Wenn das reale Leben zu sehr fordert, dann wird in vielen Menschen der Wunsch nach einer Flucht in einer besseren Welt wach. Im London des Zweiten Weltkrieges träumen die Pevensie-Geschwister von einem besseren Leben und haben das Glück in die Fantasiewelt Narnia reisen zu dürfen. Dort sind sie keine gewöhnlichen Sterblichen, sondern hochwohlgeboren und kämpfen aufseiten der Guten gegen das Böse.
Nach "Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia" und "Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia" reisen die Geschwister Lucy (Georgie Henley) und Edmund (Skandar Keynes) zum dritten Mal nach Narnia. Ihre älteren Geschwister Peter und Susan, die zweimal mit von der Partie waren, bleiben im neuen Abenteuer außen vor - von einem Minutenauftritt abgesehen. An der Seite von Lucy und Edmund kämpft dafür ihr nerviger Cousin Eustachius Knilch (Will Poulter).
Der Einstieg ins neue Abenteuer verläuft schnell und holperig. Der erfahrene Zuschauer erlebt ein Wiedersehen mit Bekanntem - ein unerfahrener Zuschauer wird mit dem Notwendigsten vertraut gemacht: Nach wie vor sind die Pevensie-Geschwister bei Verwandten untergebracht und dort nicht willkommen. Ihr Cousin Eustachius - ein echter Kotzbrocken - macht ihnen das Leben zusätzlich schwer. Ausgerechnet während eines Streits mit der Nervensäge gelangt das Trio, durch ein Gemälde, nach Narnia und dort auf die Morgenröte; ein Schiff, auf dem Prinz Kaspian (Ben Barnes) gerade fährt. Anfangs herrscht Unklarheit weshalb die Geschwister nach Narnia gerufen wurden, denn wie es scheint herrscht Frieden. Doch des Rätsels Lösung lässt lässt nicht lange auf sich warten: Ein finsterer Zauber muss gebrochen werden.
Kritik
Der dritte Teil der Serie setzt die begonnene Linie fort. In einem mittelalterlichen Fantasiereich kämpfen die Pevensie-Geschwister mit altertümlichen Waffen gegen das Böse. Jedes der Kinder stellt sich im Lauf des Abenteuers seiner persönlichen Herausforderung und ist am Ende gereifter. Wie gehabt spielen Sagengestalten und sprechende Tiere eine Rolle. An Bord des Schiffes sind ein Minotaurus und die Kampfmaus Riepischiep. An den Tricks wurde gefeilt und sie gefallen noch besser als bisher. Insbesondere der Löwe Aslan, wirkt nicht mehr wie ein Plüschtier.
Eine Neuerung ist der Versuch mehr Humor einzubringen, indem Cousin Eustachius die Erlebnisse lange Zeit für Hirngespinste hält und dementsprechend lästert und ätzende Kommentare von sich gibt. Diese Idee bleibt allerdings zweischneidig. Eine gewisse Komik ist gegeben - um den Preis, dass Eustachius bis zur Läuterung eine anstrengende Erscheinung ist. Schon besser gefällt das düster gehaltene Szenario, dass die Schnee- und Sonnenlandschaften der bisherigen Teile ablöst.
Neben den erfreulichen Veränderungen bleiben Schwachpunkte der Reihe bestehen: Auch diesem Abenteuer fehlt ein solider Unterbau. Die Handlung ist eine schwammige Vermischung mythologischer Motive und biblischer Themen. So spielt die Zahl 7 eine entscheidende Rolle. Den Reisenden zeigt ein Stern den Weg - ähnlich wie bei den Heiligen drei Königen. Eustachius erlebt die Wandlung vom Saulus zum Paulus und Gott tritt in Gestalt eines Löwen auf. Weiterhin enttäuschend (und ebenfalls nicht neu): Die Charaktere bleiben blass und lassen Ausformung vermissen. Die Dialoge kommen selten über Phrasen hinaus.
Die Logik lässt immer wieder stutzen. Kampferfahrene Haudegen tappen in einfache Fallen. Statt auf dem sicheren Schiff zu übernachten, bevorzugt die Mannschaft eine nicht erkundete Insel - die sich als unsicher herausstellt. Die Pevensie-Kinder haben in Narnia Angst, auf dem Meer ans Ende der Welt zu segeln und dort samt dem Schiff hinabzufallen. Hat man denn im England des Zweiten Weltkriegs noch nicht gewusst, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe ist? Auf See gehen die Vorräte aus - aber man hält eisern am Ziel fest, ohne zu wissen, wo das Ziel eigentlich liegt.
Fazit
Bei anderen Filmen kommt des Öfteren der Gedanke von ungenutztem Potenzial auf. Nicht so bei den Chroniken von Narnia. Es sind Verbesserungen zu verzeichnen und daneben bleiben bekannte Schwächen bestehen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: USA
Jahr: 2010
Laufzeit ca.: 120
Genre: Abenteuer • Action • Familie • Fantasy • Krieg • Märchen
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 16.12.2010
Heimkino: 20.05.2011
Regie: Michael Apted
Drehbuch: Christopher Markus • Stephen McFeely • Michael Petroni
Schauspieler: Georgie Henley (Lucy Pevensie) • Skandar Keynes (Edmund Pevensie) • Ben Barnes (Caspian) • Will Poulter (Eustace Scrubb) • Tilda Swinton (Jadis die weiße Hexe) • Gary Sweet (Drinian) • Terry Norris (Lord Bern) • Bruce Spence (Lord Rhoop) • Bille Brown (Coriakin) • Laura Brent (Liliandil) • Colin Moody (Auktionator) • Anna Popplewell (Susan Pevensie) • William Moseley (Peter Pevensie)
Produktion: Andrew Adamson • Mark Johnson • Philip Steurer
Szenenbild: Barry Robison
Kostümbild: Isis Mussenden
Maskenbild: Bronwyn Fitzgerald
Kamera: Dante Spinotti
Musik: David Arnold
Schnitt: Rick Shaine
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Bild: 20th Century Fox