Die Wolke

Kinoplakat Die Wolke

Gerade sind sich die 16-jährige schüchterne Hannah und der 18-jährige schweigsame Elmar im Theatersaal ihrer Schule ein bisschen näher gekommen, als der Alarm ertönt. "Probealarm" wiegelt der Lehrer ab, aber Elmar weiß: "Das ist ein A-B-C-Alarm! Wir müssen hier raus!"

Der Film "Die Wolke" entstand nach dem gleichnamigen Jugendroman von Gudrun Pausewang. Die blonde, hübsche Hannah (hervorragend: Paula Kalenberg) ist ein lebenslustiger Teenager, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter Paula (geduldig: Carina Wiese), einer Kosmetikerin, und dem kleinen Bruder Uli (intelligenter Naseweis: Hans-Laurin Beyerling) in Schlitz wohnt. Schlitz ist ein ruhiges Städtchen mit schönen Fachwerkhäusern und liegt ungefähr 100 km nordöstlich von Frankfurt. Und Schlitz liegt in der Nähe eines Atomkraftwerkes, was aber bei fast allen Orten und Städten in Deutschland der Fall ist. In Schlitz macht sich darüber keiner Gedanken.

Hannah und ihre beste Freundin Meike (süßes Luder: Jenny Ulrich) machen sich da schon sehr viel mehr Gedanken über Elmar (dunkel und introvertiert: Franz Dinda), einen geheimnisvollen Neuzugang in der Klasse. Als der 18-jährige Elmar schließlich zum ersten Mal in einer Schulstunde spricht geschieht es, um Hannah aus der Patsche zu helfen. Es stellt sich heraus, dass Elmar offensichtlich ziemlich intelligent und ebenso gebildet ist. Und Elmar stammt aus einem sehr wohlhabenden Elternhaus. Meike ist ganz scharf auf den niedlichen Typen, Hannah beäugt ihn eher misstrauisch. Meike fragt Elmar auch ganz ungeniert, ob er ihnen beiden nicht Nachhilfeunterricht für die nächste Prüfung geben kann. Und Elmar willigt ein. So marschieren die beiden Mädchen also zu Elmars Haus, und entdecken, dass er in einer hochherrschaftlichen Prachtvilla wohnt! Die örtlichen Teenager-Rabauken sehen es gar nicht gerne, dass dieses "Reiche-Leute-Söhnchen" ihnen die Mädels ausspannt, und fallen wie die Fliegen bei Elmar ein. Er versucht sie zwar zum Verschwinden zu bringen, aber erst das Eintreffen von Elmars Eltern macht dem bösen Spuk ein Ende. Sein Vater (strenger Hausherr: Richy Müller) schickt alle weg.

Elmar ist ziemlich sauer, dass seine erste Verabredung mit Hannah so daneben gegangen ist. Bei der Prüfung am nächsten Tag bittet er, auf die Toilette gehen zu dürfen. Im Vorbeigehen lässt er Hannah einen Zettel auf das Pult fallen: "Treff mich im Theatersaal" steht darauf. Hannah zögert einen Moment, aber dann muss auch sie dringend auf die Toilette. Im Theatersaal treffen sich die beiden, und fallen sich ohne viel Worte um den Hals, küssen sich ganz vorsichtig, und entdecken ihre gegenseitige Zuneigung. Doch das junge Glück wird jäh auseinander gerissen, als plötzlich die Sirenen zu heulen anfangen. Der Klassenlehrer hält es für einen nicht angekündigten Probealarm und will die Arbeit weiter schreiben lassen. Aber Elmar weiß was das ist: ein A-B-C-Alarm! Es muss etwas mit dem Kernkraftwerk passiert sein! Hannah und Elmar stürmen mit den anderen Schülern aus dem Gebäude und stellen bald fest, dass Elmar recht hatte: Es hat einen Störfall im Atomkraftwerk gegeben und eine radioaktive Wolke ist entwichen. Sie treibt auf Schlitz zu. Hannah ist völlig durcheinander, denn gerade heute ist ihre Mutter nicht zu Hause. Sie ist auf einen Kosmetikkongress nach Schweinfurt gefahren. Heute ist Hannah für den kleinen Bruder Uli verantwortlich. Hannah und Elmar trennen sich.

