Fast Food Nation

Kinoplakat Fast Food Nation

Der neue Hamburger "The Big One" ist der absolute Verkaufsschlager der Fast-Food-Kette Mickey's. Dumm nur, dass eine Gruppe von Studenten bei einer unabhängigen Untersuchung von Hamburger-Fleisch gerade im "The Big One" besonders viele Fäkal-Verschmutzungen entdeckt hat. Wenn das bekannt wird, ist es vermutlich aus mit dem Erfolg.

Der Film "Fast Food Nation" basiert auf dem gleichnamigen Buch des amerikanischen Journalisten Eric Schlosser, der 2001 mit seinem Bestseller-Sachbuch die dunkle Seite der "All-American-Mahlzeit" enthüllte. Zusammen mit Eric Schlosser verwirklichte der Regisseur Richard Linklater diesen Film. Linklater machte sich einen Namen mit erfolgreichen Filmen wie "Before Sunset".

Abteilungsleiter-Konferenz in der Fast-Food-Kette Mickey's. Jeder ist des Lobes voll über den neuen Super-Hamburger "The Big One", der sich auch super verkauft. Jeder gratuliert dem "Erfinder", Marketingchef Don Henderson (souverän wie immer: Greg Kinnear). Doch etwas trübt die Freude über den neuen Verkaufsschlager. Eine Gruppe von Studenten hat in einem unabhängigen Forschungsinstitut Hamburger von verschiedenen Herstellern untersucht. Und im "The Big One" haben sie starke Verschmutzungen durch Fäkalienrückstände entdeckt, sprich: Kolibakterien! Wenn bekannt würde, dass Kinder womöglich durch den Verzehr von "The Big One" sterben könnten, wäre das nicht gerade verkaufsförderlich, wie Dons Frau so nett bemerkt. Also wird Don losgeschickt, dem Grund für die Misere auf die Spur zu kommen und ihn zu beseitigen.

Don, selbst Familienvater, setzt sich also ins Auto und fährt nach Cody in Colorado. Dort hat die Uni Globe Meat Packing, kurz UMP genannt, ihren Sitz. Und von der UMP kommt das gesamte Hamburgerfleisch für Mickey's. Während Don noch durch die Lande düst, macht sich gleichzeitig in einer Grenzstadt in Mexiko eine Gruppe Menschen auf den Weg, um illegal auf Schleichwegen ins gelobte Land Amerika zu kommen. Unter ihnen sind auch die Schwestern Coco (niedlich und flatterhaft: Ana Claudia Talacón, bekannt durch "Die Versuchung des Padre Amaro") und Sylvia (vernünftig und treu: Catalina Sandino Moreno, bekannt durch "Maria voll der Gnade"), sowie Sylvias Mann Raul (nicht ganz so vernünftig, aber treu: Wilmer Valderrama).

Nach vielen Strapazen landet die kleine Gruppe schließlich im alten Van des Schleusers Benny (väterlich besorgt: Luiz Guzman), der sehr auf das Wohlergehen der erschöpften Mexikaner bedacht ist und ihnen sogar Getränke mitgebracht hat. An einer Ampel in Cody, Colorado, stehen die beiden nebeneinander: der schäbige Van von Benny mit seiner illegalen Fracht, und die komfortable Limousine von Don Henderson. Don steuert ein gutes Hotel im Zentrum von Cody an. Sein Abendessen nimmt Don natürlich in einem Mickey's ein, und natürlich isst er einen "The Big One". Dabei lernt er die hübsche Amber (hübsch und intelligent: Ashley Johnson) kennen, die dort am Tresen steht und ihm wie die perfekte Mickye's-Angestellte vorkommt. Für Amber ist der Job bei Mickey's nur eine gute Gelegenheit, sich nach der Schule ein paar Dollar zu verdienen. Sie ist die Lieblingsangestellte des Chefs Tony (gutmütig: Esai Morales), der sie gerne ganz an seinen Betrieb binden möchte. Aber Amber ist nicht daran interessiert, genauso wenig wie an den kleinen Sabotageakten, die ihre Kollegen aus der Küche immer wieder aushecken.

Benny liefert derweilen seine Fracht in der billigsten Absteige am Stadtrand ab – ohne Abendessen. Dort werden die illegalen Gastarbeiter von Mike (brutaler Macho: Bobby Cannavale, bekannt aus "Darf ich bitten?") in Empfang genommen. Bobby ist Oberaufseher der Illegalen von UMP, der größten ortsansässigen Fleischfabrik von Cody. Er teilt die Arbeiter ein und er liebt es, die Mexicanos fertig zu machen. Und er liebt es ebenso, die hübschen Mexikanerinnen in sein Bett zu bugsieren. Bobbys Auge fällt sofort auf die niedliche Coco. Doch den ersten Job hat er für Raul. Der kommt zwar am nächsten Morgen völlig erschöpft zurück von seiner Tätigkeit als Putzmann, aber immerhin hat er stolze 80 Dollar verdient, mehr als in Mexiko in einem ganzen Monat.

