Die Zwillinge

Kinoplakat Zwillinge

Zwei Zwillingsschwestern werden im Kindesalter getrennt und erleben konträre Schicksale, die für Holland und Deutschland stehen.

Nach dem Tod der Eltern sollen Anna und Lotte bei Verwandten unterkommen. Die deutschen Bauern sehen in den Mädchen billige Arbeitskräfte, überlassen Lotte aber holländischen Verwandten, weil das Mädchen an Tuberkulose erkrankt ist. Während Lotte dort gesundet und in einer gebildeten Familie groß wird, wächst Anna auf dem deutschen Bauernhof ohne schulische Bildung auf.

Mit den unterschiedlichen Lebensweisen erwächst eine tiefe Kluft zwischen den Schwestern, die immer unüberbrückbarer scheint. Kurze Besuche lassen Annäherungen scheitern und höhlen die Kluft weiter aus. Anna (Nadja Uhl) heiratet den Nationalsozialisten Bernd, Lotte (Thekla Reuten) verliebt sich in den jüdischen Musiker David. Beide Männer kommen im Krieg um. Lotte empfindet nach dem Zweiten Weltkrieg einen derartig tiefen Hass auf alles Deutsche, dass sie sogar ihre eigene Schwester aus dem Haus wirft. Erst kurz vor Annas Tod kommt es zur Versöhnung.

Kritik

"Die Zwillinge" bieten formal gesehen viel Kino fürs Geld. Zwei derartig unterschiedliche Schicksale in einen Film zu packen ist keine leichte Aufgabe. Die Rahmenbedingungen sind gut gelöst. Drei große Abschnitte erzählen aus den Leben der Frauen. Dabei bekommt jedes der drei Kapitel eine andere Farbgebung. Anfangs erleben die Zwillinge noch Paralleles, obwohl sie getrennt sind, mit dem Alter verliert die Verbindung an Intensität. Schön gelungen ist auch die Verknüpfung von aktueller Erzählung und Rückblenden.

Die Rollen der Frauen sind in allen drei Lebens-Abschnitten gut besetzt; was auch für die Nebenrollen gilt. Die Schauspieler arbeiten gut, was angesichts des Drehbuchs nicht immer ganz einfach ist, denn viele Klischees verwässern den Film. So heißt Lottes jüdischer Freund nicht nur David, sondern ist ausgesprochen musikalisch. Natürlich wird er - und nicht jemand aus dem Bekanntenkreis - ins KZ verschleppt. Bei Lottes Besuch in Deutschland sind alle Nazis blond, stiernackig und unkultiviert. Später verstößt sie ihre Schwester, weil sie mit einem Nazi verheiratet war, der im Krieg den Heldentod starb (aber eigentlich Österreicher war, der nur ungern seine Rolle spielte).
Anna wiederum hat Mitleid mit den polnischen Zwangsarbeitern und hilft ihnen, obwohl ihre Dienstherrin sie darauf hinweist, dass die Deutschen die Herrenrasse sind. In solchen Momenten ist die fehlende Feintarierung wirklich enttäuschend. Zudem hätte es dem Film angestanden, die Nebenrollen feiner auszuarbeiten. Beispielsweise wird nicht klar, weshalb Anna so an ihrer Chefin hängt. Barbara Auer spielt die Rolle der Adeligen burschikos; was des Öfteren an ein lesbisches Verhältnis denken lässt. Oder ist es doch nur die Freude darüber, als Mensch angenommen zu werden?

Insgesamt wirkt die Konzentration auf wenige Figuren störend, da die einzelnen Schicksale überfrachtet sind. Jede der zwei Frauen muss fast alles erleben, was für Holländer beziehungsweise Deutsche dieser Generation in Betracht kommt. Selbst wenn es ein solches Leben gegeben haben sollte, sind Realität und Erzählung zweierlei Dinge. Und eine Filmhandlung kommt schnell in den Verdacht des Klischees. Lauflänge und Qualität des Mammutprojekts lassen die Frage aufkommen, ob ein Mehrteiler im Fernsehprogramm, dem Werk nicht eher entspräche?

Fazit
Der dem Film zugrundeliegende Roman umfasst als Taschenbuchausgabe 477 Seiten. Diesen Stoff auf Kinoformat zu komprimieren ist eine Kunst, die dem Team weitgehend gelang.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: De Tweeling
Land: Niederlande
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 135
Genre: DramaHistorie
Verleih: Kinowelt
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 07.10.2004
Heimkino: 10.05.2005

Regie: Ben Sombogaart
Drehbuch: Marieke van der Pool
Literaturvorlage: Tessa de Loo

Schauspieler: Thekla Reuten (Lotte, jung) • Nadja Uhl (Anna, jung) • Ellen Vogel (Lotte, alt) • Gudrun Okras (Anna, alt) • Roman Knizka (Martin) • Barbara Auer (Charlotte) • Julia Koopmans (Lotte als Kind) • Sina Richardt (Anna als Kind) • Betty Schuurman (Mutter Rockanje) • Jaap Spijkers (Vater Rockanje) • Margarita Broich (Martha) • Ingo Naujoks (Heinrich Bamberg) • Jeroen Spitzenberger (David) • Hans Somers (Bram) • Hans Trentelman (De Vries)

Produktion: Hanneke Niens • Anton Smit
Szenenbild: Michel De Graaf
Kostümbild: Linda Bogers
Maskenbild: Aurélie Elich
Kamera: Piotr Kukla
Musik: Fons Merkies
Schnitt: Herman P. Koerts

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Bild: Kinowelt

1 customer review

gut
07.10.04
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