Die Insel

Kinoplakat Die Insel

Lincoln Six-Echo und Jordan Two-Delta bewohnen im Film "Die Insel" einen futuristischen Stadtstaat. Sie gehören zu den wenigen Überlebenden einer weltweiten Katastrophe, die in utopischen Wohneinheiten zum eigenen Schutz ständig bewacht und überwacht werden. Einziger Silberstreif am Horizont: die unverseuchte "Insel", auf die man nur kommt, wenn man in der Lotterie gewinnt.

Im Film "Die Insel" schreibt man die Mitte des 21. Jahrhunderts. Lincoln Six-Echo (hervorragend in seiner Doppelrolle: Ewan McGregor) lebt in einer futuristischen Stadt. Für alles ist gesorgt: Socken, Schuhe, Kleidung, Unterwäsche werden regelmäßig gereinigt geliefert, seine Nahrung wird nach strengen medizinischen Gesichtspunkten zusammengestellt, sein Verhalten wird ständig überwacht und bewertet, sogar im Schlaf wird Lincoln beobachtet. Als sich bei ihm Alpträume häufen, muss er zur Begutachtung zu Merrick (von eleganter Bedrohlichkeit: Sean Bean) dem gütigen, freundlichen Mann, der an dem Wohlergehen und der Gesundheit der Bewohner so sehr interessiert ist. Doch auch er kann Lincoln nicht helfen.

Einziger Lichtblick in seinen endlosen, langweiligen Tagen ist Jordan Two-Delta (begeisternd wie immer: Scarlett Johansson), eine bezaubernde junge Frau, zu der er sich hingezogen fühlt. Doch das ist streng verboten: kein näherer Kontakt mit dem anderen Geschlecht, schon gar kein körperlicher. Wenn die beiden sich wirklich einmal an den Händen halten, kommt sofort ein Aufseher und trennt sie. Trotzdem finden die beiden Mittel und Wege, um sich zu zeigen, wie sehr sie sich mögen. Er darf z. B. zum Frühstück keinen Bacon essen, sie lässt sich eine extra große Portion geben und tauscht heimlich die Teller mit ihm.

Lincolns Alpträume, die für ihn immer bedrohlicher werden, laufen stets nach dem gleichen Schema ab: Er befindet sich mit Jordan auf einer großen, eleganten Jacht und genießt den sommerlichen Tag vor einer tropischen Insel. Da taucht plötzlich ein Schnellboot mit schwarz vermummten Männern auf, die auf ihn schießen. Lincoln fällt ins Wasser und wird von einem Vermummten unter Wasser gezogen. Danach wacht er stets schweißgebadet auf. Lincoln glaubt, dass er von der ersehnten Insel träumt, jenem Ort, der als Einziger auf der verseuchten Erde noch von Menschen bewohnbar ist, und der für alle hier das einzige Ziel des Lebens ist. In einer Lotterie wird regelmäßig ermittelt, wer als Nächster auf die Insel fahren darf, um dort ein Leben in Freiheit und in der Natur zu genießen, und außerdem für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen.

Doch nicht zuletzt durch seine merkwürdigen, unerklärlichen Träume kommen Lincoln Zweifel an seiner wohlgeordneten, komplett von außen abgeschotteten Existenz in dieser sterilen, unpersönlichen Stadt. Wenn die Erde völlig verseucht ist, wieso findet man dann immer noch Überlebende? Wer findet sie überhaupt? Wo haben die sich die ganze Zeit über aufgehalten? Lincoln beginnt zu fragen und stellt bald fest, dass das hier nicht erwünscht ist. Der Einzige, mit dem er sich ungeniert unterhalten kann, ist der Ingenieur McCord (wie immer ein Erlebnis: Steve Buscemi). McCord arbeitet in einer düsteren, schmutzigen Anlage, in die man nur mit Schutzanzug und Spezialschlüssel gelangen kann. Lincoln hat Zugang dazu und sucht immer öfter McCord auf, der stets etwas Besonderes für ihn hat, z. B. Alkohol.

