In Stepford, einer Siedlung für reiche Amerikaner, ticken die Uhren anders. Joanna, die gerade ihre Karriere vernichtet hat, weil sie eine menschenverachtende Fernsehshow plante, stößt auf ein Idyll, das es eigentlich nicht geben kann.
Joanna Eberhart (Nicole Kidman) ist soeben von der höchsten Sprosse der Karriereleiter ins Bodenlose gefallen. Während der Präsentation ihres neuen TV-Formats wurde der erfolgreichen Produzentin ein Amokläufer zum Verhängnis. Da half auch ihr Ausruf: "America loves you!" nichts. Derweil sie noch unter den Folgen des Nervenzusammenbruchs sowie der daran anschließenden Elektroschocktherapie leidet, zieht ihre Familie nach Stepford.
Die abgeschiedene Siedlung in Connecticut ist eine idyllische, bewachte Wohnanlage. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Frauen, wie aus dem Ei gepellt, haben nur das Glück ihrer Familie im Sinn. Für Walter Eberhard (Matthew Broderick) das sprichwörtliche Paradies auf Erden. Schade nur, dass Joanna in ihrer Widerspenstigkeit diesen Traum stört. Und sie ist nicht der einzige Schandfleck im Paradies. Zwei weitere Neubürger staunen über die seltsamen Geflogenheiten: Die chaotische Bobbie Markowitz (Bette Middler), eine feministische Schriftstellerin sowie der schwule Roger (Roger Bart), der die Beziehung mit seinem konservativen Partner retten möchte. Das Trio beginnt, die Mechanismen von Stepford zu hinterfragen. Wie kann es angehen, dass Bilderbuchfrauen ihren durchschnittlichen bis langweiligen Ehemännern gewissermaßen blind gehorchen? Mehr noch. Der Horizont des weiblichen Geschlechts endet in Stepford an der Küchentür. Während die Stepforder Ehemänner Walter für ihren Way of Life zu begeistern versuchen, kommt Joanna dem Geheimnis der roboterhaften Ehefrauen auf die Schliche.
Kritik
"Die Frauen von Stepford" ist eine bitterböse Abrechnung mit Sensations-Fernsehen, Rollenklischees, Modewahn und der New Economy. Dabei kommt der schwarze Humor in Nebensätzen zum Tragen oder er steckt im Detail. Zwei Beispiele: Es gibt es in der toleranten Wohnanlage keine Schwarzen, aber ein biederes schwules Paar. Hinter sauberen Fassaden findet nachmittäglicher Sex statt. Die überfraulichen Ehefrauen scheinen auf den ersten Blick der Traum eines jeden Mannes. Stets adrett und gefügig unternehmen sie alles, um den amerikanischen Traum vom Leben wahr werden zu lassen. Dafür zahlen sie einen hohen Preis, denn jede von ihnen opferte ihre Karriere, weil "erfolgreiche Frauen nicht geliebt werden".
Die Stepford-Philosophie klingt zunächst wie das Wirken eines verrückten Sekten-Gurus, der Hightech einsetzt, um seine Ziele zu erreichen. Noch bitterer wird die Angelegenheit, wenn der Zuschauer erfährt, dass eine Frau die treibende Kraft ist. Eventuell haben sich Drehbuchautoren und Regisseur von Laura Doyles Buch "Einfach schlau sein, einfach Frau sein. Erobern Sie ihn mit weiblichen Waffen." inspirieren lassen.
Der bissige Humor hält das Niveau nicht durchgehend. Die Witze zum Beispiel zünden in der ersten Hälfte des Films besser als in der zweiten. Einige Seitenhiebe schlagen fehl. So ist etwa die Idee, den Hauptdarsteller Mike (wie Microsoft) zu nennen zu gewollt. Aerobic auf Pumps, zu typischen Bewegungen der Hausfrau, grenzwertig. Was die Dialoge angeht, es steht zu befürchten, dass die deutsche Fassung die bösen sprachlichen Feinheiten weglassen wird. Ein Beispiel ist der deutsche Filmtitel, der die englischen "Stepford Wives" (Ehefrauen der Marke Stepford), einfach zu Frauen aus Stepford verharmlost.
So unterschiedlich wie die Rollen, fallen die Leistungen der Darsteller aus. Nicole Kidman als Joanna etwa erreicht nicht die Spielfreude ihrer Kolleginnen. Der Wandel von der eiskalten Karrierefrau hin zur sympathischen Hauptfigur gelingt nur bedingt. Bette Middler dreht weniger auf als in anderen Filmen; variiert ihre gewohnte Rolle der Betriebsnudel. Überzeugend ist die Darstellung von Glenn Close als ungekrönte Bienenkönigin.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 105
Genre: Drama • Komödie • Science-Fiction
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 15.07.2004
Heimkino: 13.01.2005
Regie: Frank Oz
Drehbuch: Paul Rudnick
Literaturvorlage: Ira Levin
Schauspieler: Nicole Kidman (Joanna Eberhard) • Matthew Broderick (Walter Kresby) • Bette Midler (Bobbie Markowitz) • Glenn Close (Claire Wellington) • Christopher Walken (Mike Wellington) • Roger Bart (Roger Bannister) • David Marshall Grant (Jerry Harmon) • Jon Lovitz (Dave Markowitz) • Dylan Hartigan (Peter Kresby) • Faith Hill (Sarah Sunderson) • Matt Malloy (Herb Sunderson) • Kate Shindle (Beth Peters) •
Produktion: Donald De Line • Gabriel Grunfeld • Scott Rudin • Edgar J. Scherick
Szenenbild: Jackson De Govia
Kostümbild: Ann Roth
Maskenbild: Martial Corneville • Alan D'Angerio • Felice Diamond • Judi Goodman • Don Kozma • Michael Kriston • Christine Leiter • Angela Levin • Bernadette Mazur • Robert McCann • Evelyne Noraz • Francesca Paris
Kamera: Rob Hahn
Musik: David Arnold
Schnitt: Jay Rabinowitz
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