Hejar - Großer Mann, kleine Liebe

Kinoplakat Hejar Großer Mann, kleine Liebe

Ein kleines Mädchen erweicht das Herz eines alten Knochens. Rifat Bey, ein pensionierter türkischer Richter, lebt in Istanbul und pflegt seine konservativen Ansichten. Zum Beispiel verbietet er der kurdischen Putzfrau Sakine in seiner Gegenwart kurdisch zu sprechen. Hinter seiner ruppigen Art verbirgt er den weichen Kern.

Seine Idee, er könne ins Altersheim gehen, schockiert Sakine sichtlich. Doch das Thema wird nicht weiter vertieft, denn beide werden unversehens Zeugen einer Aktion der türkischen Polizei. Die brechen die Tür der Nachbar-Wohnung auf und das Einsatzkommando metzelt die Menschen nieder, weil sie unter dem Verdacht stehen Terroristen zu sein. Wie durch ein Wunder überlebt ein kleines Mädchen die Schießerei. Es steht unter Schock und wird von dem alten Mann widerwillig aufgenommen. Er hat vor, es eine Nacht bei sich zu behalten und es dann seinen Angehörigen zurückzubringen.

Die Hilfsaktion artet in ein kleines Fiasko aus, denn das Mädchen ist ebenso stur und dickköpfig wie der Mann. Nach der Nacht auf dem Sofa weigert es sich zu sprechen. Auf einem Zettel, den Rifat Bey bei dem Mädchen Hejar findet, steht eine Telefonnummer, doch niemand nimmt den Hörer ab. Die Putzfrau Sakine findet schnell heraus, dass das Mädchen nur kurdisch spricht, aber diese Sprache bringt Rifat Bey regelrecht zur Weißglut. Als er feststellt, dass das Mädchen Läuse hat, würde er ihm am liebsten die Haare abrasieren, doch in letzter Minute beschließt er, es mit einem Shampoo zu versuchen.

Die Annäherung zwischen den beiden Fremden gelingt nur in kleinen Schritten. Zwei Dickköpfe, die sich gegenseitig das Leben schwer machen, doch allmählich erweicht das Mädchen das Herz des alten Mannes. Er lernt von seiner Putzfrau sogar einige Brocken Kurdisch um mit dem Mädchen sprechen zu können. Das Mädchen wiederum beginnt einzelne türkische Worte zu sprechen. Die Nachforschungen ergeben, dass Herjars Eltern beide tot sind. Ein Verwandter brachte das Mädchen zu ihrem Cousin in die Stadt, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Bey Mann will es nicht in das ärmliche kurdische Dorf zurückbringen, doch als das Mädchen die Wahl hat, entscheidet es sich für die Heimkehr.

Kritik

"Hejar - Großer Mann, kleine Liebe" ist ein subtiler, leiser Film. Es ist spannend den alten Knochen dabei zu beobachten, wie er sich langsam aus seiner Verkrustung arbeitet und am Ende beschließt das kleine Mädchen zu adoptieren. Hinzu gesellt sich eine Liebesgeschichte, die beiläufig in kleinen Szenen und Bildern erzählt wird. Rifat Beys Nachbarin liebt ihn und er liebt sie. Das zeigt sich überwiegend in kleinen Gesten. Etwa sie das Bild ihres verstorbenen Mannes abnimmt, um für die neue Liebe Platz zu schaffen. Während der Begegnungen der zwei Alten im Park wird nicht viel gesprochen; Blicke und Untertöne verraten sie dennoch.
Auch die Kommunikation zwischen dem Mann und dem Mädchen besteht überwiegend aus Gesten. Am Frühstückstisch deckt er für Hejar mit, schmiert ihr ein Honigbrot. Das Mädchen zeigt deutlich was es will, indem es bockt, Dinge wegschiebt, stehen bleibt oder wegläuft. (Es stört nicht, dass der Film in Türkisch mit deutschen Untertiteln gezeigt wird, denn die eigentliche Handlung versteht man auch ohne Untertitel). Das kleine Mädchen erobert das Herz des alten Mannes - dennoch kehrt sie letzten Endes zu ihrer Verwandtschaft zurück. Dem alten Mann bleibt das Kätzchen, das Hejar im Park fand - und natürlich die Liebe seiner Nachbarin.

Der Film kann als reines Drama gesehen werden oder auch als politische Aussage, denn es treffen nicht nur zwei Generationen aufeinander, sondern auch die türkische und die kurdische Kultur. Die Annäherung zwischen Türken und Kurden vollzieht sich im Film langsam und nicht ohne Reibung - doch als die beiden Seiten von ihren verhärteten Standpunkten abweichen ist die Verständigung möglich. Trotz oder vielleicht wegen dieser positiven Schlussfolgerung war der Film in der Türkei sechs Monate lang verboten.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: Büyük adam küçük ask
Land: Türkei
Jahr: 2001
Laufzeit ca.: 120
Genre: Drama
Verleih: Movienet Film
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 17.04.2003

Regie: Handan Ipekçi
Drehbuch: Handan Ipekçi

Schauspieler: Dilan Erçetin Dilan Erçetin (Hejar) • Sükran Güngor (Rifat Bey) • Füsun Demirel (Sakine) • Yildiz Kenter (Müzeyyen Hanim) • Ismail Hakki Sen (Evdo Emmi)

Produktion: Handan Ipekçi
Szenenbild: Ziya Ulkenciler • Natali Yeres
Kostümbild: Cem Baseski • György Homonnay
Kamera: Erdal Kahraman
Musik: Serdar Yalcin • Mazlum Çimen
Schnitt: Nikos Kanakis

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Bild: Movienet Film

1 customer review

gut
17.04.03
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