert dahin. Im Ergebnis bleibt nur sich für den Zynismus zu begeistern oder enttäuscht zu werden.

Die Schauspieler leisten wenig. Alexandre Landry macht nicht den Eindruck des intellektuellen Überfliegers. Er ist ein wahres Plappermäulchen, erzählt munter drauflos und zeigt kaum Variationen im Spiel. In einer anderen Komödie wäre er der "Trottel mit der Brille". Die meisten anderen Darsteller verfahren analog. Mit Schauspiel hat das insofern zu tun, als das Menschen vor die Kamera treten.

Fazit
"Der unverhoffte Charme des Geldes" ist kein politisches Kabarett, nicht spitz und nicht geschliffen. Der Film bringt die Dinge nicht auf den Punkt, sondern setzt auf Phrasen und eine billige Zurschaustellung sozialer Missstände. Er kratzt Rassenproblematik an und stellt wiederholt unmotiviert Obdachlose ins Bild, die für Authentizität sorgen sollen. Er kann als modernes Märchen bezeichnet werden oder als misslungener Versuch der Gauner-Komödie. Die einfache Formel, wir üben Kritik am Staat und Großkonzernen, das wird das Publikum schon gut finden, funktioniert nicht.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Alternativtitel: La chute de l'empire américain • The Fall of the American Empire
Land: Kanada
Jahr: 2018
Laufzeit ca.: 122
Genre: DramaKomödieRomantik
Verleih: MFA
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 01.08.2019
Heimkino: 05.12.2019

Regie: Denys Arcand
Drehbuch: Denys Arcand

Schauspieler: Alexandre Landry (Pierre-Paul Daoust) • Maripier Morin (Aspasia / Camille Lafontaine ) • Rémy Girard (Sylvain "The Brain" Bigras) • Louis Morissette (Pete LaBauve) • Maxim Roy (Carla McDuff) • Pierre Curzi (Wilbrod Taschereau) • Vincent Leclerc (Jean-Claude) • Patrick Émmanuel Abellard (Jacmel Rosalbert) • Florence Longpré (Linda) • Eddy King (Vladimir François) • Geneviève Schmidt (Nicole) • Paul Doucet (Dr. Pierre-Yves Maranda) • Denis Bouchard (Gilles Sainte-Marie) • Yan England (Jimmy) • David Savard (Steph)

Produktion: Denise Robert
Szenenbild: Michèle Forest
Kostümbild: Sophie Lefebvre
Maskenbild: Chantal Bergeron
Kamera: Van Royko
Ton: Martin Desmarais • Louis Gignac
Musik: Mathieu Lussier • Louis Dufort
Schnitt: Arthur Tarnowski

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Bild: MFA

1 customer review

ausreichend
08.07.19
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