Bei einem dieser Ausflüge entdeckt Lincoln in einem verlassenen Schacht einen Schmetterling. Neugierig verfolgt er das Insekt, steigt immer weiter nach oben, und gelangt schließlich in eine seltsame Abteilung, die einem Krankenhaus ähnelt. Als er sich verstohlen umsieht, entdeckt er zu seinem Entsetzen einen Mitbewohner, der auf einem Tisch festgeschnallt ist. Es ist Starkweather (gigantisch wie immer: Michael Clarke Duncan), der in der Lotterie gewonnen hat und angeblich gerade auf dem Weg zur Insel ist! Doch Starkweather liegt auf einem Operationstisch, Infusionsnadeln im Arm, offensichtlich betäubt, und ein Ärzteteam macht sich ebenso offensichtlich zur Operation bereit! Da wacht der riesige, schwarze Starkweather auf, kann sich in seiner Panik losreißen, flieht nackt und schreiend auf den Gang vorbei an Lincoln, der sich entsetzt hinter einem Schränkchen versteckt hat, nur um dann von Sicherheitsleuten niedergestreckt zu werden. Lincoln wird Zeuge, dass Starkweather keineswegs auf die Insel fahren darf, sondern wie eine lebende Organfabrik ausgeweidet wird.

Lincolns Zweifel und Ängste haben sich bewahrheitet: es gibt keine Insel, es gibt vermutlich auch keine verseuchte Erde, es gibt einen ganz anderen Grund, warum sie alle hier mehr oder weniger gefangen gehalten werden. Nur welchen?

Lincoln weiß nicht, was er machen soll. Doch als Jordan als Nächste in der Lotterie gewinnt und auf die "Insel" fahren soll, muss er handeln. Jordan, die ihr Leben immer völlig passiv und naiv als richtig hingenommen hat, ist zunächst sehr überrascht, als Lincoln ihr erklärt, dass sie beide sofort fliehen müssten. Doch durch ihre Zuneigung zu Lincoln glaubt sie ihm schließlich und wagt mit ihm die Flucht.

Inzwischen hat sich Merrick ein Überwachungsvideo des Vorfalls mit Starkweather angesehen, und Lincoln hinter dem Schränkchen entdeckt. Er gibt Anweisung, ihn sofort zu verhaften. Doch Lincoln ist mit Jordan bereits auf dem Weg nach oben, auf jenem Weg, den der verirrte Schmetterling ihm gewiesen hat. Durch die allgegenwärtige Überwachung entdecken die Verfolger die beiden natürlich sofort. Es kommt zu einer actiongeladenen, Nerven zerfetzenden Jagd durch die dunklen, schmutzigen Schächte. Und Lincoln und Jordan gelingt die Flucht ans Tageslicht: auf eine Erdoberfläche, die keineswegs verseucht ist, zu Menschen, die ganz normal sind, und in ganz normalen Städten und Dörfern leben. Die Einzigen, die nicht "normal" sind, sind Lincoln und Jordan. Sie haben keine Ahnung vom Leben "draußen", wissen nicht, wie man sich benimmt, sie reden falsch, sie sind falsch angezogen. Doch sie finden McCord, und sie finden die Wahrheit: ihre Stadt ist tatsächlich nichts anderes als ein gigantisches, lebendiges Ersatzteillager für reiche Leute. Die kaufen sich für viel, viel Geld einen Klon, der in kurzer Zeit "heranreift" und auf den sie jederzeit zurückgreifen können, wenn sie krank werden. Lincoln und Jordan erfahren, für wen sie gezüchtet wurden und machen sich auf den Weg, um ihren "Originalen" Aug in Aug gegenüberzustehen.

Kritik

Um es gleich vorwegzunehmen: ursprünglich war der Film "Die Insel" als utopisches Märchen in einer fernen Zukunft geplant. Diese Zukunft ist durch die medizinische Forschung und Entwicklung inzwischen fast schon Gegenwart geworden, und das macht diesen Film "Die Insel" so bedrückend realistisch. Vor allen Dingen auch deshalb, weil die Problematik des Klonens nicht von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen wird, nicht von Medizinern und Forschern, sondern aus Sicht der Ergebnisse, der Klone, die im Film "Die Insel" Agnaten genannt werden. Merrick, der angeblich freundliche Beschützer der Agnaten, ist der Besitzer von Merrick Biotech. Er macht seinen zahlreichen gut betuchten Kunden weis, dass er nur einzelne Organe kopiert, und nicht ganze Menschen, was streng verboten ist. Doch Merrick hat herausgefunden, dass einzelne Organe nicht lagerfähig sind, also züchtet er gleich den ganzen Menschen, der bei Bedarf getötet und ausgeschlachtet werden kann. Menschen als Nutzvieh, künstlich dumm gehaltene Wesen, die nie erfahren, wofür sie existieren und warum sie sterben müssen. Doch bei der Six-Echo-Serie von Klonen, zu der Lincoln gehört, hat sich ein Fehler eingeschlichen: diese Agnaten entwickeln eine gefährliche Eigenschaft, sie werden neugierig. Und der Fehler beeinflusst auch das Gedächtnis: Lincoln entwickelt plötzlich Erinnerungen seines "Originals", des Konstrukteurs Tom Lincoln. Das klingt alles unglaublich, aber wissen wir, ob es nicht stimmt? Wissen wir, ob es diese Fabriken nicht tatsächlich schon gibt?

