Gott, Du kannst ein Arsch sein!

Kinoplakat Gott, Du kannst ein Arsch sein!

Nach dem Abschluss der Realschule möchte Steffi Karriere als Polizistin machen. Die Zukunft hat sie genau geplant. Doch dann bekommt sie die niederschmetternde Diagnose, an bösartigem Krebs erkrankt zu sein. Die Heilungschancen tendieren gegen null und eine Chemotherapie kann das Leben bestenfalls verlängern.

Aber die sechzehnjährige Steffi reagiert ganz anders als ihre Mutter es erwartet. Sie will unbedingt an der Abschlussfahrt der Schule teilnehmen und in Paris mit ihrem Freund ein Hotelzimmer teilen. Steffi übergeht das Verbot zu reisen und reißt gemeinsam mit dem Zirkus-Artisten Steve aus. Der bietet ihr an, sie nach Paris zu fahren. Doch Steffis Eltern bekommen Wind von der Aktion und nehmen die Verfolgung auf. Wird es Steffi trotzdem gelingen Paris zu erreichen?

Kritik

Der Film "Gott, du kannst ein Arsch sein" packt ein schwieriges Thema an und bereitet es ausgesprochen zugänglich auf, handelt ähnlich wie "Dem Horizont so nah" und wirft die Frage auf, warum es eine schwierige Vorlage sein muss, wenn der Mut zur Auseinandersetzung fehlt? Dass ein Drama zum Thema auch anders angegangen werden kann, zeigt "Mein Leben ohne mich".

Zurück zu "Gott, du kannst ein Arsch sein". Das Drama erzählt nicht von Steffis letzten Tagen, sondern von ihrem großen Aufbäumen. Es versucht immer wieder in die Tiefe zu gehen, bremst aber zugunsten des leicht Verdaubaren schnell ab. Da wird beispielsweise darüber philosophiert, welche vier Arten von Liebe die Indianer kennen. Der Kritiker hat es sich nicht gemerkt, weil es klingt, wie von einem Kalenderblatt abgeschrieben. In einer Szene sitzt Til Schweiger in der Kirche und ist mit sich und der Welt im Unreinen. Zu einem Hadern mit Gott mag sich Schweiger nicht aufschwingen. Das ist insofern schade, als es interessant wäre zu sehen, wie ein Pfarrer damit umgeht, dass ausgerechnet seine minderjährige Tochter an Krebs sterben wird.

Auch die restlichen Rollen sind immer wieder für Augenblicke tief betroffen – doch dann geht das romantische Roadmovie temporeich oder albern weiter. Statt die Schauspieler die Tragik spielen zu lassen, übernimmt viel zu oft Musik und soll ausdrücken, was der Film trotzdem nicht transportiert. Unterm Strich bleibt es ein berechnetes oberflächliches Roadmovie, dessen überdeutliche Handschrift nervt. Da sagt die weinende Ärztin, dass Steffis Leben vielleicht noch bis Weihnachten dauern kann. Dieses Weihnachten? fragt die Mutter.
Das Lösen von Problemen erstaunt. Steffi und Steve geht unterwegs das Geld aus und sie erreichen ihr Ziel trotzdem. An der offenen Grenze gab es keine Passkontrolle, weil Steffi ohne Pass reist. Steffis Mutter kann eine Hotelzimmertür ohne Schlüssel öffnen. Frei nach dem Motto: Das ist jetzt so, Lösungswege braucht es nicht.

Die Scharten des Drehbuchs könnten die Schauspieler ausgleichen. Was leider nicht der Fall ist, denn sie vertiefen ihre Rollen nur fallweise. Benno Fürmann schrammt in seinem Kurzauftritt haarscharf an der Karikatur vorbei. Til Schweiger und Jochen Vogel spielen Standards. Vogel macht nicht den Eindruck eines Zirkus-Direktors; ihm fehlt etwa der Gestus. Schweiger erinnert nicht einmal entfernt an einen Pfarrer. Weich aufzutreten und ein wenig rumzudrucksen füllt keine Rolle. Von Max Hubacher würde ich erwarten, dass man ihm den todesmutigen Artisten auch außerhalb der Manege ansieht. Doch weit gefehlt. Sein Steve bekommt leider keine eigene Geschichte und darf nur andeuten. Er ist ein netter junger Mann, zum Preis der Farblosigkeit. Was ihn motiviert Steffi interessiert den Film nicht. Sinje Irslinger gibt eine sympathische Steffi, die jedoch ihre Rolle auch nur bedingt füllen darf. Das Zusammenspiel mit Max Hubacher ist gut. Doch alles in allem macht es Eindruck, als seien die Schauspieler zu wenig geführt worden.

Was dem Film gut gelingt, ist die Darstellung des jugendlichen Sturms und Drangs. Steffi hat Ziele, die sie vor ihrem Tod noch erreichen will. Dazu gehört es auch, mit einem Mann Sex gehabt zu haben. Der findet, wie fast alle Nacktszenen des Films, in bekleidetem Zustand statt. Um Missverständnisse zu vermeiden. Der Kritiker vermisst kein nacktes Fleisch, sondern möchte ausdrücken, dass der Film einerseits liberal ist, indem Steffis Eltern die Erlaubnis für das Schäferstündchen geben. Andererseits ist der Film auffällig prüde.

Fazit
Das Drama "Gott, du kannst ein Arsch sein" ist ein leicht zugängliches Teenager-Roadmovie mit extra viel Romantik und einer Portion aufgesetztem Humor. Es ergibt einen akzeptablen Fernsehfilm, der den Kritiker nicht berührt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: God, You're such a Prick
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Laufzeit ca.: 97
Genre: DramaKomödie
Verleih: Universum Film
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 01.10.2020
Heimkino: 12.03.2021

Regie: André Erkau
Drehbuch: Katja Kittendorf • Tommy Wosch
Literaturvorlage. Frank Pape

Schauspieler: Sinje Irslinger (Steffi) • Max Hubacher (Steve) • Til Schweiger (Frank) • Heike Makatsch (Eva) • Jürgen Vogel (Matanola) • Jasmin Gerat (Tammy) • Benno Fürmann (Jupp) • Jonas Holdenrieder (Fabian) • Moritz Bäckerling (Semmel) • Marylu Poolman (Theresa Brüll) • Wolfgang Rüter (Fahrgast) • Sybille J. Schedwill (Anna) • Anna Schütz (Julia) • Florentina Ileana Tautu (Rita) • Guido Renner • Mareile Blendl (Rektorin) • Niklas Grüber (Dominik Neuberger) • Thomas Krutmann (Schaffner) • Rouven Israel (Kassierer)

Produktion: Tommy Wosch
Szenenbild: Thorsten Sabel
Kostümbild: Sarah Raible • Min Sun Kim
Maskenbild: Jennifer Porscheng • Sabine Muschalek • Anke Ebelt
Kamera: Torsten Breuer
Musik: Michael Regner
Schnitt: Robert Kummer

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Bild: Universum Film

1 customer review

befriedigend
27.09.20
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