Hannah will mit Schulfreunden im Wagen nach Hause fahren und Uli fertig machen, Elmar soll sie dort mit seinem Wagen abholen. Doch noch vor dem Ziel wird der Wagen ihres Schulfreundes angehalten, seine Mutter wirft alle anderen Mitfahrer aus dem Auto, wirft ihre Koffer hinein und haut mit ihrem Sohn ab. Hannah rennt nach Hause. Unterwegs sieht sie, dass alle Nachbarn bereits die Autos beladen und sich Abfahrt bereit machen. Gott sei Dank ist Uli schon zu Hause und empfängt sie mit der Mitteilung, dass das Radio gesagt hat, sie sollen alle in den Keller gehen und die Fenster schließen. Hannah weiß, dass Elmar sie beide abholen wird und packt das Nötigste zusammen. Aber Elmar kommt nicht, sie kann ihn auch telefonisch nicht erreichen, sie kann auch ihre Mutter nicht erreichen. Elmar ist ähnlich verzweifelt. Seine Eltern haben offensichtlich die Wagenschlüssel mitgenommen. Als das Telefon klingelt ist es sein Vater, der ihn auffordert, sofort zum Flugplatz zu kommen, wo die Familie eine kleine Maschine stehen hat. Aber Elmar will zu Hannah. Hastig bemüht er sich, den Wagen kurzzuschließen. Hannah weiß nicht, was sie tun soll. Verzweifelt schließt sie die Jalousien und geht mit Uli in den Keller. Da klingelt das Telefon. Es ist ihre Mutter, die in Schweinfurt am Bahnhof steht und mit dem Zug nach Hamburg fliehen will. Sie beschwört Hannah, sofort mit Uli das Haus zu verlassen und nach Bad Hersfeld zu fliehen, wo Sonderzüge zur Evakuierung der Region bereitgestellt werden. Hannah rennt auf die Straße, um vielleicht noch einen motorisierten Nachbarn zu finden, aber alle sind schon weg. Da fällt ihr Blick auf ihre beiden Fahrräder, und sie versucht die Flucht mit Uli per Fahrrad. Zunächst geht alles gut, obwohl Uli sich ständig über die Hitze beklagt, weil er wegen seiner Sonnenallergie ein langärmeliges Sweatshirt mit Kapuze tragen muss. Aber Hannah gelingt es immer wieder, ihn zu beruhigen. Dann kommen sie in einen gewaltigen Stau. Die Polizei hat die Straße nach Bad Hersfeld gesperrt, weil auch dort alle Straßen hoffnungslos verstopft sind. Die wütende und Angst erfüllte Menge wird aggressiv und geht auf die Polizeibeamten los. Hannah ergreift mit Uli die Flucht über die Felder. Als sie endlich einen Fuhrweg bergab in Richtung Landstraße finden, lässt Uli voller Übermut sein Fahrrad einfach laufen. Hannah versucht ihn noch zu stoppen, aber Uli hört nicht. Er biegt ohne zu schauen schwungvoll auf die Landstraße ein, ein heran rasendes Auto erfasst ihn, bleibt kurz stehen, rast weiter. Als Hannah zu Uli kommt, ist er tot. Völlig unter Schock umklammert Hannah ihren blutüberströmten Bruder. Das nächste Auto kann gerade noch bremsen. Es ist eine Familie mit zwei Kindern, die ebenfalls auf der Flucht vor der radioaktiven Wolke ist. Hannah will ihren toten Bruder nicht loslassen, doch nach und nach – unter dem wütenden Hupen und Schimpfen der nachfolgenden Autofahrer – gelingt es dem Mann, Hannah den Bruder abzunehmen. Er legt die Leiche in das Maisfeld neben der Straße und setzt Hannah in sein Auto.

Am Bahnhof von Bad Hersfeld ist der Teufel los, hysterische, panische Menschenmassen schieben sich in Richtung Bahnhof, Ordnungskräfte werden einfach überrannt, Familien werden getrennt, wer stürzt, über den wird hinweg getrampelt. Hier ist sich jeder selbst der nächste. Hannah gelingt es, mit den beiden Kindern der Familie, die sie mitgenommen hat, auf den Bahnsteig zu gelangen. Sie ist immer noch in Trance und handelt nur automatisch. Da entdeckt sie auf dem völlig überfüllten Bahnsteig in der Menge Elmar! Er sieht sie auch, versucht zu ihr zu gelangen, wird aber von der Menschenmenge abgedrängt. Als das Auto nämlich endlich ansprang, war es schon zu spät: Hannah war mit Uli schon fort. Also war Elmar nach Bad Hersfeld gefahren, um vielleicht dort Hannah und Uli zu finden. Doch es reicht nur für einen kurzen Blick, dann reißt die Mengenmenge die beiden auseinander. Für Hannah ist damit auch der letzte Funke Hoffnung erloschen. Sie stürzt völlig erschöpft zu Boden und wird wie durch ein Wunder nicht zertrampelt. Sie erwacht, als der Bahnhof leer ist. Wie in Trance geht sie nach draußen, die schwarze, radioaktive Wolke, vor der alle geflohen sind, ist direkt über ihr. Der Himmel öffnet seine tödlichen Schleusen, und Hannah krümmt sich im strömenden Regen auf dem Boden zusammen. Als sie wieder erwacht, liegt sie in einem Krankenbett. Sie ist in ein Krankenhaus für Strahlungsopfer in Hamburg gebracht worden. In den vielen anderen Betten liegen ebenfalls Kinder und Jugendliche, die von der Strahlung betroffen sind. In der jungen Patientin Ayse (reizend: Claire Oelkers) findet sie eine Freundin, die ihr über die kommende schlimme Zeit hinweghilft. Die Zeit, in der sie sich nur noch übergibt, die Zeit, in der ihr allmählich alle Haare ausfallen, die Zeit, in der sie immer schwächer wird. Doch dann geht eines Tages plötzlich die Türe auf, und Elmar steht vor ihr. Er hat sie endlich gefunden und will für immer bei ihr bleiben. Doch: wird Hannah überleben? Ist Elmar mit einem blauen Auge davon gekommen? Wie soll eine gemeinsame Zukunft der beiden aussehen? Denn die atomare Katastrophe hat nicht nur Hannahs und Elmars Leben nachhaltig verändert, sondern das Leben in ganz Deutschland, das nun zur Hälfte aus verseuchtem Sperrgebiet besteht.

