Gainsbourg

Kinoplakat Gainsbourg

Die Zeit der verfilmten Biografien schien 2010 schon wieder vorbei, da legt Frankreich ein Biopic über Serge Gainsbourg nach. Der 1991 verstorbene Künstler sorgte mit seinem Privatleben für Aufsehen; arbeitete als Chansonnier, Schauspieler, Komponist und Schriftsteller. Ein Film hat es schwer, einem solch umtriebigen Multitalent gerecht zu werden. Joann Sfar (Drehbuch und Regie) umschiffte diese Klippen, indem er keine naturalistische Biografie schuf, sondern eine Stilisierung. Leider scheitert er an ebendiesem Punkt. Es entstand ein experimentell angehauchtes, aber im Ergebnis glattes Bild von einem Frauenhelden, eingehüllt in dauerhaften Zigarettenqualm.

Gespielt wird Gainsbourg von dem unattraktiven Schauspieler Eric Elmosnino, der von seiner Visage begleitet wird (einer grotesken Figur, die als eine Vermischung aus Ego und Über-Ich agiert). Weitere Stilmittel sind Kettenrauchen, überzeichnete Szenen und Zeitsprünge. Als roten Faden arbeitet der Film ein Pflichtenheft ab. Das Tragen des gelben Judensterns als Kind, dann die Affären mit berühmten Frauen, unter anderem mit Brigitte Bardot. Das mag den Fakten entsprechen – wird allerdings im Film nicht schlüssig umgesetzt, denn die Frage wie ein so unansehnlicher Mann, diese Traum-Frauen erobert, bleibt unbeantwortet. Im realen Leben sind Ausstrahlung und soziale Stellung manchmal ausschlaggebender als gutes Aussehen. Im Film reicht es aus, wenn Gainsbourg ans Klavier geht und ein Chanson anstimmt. Angesichts der blassen, nicht charismatischen Spielweise des Hauptdarstellers scheint dieser Umstand jedoch sehr fragwürdig und die Handlung scheint insgesamt unstimmig.
Unzufrieden bin ich mit den Stilisierungen. Etwa die, dass die Frauen im Film zwar wie die Schlote rauchen, sich aber regelmäßig beim Anzünden einer Zigarette fast die Finger brechen. Weiterhin stören Szenen, die nicht aufgelöst werden. Etwa das Duell der zwei Gitarristen, das ohne Fazit bleibt. Und weshalb bezeichnet sich Gainsbourg gegen Filmende als Heulsuse, wenn er bis dahin so gut wie nie weint? Soll damit seine feminine Seite gezeigt werden, die das Presseheft (im Gegensatz zum Film) beschreibt? Ich werde aus dem Film nur bedingt klug.

Fazit
"Gainsbourg" beginnt mit frischen Ideen und wirkt eine Zeit lang überzeugend, wiederholt dann seine Stilmittel zu oft. So wie es Kunst oftmals genügt Kunst zu sein, so genügt der Film sich selbst.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte • Gainsbourg – Popstar, Poet, Provokateur • Gainsbourg (Vie héroique) • Gainsbourg: A Heroic Life
Land: Frankreich
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 121
Genre: BiografieDramaMusik
Verleih: Prokino
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 14.10.2010
Heimkino: 19.01.2012

Regie: Joann Sfar
Drehbuch: Joann Sfar • Declan May
Literaturvorlage: Joann Sfar

Schauspieler: Eric Elmosnino (Serge Gainsbourg) • Lucy Gordon (Jane Birkin) • Laetitia Casta (Brigitte Bardot) • Doug Jones (La Gueule) • Anna Mouglalis (Juliette Gréco) • Mylène Jampanoï (Bambou) • Sara Forestier (France Gall) • Kacey Mottet Klein (Lucien Ginsburg) • Razvan Vasilescu (Joseph Ginsburg) • Dinara Drukarova (Olga Ginsburg) • Philippe Katerine (Boris Vian) • Deborah Grall (Elisabeth Levizky)

Produktion: Marc Du Pontavice • Didier Lupfer
Szenenbild: Christian Marti
Kostümbild: Pascaline Chavanne
Maskenbild: Charlotte Arguillère • Véronique Boitout • Sabine Fevre • Patrick Girault • Mathieu Gueracague • Christophe Oliveira • Gill Robillard • Miguel Santos
Kamera: Guillaume Schiffman
Musik: Olivier Daviaud
Schnitt: Maryline Monthieux

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Bild: Prokino

1 customer review

befriedigend
14.10.10
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