V wie Vendetta

Kinoplakat V wie Vendetta

Das jüngste Kind der Brüder Wachowski zeigt einen Einzelkämpfer im Kampf gegen das System. Ein anderes Land, eine andere Zeit ... doch der Kern darf einem bekannt vorkommen.

"V wie Vendetta" ist die Verfilmung eines Comic-Romans von Andy Moore ("From Hell") und David Lloyd. Er zeichnet den Befreiungskampf des mysteriösen V (Vendetta: lateinisch Blutrache oder Rache) im England des Jahres 2020. Ein totalitäres Regime hat nach dem dritten Weltkrieg und durch die Manipulation der Massen, die Regierung übernommen. Aus Angst versteckt sich deren Kanzler Sutler (John Hurt) vor dem Rest des Parlaments. Seine Befürchtungen kommen nicht von ungefähr, denn unter seinem Regime kann keiner dem anderen trauen und das nächste Opfer einer Intrige werden.

Als Evey (Natalie Portman) eines Abends die Ausgangssperre missachtet, wird sie von der Staatsmacht ertappt. Die Fingermänner wollen sie vergewaltigen, doch in dem Moment tritt ein seltsamer, maskierter Mann (Hugo Weaving) auf den Plan. Er gibt sich als V zu erkennen. Sein großes Vorbild ist Guy Fawkes, der am 05.11.1605, gemeinsam mit Mitverschwörern, versuchte, das englische Parlament zu sprengen. Fawkes Ziel war ein politischer Umsturz, der zur Verbesserung der Lebenssituation der katholischen Christen führen sollte. Ähnlich wie Fawkes, unternimmt auch V in der Nacht seine erste Sprengung. Ein Jahr später soll die jetzige Regierung ihr Ende finden. Dazu will er das Volk aufrütteln und es zu zivilem Ungehorsam auffordern.

Schon am Tag darauf werden der Maskierte und Evey einander wiedertreffen, denn die junge Frau arbeitet beim staatlichen Fernsehen. V dringt dort ein und sendet über den Notkanal seinen Appell ans Volk. Der wird landesweit gesehen, aber noch nicht wirklich verstanden. Noch einmal gelingt es der Regierung das Volk zu belügen.
Eveys Leben nimmt an diesem Tag eine radikale Wende. Zunächst rettet sie V das Leben, dann er ihres, indem er sie entführt. In seinen Katakomben hält er sie mehrere Tage lang gefangen, bis er glaubt, sie sei seinen Ideen gegenüber loyal. Er will sie für seine Rachepläne einsetzen, die mit dem Plan der Volksrebellion untrennbar verwoben sind. Evey soll ihm helfen einen Geistlichen zu ermorden, der sich regelmäßig an Lolitas vergeht. Das Vorhaben scheitert, weil Evey die Möglichkeit zur Flucht nutzt und V verrät. Sie schlüpft bei dem bekannten Fernsehmoderator Deitrich (Stephen Fry) unter, der ihr eine ganze Reihe an Geheimnissen offenbart. Beflügelt durch die Gegenwart der jungen Frau, begeht er den schweren Fehler der Selbstüberschätzung. Er legt sich offen mit der Staatsmacht an, indem er Kanzler Sutler in seiner Show lächerlich macht. Deitrich wird verhaftet und ermordet; erneut muss Evey fliehen und gerät in Gefangenschaft. Man foltert sie und will sie zwingen, das Geheimnis von V preiszugeben. Doch lieber wird Evey sterben ...

Kritik

Das Drehbuch trägt die Handschrift der Brüder Andy und Larry Wachowski, die nicht selbst Regie führten. Ihr ehemaliger Regieassistent James McTeigue gibt mit dem Film sein Spielfilm-Debüt, in dem revolutionär Neues fehlt. Es wird Philosophie mit Action gemischt und ein finsteres Szenario geschaffen, in dem ein Einzelner gegen das System antritt. Wenngleich das Drehbuch unverkennbar die Handschrift der Wachowskis trägt, fehlt der Bildsprache die besondere Note. Sehr mutig ist es, den Helden den gesamten Film über mit einer Maske spielen zu lassen und auf die genannten Schwerpunkte zu setzen. Darin liegt der Knackpunkt der Produktion, denn wer von den Punkten Politik und Philosophie nicht hingerissen ist, den wird der Film kaum berühren. Ich empfinde ihn als nicht authentisch und an zu vielen Stellen zu unlogisch.