Kritik

Die Reaktor-Katastrophen in Harrisburg und Tschernobyl sind zwar schon 26 beziehungsweise 20 Jahre her, für mich aber so, als wären sie gestern gewesen. Auch ich bin, wie Hannah im Film, in den radioaktiven Regen von Tschernobyl gekommen und daraufhin sehr krank geworden. Der Film "Die Wolke" rührt bei mir also an alte, schlimme Erinnerungen. Und deshalb kann ich vielleicht ganz gut beurteilen, wie "echt" die Darstellung der Katastrophe und die Auswirkungen auf die mittelbar und unmittelbar betroffenen Menschen ist. Um es gleich zu sagen: Der Film "Die Wolke" ist beängstigend realistisch gemacht. Dieser fröhliche, sonnige Anfang mit der bezaubernden Liebesgeschichte zwischen Hannah und Elmar, und dann das Entsetzen. Das anfängliche nicht Begreifen, dann die Angst, die verstörende Panik, das Nicht-Wissen-Was-Tun, der entsetzliche Egoismus der anderen, die Gefühllosigkeit, die Aggressivität, alles geboren aus der Angst ums eigene Überleben, das ist alles so überaus realistisch dargestellt, dass es einem schier den Atem nimmt und die Brust zusammenschnürt. Denn wie man aus anderen Beispielen weiß: "Wenn es ums nackte Überleben geht, kann eine zivilisierte Welt leicht zusammenbrechen". Das einzige Manko, das ich anzumerken habe: so realistisch der Film in der Schilderung der Dramen nach dem Störfall ist, so unrealistisch wird es dann im Krankenhaus. Denn eine starke radioaktive Verstrahlung eines Menschen wirkt sich nicht nur darin aus, dass ihm die Haare ausfallen. Aber das wäre für einen Jugendfilm vielleicht dann doch zu drastisch gewesen.
Doch der Film "Die Wolke" ist nicht nur ein Film über die Auswirkungen eines atomaren Reaktor-Störfalls mitten in Deutschland. Sondern es ist auch ein Liebesfilm. Ein Film über zwei junge Menschen, die sich gefunden haben und die sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, nicht mehr loslassen wollen.

Fazit
Der Film "Die Wolke" ist ein Film, der einerseits durch die realistische Schilderung der radioaktiven Katastrophe sehr verstörend wirkt, aber andererseits mit dieser zärtlichen Liebesgeschichte wieder Hoffnung macht. Ein Film, den sich nicht nur junge Menschen anschauen sollen. Sondern auch die Älteren. Denn die gehen schließlich auch zur Wahl.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Alternativtitel: The Cloud
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 102
Genre: DramaKatastrophenfilmThriller
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 16.03.2006
Heimkino: 25.10.2006

Regie: Gregor Schnitzler
Drehbuch: Jane Ainscough • Marco Kreuzpaintner
Literaturvorlage: Gudrun Pausewang

Schauspieler: Paula Kalenberg (Hannah) • Franz Dinda (Elmar) • Hans-Laurin Beyerling (Uli) • Carina Wiese (Paula) • Jennifer Ulrich (Meike) • Claire Oelkers (Ayse) • Tom Wlaschiha (Hannes) • Karl Kranzkowski (Dr. Salamander) • Josefine Merkatz (Schwester Röschen) • Nikita Kuhlen (David) • Richy Müller (Albert Koch) • Emanuela von Frankenberg (Frau Koch)

Produktion: Markus Zimmer
Szenenbild: Patrick Steve Müller
Kostümbild: Ivana Milos
Maskenbild: Heiner Niehues • Ruth Philipp • Simone Schlimm
Kamera: Michael Mieke
Musik: Max Berghaus • Stefan Hansen • Dirk Reichardt
Schnitt: Alexander Dittner

Anzeige

Kinoplakat Die Wolke Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

gut
16.03.06
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.