Herr der Diebe

Kinoplakat Herr der Diebe

Verfilmung eines Kinderbuchs von Cornelia Funke. Zwei Waisenkinder versuchen in der magischen Stadt Venedig ihr Glück zu machen. Verfolgt werden sie nicht nur von ihren Verwandten, sondern auch von einem etwas unglücklichen Privatschnüffler, der die Recken einfangen soll. Die Ausgangslage für den "Herrn der Diebe" ist gut.

Für die Brüder Jo (Jasper Harris) und Prosper (Aaron Johnson) steht es gerade nicht zum Besten. Nach dem Tod der Eltern wurden sie brutal getrennt. Deshalb büxt Prosper aus dem Waisenheim aus und befreit seinen kleinen Bruder aus den Fängen der Verwandten. Beide erinnern sich daran, dass ihre Mutter ihnen Venedig immer als magische Stadt beschrieb. Wo also, wenn nicht dort, sollen sie ihr Glück machen? Gesagt getan brechen sie nach Venedig auf. Doch schon bald müssen sie erkennen, wie schwierig es ist, auf sich allein gestellt und ohne Geld, in einer fremden Stadt zu überleben. Zu allem Überfluss sind ihnen Tante und Onkel nachgereist und hetzen ihnen einen etwas glücklosen, aber im Grunde genommen freundlichen Privatdetektiv auf den Hals.

Doch das Glück ist ihnen sicher, als sie dem Herrn der Diebe begegnen. Der 15-jährige Scipio behauptet ebenfalls ein Waisenkind zu sein und führt eine Bande jugendlicher Strolche an, die sich mit Einbrüchen und Diebstählen über Wasser hält. Bei ihnen finden die Brüder nicht nur eine Unterkunft, sondern auch Freundschaft und Nähe. Doch das filigrane Gefüge wird auf eine harte Belastungsprobe gestellt, als die Kinder herausfinden, dass Scipios Vater noch lebt und der angebliche Waise aus einer der Familien der Stadt stammt. Aufgrund der herben Enttäuschung und weil sie Meinungsverschiedenheiten haben, zerfällt die Bande in zwei Lager, die sich während des aktuellen Auftrags in die Quere kommen. Sie sollen einen hölzernen Flügel stehlen, der Teil eines magischen Karussells ist.

Kritik

Die Verfilmung eines Bestsellers sollte ein sicheres Unterfangen sein. Allerdings gestaltet sich das Drehbuch zum Film arg hölzern sowie eigenwillig. Angefangen bei einer Bande von altklugen Kindern, die ihre eigenen Regeln aufstellen und sich selbst erziehen. Erstaunlich nicht nur, dass die Kinder auch untereinander wie Erwachsene reden - sie verhalten sich fast nie wie Kinder. Bedrückend ist, dass alle aus zerrütteten oder unglücklichen Familienverhältnissen stammen. Mütter spielen keine Rollen, Väter sind Buhmänner. Die einzigen Ausnahmen bilden der Detektiv und seine alte Flamme. Überspitzt gesagt, fehlen ihnen nur noch Kinder, um eine Familie zu bilden. Weiterhin fallen die eigenwilligen, erotischen Momente auf. Etwa dann, wenn Schwester Antonia ihr ehemaliges Ziehkind beim Wiedersehen derartig überschwänglich herzt und küsst. Oder die Szene mit dem halb nackten Knaben in der Unterhose.

Davon abgesehen geht der Film derartig ernst vor, dass ich ihn nicht für Kinder empfehlen kann. Es ist so bezeichnend wie traurig, dass Scipio die einzige Lösung seiner Probleme darin sieht, von einer Minute auf die andere erwachsen zu werden und die restlichen Jahre seiner Jugend einfach überspringt. In dieser angespannten Handlung bleibt für Späße oder Auflockerungen kaum Zeit. Erst in den letzten zehn Minuten darf man aufatmen. Rund ist die Erzählung leider nicht, denn das weitere Schicksal der Kinder, also auf den Abschluss der begonnenen Schilderungen, muss der Zuschauer verzichten.

Inwiefern der Film der Buchvorlage entspricht, kann ich nicht beurteilen. Anzunehmen ist, dass das, was den Zauber des Buches ausmacht, in der Verfilmung abhandenkommt, denn der "Herr der Diebe" ist nicht magisch. An vier Stellen etwas Magie aufblitzten zu lassen (und dazu einen hausbackenen Trick einzusetzen) ist Magerkost. Auch die Besonderheit der Stadt Venedig schöpft er nicht aus. Ebenso gut könnten die Kinder durch Hamburg oder Berlin rennen.

Fazit
Der Film schafft es nicht zu begeistern. Eine hölzerne Handlung und die soziale Härte verhindern den möglichen Zauber.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Deutschland
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 98
Genre: AbenteuerFamilie
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 05.01.2006
Heimkino: 13.10.2006

Regie: Richard Claus
Drehbuch: Daniel Musgrave • Richard Claus
Literaturvorlage: Cornelia Funke

Schauspieler: Aaron Taylor-Johnson (Prosper) • Jasper Harris (Bo) • Carole Boyd (Esther Hartlieb) • Bob Goody (Max Hartlieb) • Jim Carter (Victor) • Malcolm Turner (Chemiker) • Rollo Weeks (Scipio) • George MacKay (Riccio) • Alice Connor (Hornisse) • Lathaniel Dyer (Mosca) • Alexei Sayle (Barbarossa) • Caroline Goodall (Ida) • Geoffrey Hutchings (Graf) • Robert Bathurst (Massimo) • Vanessa Redgrave (Antonia)

Produktion: Richard Claus
Szenenbild: Matthias Kammermeier
Kostümbild: Stephanie Collie
Maskenbild: Roseann Samuel
Kamera: David Slama
Musik: Nigel Clarke • Michael Csányi-Wills
Schnitt: Peter R. Adam

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
10.09.17
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