Die andere Seite vom Film "Die Insel" ist pure, geniale, fantastische, hervorragende und unglaublich sehenswerte Action. Regisseur Michael Bay zeigt wieder einmal, wie man es machen sollte, und wie es doch die wenigsten können. Das geht bei der Verfolgungsjagd durch die Schächte von Merrick Biotech an und ist bei der atemberaubenden Verfolgungsjagd durch Detroit noch lange nicht zu Ende. Da steuern Lincoln und Jordan einen futuristischen Cadillac CIEN mit Flügeltüren und allerlei technischem Schnickschnack, um einer Horde Wasps, fliegender Motorräder, zu entkommen. Oder Lincoln und Jordan flüchten sich auf einen riesigen Tieflader, der Räder für Eisenbahnwaggons befördert. Als ihnen die gefährlichen Wasps, die wie fliegende Torpedos aussehen, zu sehr auf die Pelle rücken, setzen sie die Räder zur Verteidigung ein. Es gibt Dutzende solcher Szenen, bei denen man als Zuschauer atemlos am äußersten Rand seines Kinosessels klebt und nervös die feuchten Hände umklammert: wird das gut gehen?

Es gäbe noch viel über diesen sehenswerten Film zu sagen: der geniale Unterschied zwischen der farblosen, künstlichen Welt von Biotech und der bunten, saftigen Außenwelt; die grandiose Jacht, die Lincoln in seinen Träumen sieht und schließlich bei seinem "Original" Tom im Original findet; der bedrückende Anblick der gigantischen Brut-Fabriken mit Agnaten in allen Stadien der Entwicklung; die umwerfenden Spezialeffekte und digitalen Effekte.

Fazit: Ein verstörender Action-Film mit hervorragenden Schauspielern.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: The Island
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 9
Genre: ActionScience-FictionThriller
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 04.08.2005
Heimkino: 27.01.2006

Regie: Michael Bay
Drehbuch: Caspian Tredwell-Owen • Alex Kurtzman • Roberto Orci

Schauspieler: Ewan McGregor (Lincoln Six Echo / Tom Lincoln) • Scarlett Johansson (Jordan Two Delta / Sarah Jordan) • Djimon Hounsou (Albert Laurent) • Sean Bean (Dr. Bernard Merrick) • Steve Buscemi (James McCord) • Michael Clarke Duncan (Starkweather Two Delta / Jamal Starkweather) • Ethan Phillips (Jones Three Echo) • Brian Stepanek (Gandu Three Echo) • Noa Tishby (Ansager) • Siobhan Flynn (Lima One Alpha) • Troy Blendell (Laurent Team Member) • Jamie McBride (Laurent Team Member)

Produktion: Michael Bay • Ian Bryce • Walter F. Parkes
Szenenbild: Nigel Phelps
Kostümbild: Deborah Lynn Scott
Maskenbild: Bridget Bergman • Justin Ditter • Dena Fayne • Greg Funk • Edouard F. Henriques • Kimberley Kirkpatrick • Sandi Rowden • Kathe Swanson • Heba Thorisdottir • Yolanda Toussieng • Rebecca Wachtel
Kamera: Mauro Fiore
Musik: Steve Jablonsky
Schnitt: Paul Rubell • Christian Wagner

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Bild: Warner Bros.

2 customer reviews

gut
04.08.05
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befriedigend
04.08.05
Deine Bewertung
Michael Bay hat in seinem Film erstaunlich viele gute Schauspieler versammelt – die er fast alle unterfordert. Die Geschichte ist zu durchsichtig und es fehlt die Überraschung, weil zu schnell klar ist, was gespielt wird. Das Szenenbild erinnert mich zu stark an "Flucht ins 23. Jahrhundert".
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