Ein Jahr vogelfrei

Kinoplakat Ein Jahr vogelfrei

Ein Film, der die Frage nach dem Sinn des Lebens aufwirft und am Ende mit einer salomonischen Aussage zu verschleiern sucht, dass er die Antwort nicht kennt. Ansonsten grundsolide und sparsam in der Handlung.

Die Story ist einfach: Drei Männer treten in Wettbewerb um den Titel Vogelbeobachter des Jahres. Ihnen ist gemein, dass sie der Beste werden wollen, weil sie ein Problem in ihrem Leben verdrängen. Der Titelhalter Kenny Bostick (Owen Wilson) kommt mit seiner Ehe nicht klar. Brad Harris (Jack Black) hat Probleme mit dem Leben und seinen Eltern, die ganz andere Vorstellungen von einem erfolgreichen Leben ihres Sohnes haben als der Sohn selbst. Und dann ist da noch Stu Preissler (Steve Martin) der Leiter eines erfolgreichen Firmen-Imperiums, der einen Weg sucht, endlich in Rente zu gehen.

Kritik

Der Handlung fällt es schwer aus den Problemen der drei Männer und dem Beobachten von Vögeln Spannung zu zaubern. So nutzt die Dramaturgie einfache Tricks. Die Jagd nach dem nächsten Vogel wechselt mit eingestreuten Problemen ab. Die Problemstellungen bleiben jedoch durchweg an der Oberfläche. So haben sich Jack Black und seine Eltern nicht viel zu sagen, was über naheliegende Klischees hinausgeht. Das Gleiche gilt für die Eheprobleme, die in einem beiderseitigen, unerfüllten Kinderwunsch wurzeln und dem Problem, dass Mann und Frau andere Vorstellungen vom richtigen Zeitpunkt der Erfüllung haben. Ohne es noch auszuweiten, gilt die Einfachheit für die Probleme von Steve Martin ebenfalls.

So steht die Frage im Raum, ob die Darsteller das magere Drehbuch aufwiegen können? Nein, denn die Hauptrollen vollbringen durchweg keine Glanzleistungen. Owen Wilson hat mit seiner Rolle mehr Glück als die Kollegen, weil das Drehbuch ihm etwas mehr Gestaltungsspielraum lässt. So fällt es ihm leicht, als der Ausdrucksstärkste aus dem Rennen hervorzugehen. Steve Martin bietet das, was er immer bietet: Gesichtsakrobatik, die mit der Darstellung von Gefühlen wenig gemein hat und in einer halbwegs ernst angelegten Rolle deplatziert wirkt. Ganz schlimm ist es in der Szene, in der er sein Enkelkind auf dem Arm hält, es wie einen toten Gegenstand balanciert und dazu grimassiert. Das wird nur noch von Jack Black unterboten, dessen Darstellung sich in der Summe auf Anwesenheit beschränkt.

Der Humor ist altgedient. So gibt es einen Tag, an dem Owen Wilson den asiatischen Kellner fragt, ob er sich mit den Vögeln Chinas auskennt. Antwort: Ja, mit Peking Ente. Ein gespielter Witz besteht darin, dass Wilson Steve Martin auf einem Boot seekrank macht und der sich fast übergeben muss. Blieben noch die Naturaufnahmen, die zwar recht hübsch anzusehen sind, aber keine Liebe zur Natur transportieren. Vielmehr hetzen die Kontrahenten den Vögeln nach, die von der Kamera nur kurz eingefangen werden. Eine gutgemachte Doku im Fernsehen bietet schönere und vor allen liebevollere Aufnahmen hinsichtlich Bild und Ton.

Davon mal abgesehen stelle ich mir die Frage, weshalb Menschen beim Beobachten von Vögeln einen Wettbewerb brauchen? Klar, die Rolle in einem Film kann nur ein Schauspieler bekommen. Da entsteht Wettbewerb. Aber beim Beobachten von Vögeln? Gibt es ein richtiges, falsches oder besseres Beobachten? Und wieso spielt die Zahl der einzelnen Sichtungen eine Rolle und nicht die Qualität des Erlebens? Eine andere Frage betrifft die Handlung. Vielleicht habe ich nicht gut genug aufgepasst. Ich kann mich an keinen Moment erinnern, in dem Jack Black fotografiert. Als es wunderbar ins Drehbuch passt, zeigt er seinem Vater am Krankenbett selbst geschossene Aufnahmen von Vögeln.

Fazit
Es ist schwierig zu vermitteln: Der Film ist in keinem Detail ein totaler Rohrkrepierer und in die Summe zu tief entspannt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: The Big Year
Land: USA
Jahr: 2011
Laufzeit ca.: 100
Genre: Komödie
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 14.06.2012
Heimkino: 12.10.2012

Regie: David Frankel
Drehbuch: Howard Franklin
Literaturvorlage: Mark Obmascik

Schauspieler: Jack Black (Brad Harris) • Owen Wilson (Kenny Bostick) • Rosamund Pike (Jessica) • Steve Martin (Stu Preissler) • Kevin Pollak (Jim Gittelson) • Greg Kean (Computer Birder) • Dianne Wiest (Brenda) • Brian Dennehy (Raymond) • Anthony Anderson (Bill Clemont) • June Squibb (Old Lady) • Jim Parsons (Crane) • Anjelica Huston (Annie Auklet) • Rashida Jones (Ellie) • Tim Blake Nelson (Fuchs)

Produktion: Stuart Cornfeld • Curtis Hanson • Karen Rosenfelt
Szenenbild: Brent Thomas
Kostümbild: Monique Prudhomme
Maskenbild: Fiona Connon
Kamera: Lawrence Sher
Musik: Theodore Shapiro
Schnitt: Mark Livolsi

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

befriedigend
14.06.12
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