Don macht inzwischen seinen Antrittsbesuch in der Fabrik. Er ist erfreut und sehr angetan von der Sauberkeit der Abteilungen, die ihm gezeigt werden. Alles ist picobello in Ordnung, alles ist strahlend weiß, die Fleischklopse wandern ganz steril automatisch in die Gefrierabteilung und werden anschließend von sauberen, sterilen Mitarbeitern in saubere sterile Kartons gepackt. Das alles sieht für Don höchst appetitlich und sicher aus. Auch Coco und Sylvia haben ihren ersten Arbeitstag am Band hinter sich, wo sie Fleischbrocken zerschneiden und sortieren müssen. Coco macht die blutige Arbeit nicht viel aus, sie interessiert sich viel mehr für Bobby, von dem sie sich einiges erhofft. Sylvia dagegen ist von dieser Arbeit deprimiert, sie will nie mehr in die Fabrik zurück und sucht sich eine andere Arbeit.

In Ambers Mickey's-Filiale sitzt Don anschließend mit dem Chef Tony zusammen und fragt ihn über die Fleischfabrik UMP aus. Tony rückt nicht so recht mit der Sprache heraus, gibt ihm aber immerhin die Adresse seines Schwagers Rudy (gewitzt und kampflustig: Kris Kristofferson, bekannt aus "Blade" und "Payback"), der Rancher ist und früher Rinder an UMP geliefert hat. Don versteht sich auf Anhieb mit Rudy, und der informiert ihn auch sofort und schonungslos darüber, wie es zu der Verseuchung mit Kolibakterien kommen konnte: ungelernte Arbeiter – Mexikaner – nehmen die Rinder aus und entfernen Gedärm und Magen. Das Band läuft aus Kostengründen sehr schnell, und wenn die ungelernten Arbeiter in der Eile daneben schneiden, laufen halt die Fäkalien aus den Därmen und der Mageninhalt auf das Fleisch, das weiterverarbeitet wird. Zum Säubern ist keine Zeit, und das interessiert auch niemand. Das passiert natürlich in den Abteilungen, die Don nicht zu sehen bekommen hat! Das sind die Abteilungen, wo die Arbeiter in Blut, Fäkalien und Abfällen waten. Rudy: "Das Fleisch, das Ihre Firma verkauft, Don, ist Müll. Selbst wenn keine Kolibakterien drin sind!"

Dann trifft sich Don mit Harry (eiskalt und abgebrüht: Bruce Willis, bekannt aus "Hostage" und "16 Blocks"). Harry ist seit vielen Jahren der Regionalvertreter von Mickey's in Cody und somit auch verantwortlich für regelmäßige Kontrollen in der Fleischfabrik UMP. Zuerst hat Don den Eindruck, dass Harry keine Ahnung von den Vorkommnissen in Fabrik hat. Aber dann muss er zu seinem Erstaunen feststellen, das Harry sehr genau darüber Bescheid weiß, und nichts dabei findet: "Es ist doch immer ein bisschen Scheiße im Fleisch. Das ist genau wie im richtigen Leben. Und was glauben Sie eigentlich, wie der Preis von 40 Cents für ein Pfund zustande kommt? Ohne diesen Preis gäbe es gar keinen "Big One"!" Außerdem werden die Hamburger hoch erhitzt, und das würde doch sowieso alles abtöten.

Bedrückt und unzufrieden fährt Don am nächsten Tag wieder nach Hause. Er rät seinem Chef, die Kontrollen zu verschärfen, dann würde schon wieder alles ins Reine kommen. Don weiß, dass das gar nichts bewirken wird, aber was soll er machen? Wenn er Wirbel macht, besteht die Gefahr, dass er gekündigt wird. Sylvia arbeitet inzwischen als Zimmermädchen, Coco hat ein heftiges Verhältnis mit Bobby angefangen, der sie ständig mit Drogen versorgt, und träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm, und Raul hat inzwischen einen festen Job in der Reinigungs-Mannschaft.

Ambers Mutter Cindy (überspannt und naiv: Patricia Arquette) bekommt Besuch von ihrem Bruder Pete (anarchistischer Sonderling: Ethan Hawke, bekannt aus "Lord Of War" und "Taking Lives"). Der liebt seine Nichte Amber über alles, ist aber entsetzt als er hört, dass sie bei Mickey's arbeitet. Die Fast-Food-Kette ist für ihn der Inbegriff dessen, was er an Amerika nicht mag. Amber wird nachdenklich, kündigt ihren Job und schließt sich einer Gruppe politischer Aktivisten an. Sie beschließen, die armen Rinder, die in riesigen Pferchen vor der Fabrik gehalten werden, zu befreien, was sich aber als schwieriger als erwartet erweist. Coco stellt inzwischen fest, dass ihr Bobby eine neue Freundin hat, und versucht ihn, besinnungslos vor Eifersucht, umzubringen. Raul eilt bei einer Schicht einem Kollegen zu Hilfe, der durch eine Unachtsamkeit mit den Beinen in die rotierenden Zähne des Mahlwerks geraten ist, und verletzt sich selbst schwer. Und in Mexiko macht sich eine neue Gruppe von illegalen Gastarbeitern auf den Weg.

