Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia

Kinoplakat Chroniken von Narnia

Wohl jeder Mensch kennt diese Momente, in denen man gerne jemand anders wäre und dazu auch gleich in einer anderen (besseren) Welt lebte. Für die Pevensie-Geschwister wurde dieser Traum im Film "Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia" wahr. Sie reisten durch einen Kleiderschrank in das Fantasiereich Narnia, legten der Weißen Hexe das Handwerk, wurden zu Hochkönig, König und Königinnen ernannt, regierten das Reich 15 Jahre und kehrten in ihre eigene Zeit zurück, in ein London zurück, das noch immer von Zweiten Weltkrieg erschüttert wurde.

Ein Jahr später werden sie erneut nach Narnia gerufen. Dort sind allerdings nicht nur 12 Monate vergangen, sondern 1300 Jahre! Das Traumreich, das die Geschwister geschaffen hatten, ist längst Geschichte. Dort, wo einst Paläste standen, finden sie nur noch Ruinen vor. Schuld daran ist das Volk der Telmarer, das in Narnia eingefallen ist und die Fabelwesen in den Wald verdrängte. Der rechtmäßige König von Narnia ist einem Thronräuber zum Opfer gefallen und das Leben seines Sohnes, dem namensgebenden Prinz Kaspian, schwebt in akuter Gefahr. Deshalb hat er die Geschwister zu Hilfe gerufen. Gemeinsam soll es ihnen gelingen, den unrechtmäßigen Herrscher des Landes zu stürzen und den Frieden wieder herzustellen?

Da Prinz Kaspian Peter, Susan, Edmund und Lucy nur aus Büchern und Sagen kennt, ist er anfangs erstaunt Gleichaltrigen und einem Mädchen gegenüberzustehen. Und dadurch sind die Machtverhältnisse unklar. Es kommt, wie es kommen muss: nämlich zu Streitigkeiten, wer die Macht besitzt, die Entscheidungen trifft und die Befehle gibt. Zunächst setzt Hochkönig Peter seinen Willen durch. Es folgt eine Schlacht gegen die Telmarer, die von vornherein aussichtslos ist und viele Fabelwesen das Leben kostet. Der Feind ist deshalb nicht nur gewarnt, sondern hat Zeit zum Gegenschlag zu rüsten. Jetzt kann nur noch eine List helfen. Während der böse König Miraz und seine Truppen hingehalten werden, soll Lucy den mächtigen Löwen Aslan aufsuchen und ihn um Hilfe bitten.

Kritik

Mit langen Erklärungen der Vorgeschichte hält sich das Drehbuch nicht auf. Es geht sofort zur Sache. Das ist nicht tragisch, denn die einfache Handlung "Das Gute schlägt das Böse", ist auch ohne Vorwissen zu verstehen. Kostüme, Make-up und Tricks ergeben eine ansehnliche Materialschlacht. Was bei mir trotzdem den wehmütigen Gedanken wachruft, dass aus so viel Geld und Manpower weit mehr hätte entstehen können. Zugutehalten möchte ich der Handlung, dass sie zwar keinen Charme versprüht, aber trotzdem kurzweilig ist.

Dass die Zusammenfassung der Handlung mager klingt ist nicht mein Zynismus, denn die 144 Minuten lassen sich auf wenige Sätze reduzieren: Die Geschwister kommen nach Narnia, klären die Machtverhältnisse zwischen sich und Prinz Kaspian, schlagen von vornherein aussichtslose Schlachten und gehen erst im letzten Moment auf die Suche nach dem Löwen Aslan. Der wiederum ist, wie bereits im ersten Teil, unbesiegbar - also der ausschlaggebende Moment. Deshalb frage ich mich, weshalb er nicht früher eingreift? Dazu liefert der Film nur eine lapidare Erklärung. Als Lucy ihm eine sinngemäße Frage stellt, schiebt der Löwe den Kindern die Schuld zu, weil die nicht rechtzeitig nach ihm gesucht hätten. Und erklärt, dass es müßig sei darüber nachzudenken, ob es bei einem früheren Eingreifen seinerseits weniger Tote gegeben hätte, denn die Vergangenheit lässt sich nicht ändern.

Solche unbefriedigenden Dialoge sind leider charakteristisch für das Drehbuch: Sie erinnern an Comicsprechblasen und ergehen sich gerne in Ausflüchte. So fragt das Mädchen Lucy den Löwen Aslan im Traum, weshalb er ihr größer vorkommt (als bei der letzten Begegnung). Die Antwort: "Du wächst ja auch jedes Jahr". Als Zuschauer komme ich mir abgespeist vor - den jungen Darstellern wiederum kommt es zugute, dass sie wenig sprechen müssen, denn sie sind so ausdrucksarm wie bereits im ersten Teil. Hier erweist es sich als Boomerang, Rollen nach Aussehen und Ähnlichkeiten mit Prominenten zu besetzen. Unklar bleibt mir auch, weshalb der Prinz als Einziger einen Dialekt spricht? Während alle anderen am Hof britisches Englisch sprechen, selbst Onkel, Tante und der Lehrer des Prinzen. Ob das in der deutschen Synchronfassung so bleibt, kann ich nicht beurteilen.

