Wenn Steven Spielberg Regie führt und George Lucas die Story schreibt sowie den Film produziert, dann klingt das gut. Harrison Ford in der Rolle des Haudegens ist eine sichere Sache. Ein spitzfindiger Kritiker kann nun anmerken, dass alle drei Genannten bereits über sechzig sind sowie die Frage aufwerfen, ob der Altherrenriege nicht bereits in ihren letzten Produktionen die Ideen ausgingen und Harrison Ford schon länger seinen jungenhaften Charme eingebüßt hat?
Tja, und so ist es dann leider. Indiana Jones (Harrison Ford) gerät 1957 zwischen die Fronten der Russen und der eigenen Regierung, die im Kalten Krieg überall Kommunisten vermutet. Doch damit nicht genug, streicht man Jones' Stelle und ein junger Schnösel namens Mutt Williams (Shia LeBouf) bittet ihn um Hilfe, bei der Suche nach der entführten Mutter. Die wiederum ist keine Geringere als des Archäologen alte Flamme Marion Ravenwood. Und obwohl Mutt in dem Alter ist, dass er glatt Jones' Sohn sein könnte, klingelt es bei dem altgedienten Abenteurer zunächst nicht. Erst später klären sich die Verwandtschaftsverhältnisse. Dabei stehen weniger die Vaterfreuden im Vordergrund, als vielmehr die Möglichkeit, Hut und Peitsche an den Nächsten weiterzureichen, denn immerhin fließt echtes Abenteurerblut in Mutts Adern.
Dass er aus demselben Holz wie der Vater geschnitzt ist, darf der Junior schon bald beweisen, denn Marions Entführung war nur ein weiterer fieser Trick der Russen, die auf der Suche nach sagenumwobenen Kristallschädeln sind. Unter der Führung der herben Agentin Irina Spalko (Cate Blanchett) lassen die Roten Indiana und Co wiederholt die Arbeit machen und versuchen ihnen jeweils im allerletzten Moment die Fundstücke abzujagen. Doch sie haben die Rechnung ohne die Jones' und ohne die Außerirdischen gemacht.
Kritik
Ich habe nichts einzuwenden gegen amerikanisches Unterhaltungskino. Ich gucke es sogar lieber, als etwa deutsche Autorenfilme. Vorausgesetzt natürlich, dass es gut gemacht ist. Mit Filmen von Steven Spielberg konnte ich mich bislang nicht anfreunden - und kann es auch dieses Mal nicht. Für meinen Geschmack setzt er zu sehr auf Effekte und bietet zu wenig Substanz. Hinzu kommt, dass "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" vom Verleih zwar als Abenteuerfilm bezeichnet wird, aber die magere Handlung nur wenig Abenteuer bietet und vielmehr auf Klamauk und Verfolgungsjagden setzt. Im Ergebnis wirken ganze Filmstrecken langatmig und lassen eine Handlung im klassischen Sinn vermissen.
Es werden etwa die Gesetze der Schwerkraft zugunsten von Effekten außer Kraft gesetzt. Das ist zu verschmerzen und Teil eines Abenteuerfilms. Ärgerlich sind trotzdem die vielen Logiklücken. So gibt es zu Filmbeginn eine Szene in einer gigantischen Lagerhalle. Darin zieht ein magnetischer Gegenstand alles Metallische bereits aus weiter Entfernung an. Das Magnetfeld ist so stark, dass sich selbst die Deckenlampen nach ihm ausrichten - das gilt jedoch nicht für Schuhe mit Metallösen, Gürtelschnallen oder Geld. Ebenfalls unverständlich bleibt mir auch, weshalb so viele Spezialeffekte derartig schlecht ausfallen, dass sie sofort wie Trick aussehen. Das beste Beispiel dafür ist der Wirbel zu Filmende, der die riesige Tempelanlage versinken lässt.
Fazit
Ich vermute mal, es geht weniger darum, einen Blockbuster auf die Leinwand zu bringen, als vielmehr einen halbwegs eleganten Generationswechsel zu vollziehen. Der ist zwar nicht zwangsläufig, aber hiermit möglich geworden, denn das schwammige Filmende lässt beide Optionen offen: Im nächsten Indiana Jones können ebenso gut Harrison Ford wie Shia LeBouf die Hauptrolle spielen. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, ob der Generationswechsel hinter der Kamera nicht ebenfalls überfällig ist?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: USA
Jahr: 2008
Laufzeit ca.: 120
Genre: Abenteuer • Action • Fantasy
Verleih: Paramount Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 22.05.2008
Heimkino: 24.10.2008
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: David Koepp • George Lucas • Jeff Nathanson
Schauspieler: Harrison Ford (Indiana Jones) • Cate Blanchett (Irina Spalko) • Karen Allen (Marion Ravenwood) • Shia LaBeouf (Mutt Williams) • Ray Winstone ('Mac' George Michale) • John Hurt (Professor Oxley) • Jim Broadbent (Dean Charles Stanforth) • Igor Jijikine (Dovchenko) • Dimitri Diatchenko (Russe) • Ilia Volok (Russe) • Emmanuel Todorov (Soldat) • Pasha D. Lychnikoff (Soldat)
Produktion: Frank Marshall
Szenenbild: Guy Hendrix Dyas
Kostümbild: Mary Zophres
Maskenbild: Maggie Fung
Kamera: Janusz Kaminski
Musik: John Williams
Schnitt: Michael Kahn
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Bild: Paramount Pictures