Kritik

Der Film "Fast Food Nation" ist ein desillusionierender Film über die internationalen Fast-Food-Ketten. Wer danach seinen Hamburg noch mit Appetit isst, dem ist nicht mehr zu helfen. Und außerdem ist der Film "Fast Food Nation" auch ein gesellschaftskritisches Drama über Amerika und seine illegalen Einwanderer. Ein böser und entlarvender Film über eine böse und unappetitliche Seite unserer Ernährung, und über ein ebenso böses und decouvrierendes Drama, das sich tagtäglich nicht nur im Süden von Amerika, sondern in vielen wohlhabenden Ländern abspielt. Das wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum Stars wie Bruce Willis, Patricia Arquette, Kris Kristofferson und Ethan Hawke sofort zusagten, bei diesem Film auch in eher kleinen Cameo-Auftritten mitzuwirken. Allen Schauspielern war es ein persönliches Anliegen, diesen Film mit ihrem Auftritt zu unterstützen. Greg Kinnear dazu: "So vieles spielt im Film "Fast Food Nation" eine Rolle: illegale Einwanderer, Unfallgefahr am Arbeitsplatz, ungesicherte Arbeitsverhältnisse, die gesammelten Bedingungen der Nahrungsmittel-Produktion, Fettleibigkeit. All dies behandelt der Film, ohne dass er zu einem "Unterrichts-Projekt" wird. Der Film ist viel smarter. Er überlässt es den Zuschauern, ihre Schlüsse und dann vielleicht auch so manche Konsequenzen zu ziehen."

Teile der Dreharbeiten fanden in Colorado Spring, Colorado statt, das zu der kleinen Stadt Cody umfunktioniert wurde. Die Wüstenaufnahmen wurden tatsächlich in der mexikanischen Wüste gedreht, und die Schlachthaus-Aufnahmen tatsächlich in einem Schlachthaus. Eine Fleischfabrik in Mexiko wurde dazu ausgewählt. Dazu Catalina Sandino Moreno: "In diesem Schlachthaus zu sein, dabei zuzuschauen, wie ein Rind getötet wird, in einer riesigen Blutlache zu stehen und nichts als diesen Geruch zu spüren – darauf war ich nicht vorbereitet. Aber ich bin trotzdem froh, dass wir in einem realen Schlachthaus gedreht haben, statt im Studio. Auch die Innereien, die wir anfassen mussten, waren so furchtbar echt. All das hat viel dazu beigetragen, dass in diesen Szenen eine fast schmerzhafte Unmittelbarkeit herrscht." Und bei den Wüstenaufnahmen entpuppte sich eine der Statistinnen als "Augenzeugin", wie Catalina Sandino Moreno erzählt: "Ich erinnere mich, dass eine Statistin aus eigener Erfahrung von einem solchen Transport erzählte. Bei kaum einer Fahrt kommen alle Menschen lebend über die Grenze. Manchmal sind die Lieferwagen so voll, dass fünf Flüchtlinge übereinander liegen. Man weiß also: Wer zuerst einsteigt, für den ist die Aussicht zu verrecken am größten". So hält sich der Film also nicht nur durch das Buch, sondern auch durch die Drehorte ganz nah an der Realität. Das ist auch die gesamten 113 Minuten lang zu spüren. Der Film "Fast Food Nation" hat mich durch seine fast schon dokumentarische Eindringlichkeit und Wirklichkeit so beeindruckt, dass ich ihn mir schon zweimal angesehen habe.

Fazit
Der Film "Fast Food Nation" ist kein einfacher Unterhaltungsfilm, sondern ein Film, der den Zuschauer noch lange zum Nachdenken zwingt. Und der vielleicht auch gewissen Konsequenzen hervorruft. Jedenfalls bei mir war das so.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Land: GroßbritannienUSA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 113
Genre: DramaKomödie
Verleih: Senator Film Verleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 01.03.2007

Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Eric Schlosser and • Richard Linklater
Literarturvorlage: Eric Schlosser

Schauspieler: Wilmer Valderrama (Raul) • Catalina Sandino Moreno (Sylvia) • Greg Kinnear (Don Anderson) • Michael D. Conway (Phil) • Ellar Coltrane (Jay Anderson) • Dakota Edwards (Stevie Anderson) • Luis Guzmán (Benny) • Bobby Cannavale (Mike) • Francisco Rosales (Jorge) • Paul Dano (Brian) • Patricia Arquette (Cindy) • Roger Cudney (Terry) • Glen Powell (Steve) • Cherami Leigh (Kim) • Kris Kristofferson (Rudy Martin)

Produktion: Malcolm McLaren • Jeremy Thomas
Szenenbild: Bruce Curtis
Kostümbild: Kari Perkins
Maskenbild: Becki Drake • Melissa Forney • Roxie Hodenfield • Darylin Nagy • Charles Yusko
Kamera: Lee Daniel
Musik: Friends of Dean Martinez
Schnitt: Sandra Adair

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Bild: Senator Film Verleih

1 customer review

gut
01.03.07
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