Eddington

Kinoplakat Eddington

In der amerikanischen Kleinstadt Eddington entfesselt ein Funke einen Flächenbrand. Auslöser ist ein Virus, von dem niemand anfangs weiß, wie gefährlich es ist: SARS-CoV-2.

Im Jahr 2020 ist es mit der Ruhe in der Kleinstadt Eddington schlagartig vorbei. Die Regierung hat wegen der Corona-Pandemie eine Maskenpflicht verordnet, an die sich nicht alle halten wollen. Zu den Maskenverweigerern zählt auch der Sheriff Joe Cross. Er solidarisiert sich mit einem alten Mann, der ohne Maske Lebensmittel einkaufen will. Bald darauf beschließt Cross, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Das beschwört einen Streit zwischen ihm und dem amtierenden Bürgermeister herauf, der wiedergewählt werden möchte.

Auch in Cross' Privatleben rumort es. Seine psychisch labile Ehefrau Louise hat ihre Mutter im Haus aufgenommen. Die ist eine glühende Anhängerin von Verschwörungstheorien und bestrebt, alle Menschen ihrer Umgebung zu missionieren. Weiterhin schauen die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt argwöhnisch auf den Bau eines Rechenzentrums. Einige sehen darin die Zukunft, andere eine Verschmutzung der Umwelt. Dann nimmt die Bewegung "Black Lives Matter" an Fahrt auf und sorgt für weitere Unruhen. Die Jugendlichen des Ortes beginnen zu protestieren – auch weil die Stadt auf dem Boden der indigenen Völker errichtet worden ist. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Sheriff Cross, der sich weder an Recht noch Gesetz hält. Er entscheidet nach eigenem Gutdünken und heizt die Situation weiter an.

Kritik

In das gleichförmig erzählte Independent-Drama "Eddington" hat Drehbuchautor Ari Astor mehr als ein Dutzend Themen beziehungsweise Aspekte gepackt: Black Lives Matter, Corona, Esoterik, Existenzangst, geistige Brandstiftung, Gewalt, Kindesmissbrauch (Pädophilie), Landraub an indigenen Völkern, Machtmissbrauch, Macht und Ohnmacht, Mitläufer, Rassismus, Selbstjustiz, Systemkritik, Umweltschutz und Verschwörungstheorien.* Dabei wird kaum ein Thema hinreichend bedient, Handlungsstränge nicht beendet.

Das dialoglastige Drama prangert also vieles an. Wenngleich es nicht offen ausgesprochen wird, erinnert Sheriff Cross an Donald Trump. Vielleicht möchte der Film das aussagen, vielleicht auch nicht. Fakt ist, dass nahezu alle Figuren unangenehm amerikanisch auftreten, mit übersteigertem Selbstbewusstsein und aufgeblähten Egos. Und sie repräsentieren nicht eben die geistige Elite des Landes. Das passt zur überzeichneten Darstellungsweise des Films. Die verzichtet mehrfach auf Logik. Da nutzt der Sheriff das Polizeiauto als Werbefläche für den eigenen Wahlkampf. Seinen Widersacher bezeichnet er als Sexualstraftäter, ohne dass der Beschuldigte darauf reagiert. Der ortsfremde Polizist geht der Spur der gefundenen Reifenspuren nach und spricht davon, das FBI einzuschalten. Letzteres taucht jedoch nicht auf. Das kann mit Zeitmangel erklärt werden. Oder damit, dass das Laute dem Film gelegener kommt als leise Töne. Leider bedeutet es auch, dass dem Krawall das Gegengewicht fehlt. Niemand versucht, mit Vernunft einzugreifen und zu vermitteln. Der schwarze Sergeant könnte die Rolle übernehmen, versucht sich jedoch als Mitläufer, und das fällt ihm auf die Füße.

Am stärksten profitiert Joaquin Phoenix als Joe Cross. Der Darsteller hat sich sichtlich ausgelebt in der Rolle. Im englischen Original nuschelt er und stolziert mit geschwollener Brust. Die restlichen Rollen arbeiten ihm zu. Was insbesondere im Fall von Emma Stone eine Verschwendung von Talent darstellt.

Fazit
Joaquin Phoenix dominiert den Film und spielt den Kotzbrocken mit Genuss. Was nicht mit einer großen schauspielerischen Leistung verwechselt werden sollte.
Eine Aufarbeitung von Corona ist das Werk nicht, die Pandemie dient als Auslöser, und die Handlung verrennt sich in zu viele Thematiken, die sie anklagt, ohne einzelne Themen befriedigend zu beackern. Da dem Lärmen nichts Leises beiseitegestellt wird, fällt die Zeichnung unangenehm einseitig aus. Und sie wirft die Frage auf, ob eine feinere Zeichnung nicht in ein stärkeres Ergebnis gemündet wäre. Zugutehalten will der Kritiker dem Film, dass die hehre Absicht hinter der missglückten Umsetzung zu erkennen ist.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %

*Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Land: USA
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 150
Genre: Drama

Verleih: Leonine
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 20.11.2025
Heimkino: 12.03.2026

Regie: Ari Aster
Drehbuch: Ari Aster

Schauspieler: Joaquin Phoenix (Joe Cross) • Deirdre O'Connell (Dawn Bodkin) • Louise Cross (Micheal Ward) • Michael Cooke Pedro Pascal (Ted Garcia)  • Cameron Mann (Brian Frazee) • Matt Gomez Hidaka (Eric Garcia) • Luke Grimes (Guy Tooley) • Amélie Hoeferle (Sarah) • Clifton Collins Jr. (Lodge) • William Belleau (Officer Butterfly Jimenez) • Austin Butler (Vernon Jefferson Peak)

Produktion: Lars Knudsen • Ann Ruark
Szenenbild: Elliott Hostetter
Kostümbild: Anna Terrazas
Maskenbild: Anji Bemben • Michelle Connolly • Lisa Hansell • Heather A. Hawkins
Kamera: Darius Khondji
Musik: Bobby Krlic • Daniel Pemberton
Schnitt: Lucian Johnston

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Bild: Leonine

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