Keine Sorge, mir geht's gut

Kinoplakat Keine Sorge mir gehts gut

"Keine Sorge, mir geht's gut" gehört zu den Filmen, bei denen es fast nicht möglich ist eine Kritik abzugeben, denn es stehen sich zwei Aspekte gegenüber: Die guten Darsteller und das detailgetreue Einfangen französischen Alltags einerseits und das unglaubwürdige Drehbuch andererseits. Die Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen bei der Pressevorführung teilte sich dementsprechend in zwei große Lager auf. Enttäuscht und verärgert oder tief beeindruckt.

Im Film erwartet Lili (Melanie Laurent) nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub ein Schock. Ihr geliebter Zwillingsbruder hat das Elternhaus nach einem Streit mit dem Vater verlassen. Lili kann ihren Kummer nicht verwinden und verweigert die Nahrung. Sie wird immer schwächer und dünner. Doch auch die Einlieferung in die Psychiatrie hilft nicht. Erst als ihr verschollener Bruder plötzlich eine Postkarte schreibt, keimt in Lili neuer Lebensmut auf. Er erklärt seine Flucht mit einem heftigen Familienstreit, könne den Vater nicht mehr ertragen. In den kommenden Monaten trudeln immer wieder neue Postkarten ein, auf denen der Vater mehr und mehr zum Hassobjekt wird. Lili, die neuen Lebensmut gefasst hat, macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder und ihre Reise deckt schier Unglaubliches auf.

Kritik

Den Film "Keine Sorge, mir geht's gut" zu kritisieren, ohne zu verraten, worin das Geheimnis besteht, ist für mich unmöglich. Deshalb entscheide selbst, ob Du weiterlesen möchtest, denn ich muss die Dinge beim Namen nennen. Das Überraschende war mehr die Reaktion der Kollegen und Kolleginnen als der Inhalt des Films. Unabhängig von Alter und Geschlecht waren nahezu alle in den Bann geschlagen. Mich hat der Film hingegen wenig berührt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich bereits mehrfach mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzen musste und auch mit Todesangst. Doch zurück zum Film. Ein Problem, das auch die zunächst begeisterten Kollegen sahen, ist, dass die Handlung bei genauer Betrachtung unlogisch ist und in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Was übrig bleibt ist eine wunderbar gespielte Milieustudie aus Frankreich.

Nüchtern gesehen gibt es eine 19-jährige Französin, die aus dem Urlaub zurückkehrt und deren Eltern behaupten, ihr Zwillingsbruder habe das Haus verlassen, obwohl er in Wahrheit tot ist. Um den Umstand zu vertuschen, haben sie den Sohn nicht in Paris begraben lassen, sondern auf dem Friedhof eines kleinen Ortes. So weit, so gut. Weshalb jedoch kommt eine junge Frau nicht auf die Idee, bei Nachbarn, Verwandten oder Freunden des Bruders Erkundigungen einzuziehen? Und dass ein Jahr lang keiner Besucher bei dieser Familie auftaucht ist ebenfalls unglaubwürdig, denn die Familie lebt in Paris und nicht auf einem Einödhof. Diese Isolierung ist also ein Knackpunkt. Zudem frage ich mich, weshalb diese junge Frau nicht bei der Polizei oder beim Einwohnermeldeamt nachfragt oder in der Bibliothek in Tageszeitungen recherchiert? Es wird in Frankreich kaum möglich sein, einen Menschen beerdigen zu lassen, ohne dass eine Behörde darüber Auskunft geben kann. Somit wirkt das Verhalten der Hauptdarstellerin nicht nachvollziehbar und allein dem Funktionieren der Handlung geschuldet. Des Weiteren hätte ich gerne gewusst, welchem Beruf der Vater nachgeht und wie es ihm gelingt innerhalb von Stunden Urlaubsorte zu erreichen, die weit entfernt von Paris liegen? Weshalb er sein Leben derartig hasst, dass er die Chance nutzt es in den Dreck zu ziehen? Und warum wirkt die Mutter so, als wüsste sie vom Schwindel nichts, obwohl sie eingeweiht ist? Ist das absichtlich im Drehbuch so angelegt oder nur so irreführend gespielt?

Fazit
"Keine Sorge, mir geht's gut" hält keiner logischen Betrachtung stand. Was sehr enttäuschend sein kann. Der Film ist jedoch in den Momenten rundum gelungen, in denen es darum geht typisch französisches Leben abzubilden.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Je Vais Bien, Ne T'En Fais Pas
Land: Frankreich
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 96
Genre: Drama
Verleih: Prokino
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 22.03.2007
Heimkino: 08.11.2007

Regie: Philippe Lioret
Drehbuch: Philippe Lioret • Olivier Adam

Schauspieler: Mélanie Laurent (Elise "Lili" Tellier) • Kad Merad (Paul Tellier) • Isabelle Renauld (Isabelle Tellier) • Julien Boisselier (Thomas) • Aïssa Maïga (Léa) • Simon Buret (Loïcs Freund) • Christophe Rossignon (Lehrer) • Eric Herson-Macarel (Lehrer) • Thierry Lavat (Lehrer) • Emmanuel Courcol (Arzt) • Martine Chevallier (Krankenpfleger) • Marie-Flore Limal (Zimmer-Nachbarin)

Produktion: Christophe Rossignon
Szenenbild: Yves Brover
Kostümbild: Fanny Drouin
Maskenbild: Judith Gayo
Kamera: Sascha Wernik
Musik: Nicola Piovani
Schnitt: Judith Rivière Kawa • Andrea Sedlácková

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Bild: Prokino

1 customer review

befriedigend
22.03.07
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