Vs zahlreiche Zitate klingen mir zu oft wie Worthülsen. Das ist durchaus schade, denn die durchscheinenden Ansätze gefallen mir. So taucht zum Beispiel die Fragestellung auf, welche Mittel Terrorismus nutzen darf? Doch die Antwort bleibt aus. Schön, dass am Ende der friedliche Widerstand aller das Regime zu Fall bringt. Ein gelungenes Bild dafür, was Zivilcourage bewirken kann.

Es macht den Eindruck, als hätten die Wachowskis versucht, gelungene Ideen des Comic-Romans umzusetzen, dabei allerdings die Logik vernachlässigt und ein gründlicheres Durchdenken brächte ein stattlicheres Drehbuch. "V wie Vendetta" setzt auf plakative Lösungen. So ist der esoterische Anklang unverkennbar. Eveys Selbstfindung durch Folter, hat mit Buddhismus nicht viel gemein, trotzdem die Befreite wie eine buddhistische Nonne aussieht. Leider geht die Berücksichtigung und Solidarisierung mit möglichst vielen Minderheiten nicht glatt. So soll etwa die traurige lesbische Liebes-Geschichte Vs Triebfeder zur Rache sein.

Einzelne Figuren agieren unlogisch und sind von der Charakterisierung überfrachtet. Die Ursache dafür kann darin liegen, dass die Brüder für ihr Drehbuch den Comic-Roman stark vereinfachen. Beispielsweise legen sie mehrere Romanfiguren zu einer Filmfigur zusammen. So ist der Fernsehmoderator nicht nur schwul (er steht auf tätowierte Männer), sondern auch ein Sammler von Kunst und wird wegen Besitzes eines Korans hingerichtet. Unlogisch erscheint zudem, dass er Evey, die er bislang nur als Kollegin kennt, gleich beim ersten privaten Zusammentreffen seine intimsten Geheimnisse offenbart. Und weshalb eine Frau, deren Eltern als Staatsfeinde hingerichtet wurden, ausgerechnet beim staatlichen Fernsehen arbeitet (also an der Schlüsselstelle eines autoritären Überwachungsstaates), verstehe ich nicht.

Hugo Weaving als V ist rein auf Körpersprache und Stimme angewiesen, denn er trägt den gesamten Film über eine Maske sowie eine schwarze Perücke. Nun, die sprachliche Leistung kann nicht beurteilt werden, da die Pressevorführung in der deutschen Synchronfassung stattfand. Die Körpersprache hinterlässt bei mir keinen bleibenden Eindruck. Natalie Portman gibt sich wenig Mühe dies zu übertrumpfen. Am ehesten überzeugt John Hurt als futuristischer Führer.

Fazit
Ich habe eine Stunde lang mit einer sehr netten Kollegin über den Film diskutiert. Wir kamen auf ein ähnliches, aber nicht einstimmiges Ergebnis. Sicher waren wir uns: "V wie Vendetta" ist ein polarisierender Film.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: V for Vendetta
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 132
Genre: ActionComicDramaScience-Fiction
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 16.03.2006
Heimkino: 22.09.2006

Regie: James McTeigue
Drehbuch: Andy WachowskiLarry Wachowski
Literaturvorlage: David Lloyd

Schauspieler: Natalie Portman (Evey) • Hugo Weaving (V) • Stephen Rea (Finch) • Stephen Fry (Deitrich) • John Hurt (Adam Sutler) • Tim Pigott-Smith (Creedy) • Rupert Graves (Dominic) • Roger Allam (Lewis Prothero) • Ben Miles (Dascomb) • Sinéad Cusack (Delia Surridge) • Natasha Wightman (Valerie) • John Standing (Lilliman) • Eddie Marsan (Etheridge) • Clive Ashborn (Guy Fawkes) • Imogen Poots (Valerie, jung) 

Produktion: Grant Hill • Joel Silver • Larry WachowskiAndy Wachowski
Szenenbild: Owen Paterson
Kostümbild: Sammy Sheldon
Maskenbild: Paul Engelen
Kamera: Adrian Biddle
Musik: Dario Marianelli
Schnitt: Martin Walsh

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
16.03.06
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