Wie so oft will sich die Produktion nicht damit zufriedengeben, eine Fortsetzung zu drehen, sondern den Vorgänger überflügeln. Frei nach dem Motto: Weniger Dialoge und mehr Action! So kommt es wiederholt zu unmotivierten Kämpfen, die dem Film zwar Tempo verleihen, aber keine Epik oder Größe, sondern aufgesetzt scheinen.
Den Kreaturen wiederum hat der Ehrgeiz gut getan: Sie sehen überzeugender aus als in "Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia". Nur mit den Kampfmäusen kann ich mich nicht anfreunden. Ich finde es lachhaft, wenn gestandene Männer in einem Farnwald von zunächst unsichtbaren Feinden zu Fall gebracht werden. Also hinfallen und nicht mehr aufstehen. Und der Feind dann eine Kampfmaus ist, die mit einer Waffe in Stricknadelgröße kämpft! Wie funktioniert das? Ist die Waffe vergiftet? Oder hat die Maus das Leder der Stiefel durchschnitten, die Achillessehne durchtrennt und dann eine Schlagader aufgeschnitten, damit der Mensch verblutet? Selbst wenn eine Maus, wie im Film 50 cm groß ist, bleibt das albern.

Abgesehen von dieser Geschmacksfrage, vermisse ich das, was eine Geschichte interessant macht: Was bewegt die Personen? Die Vita der Pevensies ist schließlich brisant: Aus dem London des Zweiten Weltkriegs nach Narnia abgetaucht. Dort 15 Jahre gelebt, als Herrscher regiert und gealtert. Rückkehr nach London, wieder 15 Jahre jünger und von einer Sekunde auf die andere wieder normal sterblich. Ein Jahr später die nächste Reise nach Narnia. Warum zeigen die Geschwister davon so wenig? Und sind sie überhaupt zu beneiden? Sie kommen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in ein Reich, in dem man aktiv kämpfen muss (und zum Mörder für das Gute wird). Denn im Gegensatz zum ersten Teil, in dem viele Figuren nur von der Weißen Hexe verzaubert worden waren und später wieder zum Leben erwachten, wird unter "Prinz Kaspian von Narnia" sehr viel gekämpft. Wobei zumindest Susan Pevensie als Bogenschützin einige Menschenleben auslöschen dürfte. Auch wenn die Kamera nur Treffer in unkritische Körperstellen zeigt und kein Blut fließt, ist dieser Film wesentlich brutaler als der Vorgänger.

Fazit
Der Film "Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia" mischt die Mechanismen eines klassischen Thronraubs mit bekannten beziehungsweise beliebten Fantasy-Elementen. Dabei entsteht trotzdem keine eigene Welt, denn es fehlt an Eigenständigkeit und es fällt schwer zu sagen, was das Besondere an Narnia ist. Das bedeutet nicht, dass der Film zwangsläufig schlecht ist. Ich möchte vielmehr damit ausdrücken, dass mir die Handlung zu einfach ist und der Unterbau fehlt. Für mich wirkt sie zu austauschbar, an zu vielen Stellen unmotiviert, sprunghaft und zufällig. Mir gefallen die vielen Außenaufnahmen, die unter anderem in Neuseeland gedreht sind. Auch die Kreaturen und Tricks sind gut gemacht.
Alles in allem ist der Film für mich weder Top noch Flop. Davon abgesehen hängt die Einschätzung stark von eigenen Erwartungen ab. Wer mittelalterliche Geschichten über alles liebt, wird dem Film die eine oder andere Schwäche wohl verzeihen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: The Chronicles of Narnia: Prince Caspian
Land: USA
Jahr: 2008
Laufzeit ca.: 144
Genre: AbenteuerActionFamilieFantasyKriegMärchen
Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 31.07.2008
Heimkino: 04.12.2008

Regie: Andrew Adamson
Drehbuch: Andrew Adamson • Christopher Markus • Stephen McFeely
Literaturvorlage: C. S. Lewis

Schauspieler: Ben Barnes (Prinz Caspian) • Georgie Henley (Lucy Pevensie) • Skandar Keynes (Edmund Pevensie) • William Moseley (Peter Pevensie) • Anna Popplewell (Susan Pevensie) • Sergio Castellitto (Miraz) • Peter Dinklage (Trumpkin) • Warwick Davis (Nikabrik) • Vincent Grass (Doktor Cornelius) • Pierfrancesco Favino (General Glozelle) • Cornell John (Glenstorm) • Damián Alcázar (Lord Sopespian)

Produktion: Andrew Adamson • Mark Johnson • Philip Steuer
Szenenbild: Roger Ford
Kostümbild: Isis Mussenden
Maskenbild: Melissa Lackersteen
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Musik: Harry Gregson-Williams
Schnitt: Josh Campbell • Sim Evan-Jones

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Bild: Walt Disney

1 customer review

befriedigend
31.07.08
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