Kitchen Stories

Kinoplakat Kitchen Stories

In einer absurden Komödie stellt Regisseur Bent Hamer die Unmöglichkeit der Nicht-Kommunikation dar. Er spinnt dabei den Gedanken einer Untersuchung der 50er-Jahre weiter: Das Forschungsinstitut für Heim und Haushalt hatte die Küchen-Nutzungs-Gewohnheiten der schwedischen Hausfrau grundlegend analysiert und modernisiert. Lief die Frau des Hauses davor jährlich eine Strecke, die der Entfernung Schweden - Kongo entsprach, lief sie nach der Optimierung nur noch die Strecke Schweden - Norditalien. Hier endet die Realität und es beginnt die Fiktion.

"Kitchen Stories" eröffnet mit einem Lehrfilm, der stilecht per Filmriss endet. Diese Einführung mutet ebenso absonderlich an wie der Konvoi, der später gen Norwegen vorrückt. Die Forscher gehen dabei ihre nächste Herausforderung an: die Revolutionierung der Junggesellen-Küche. In einer Feldstudie sollen die Nutzungs-Gewohnheiten von 8 Probanden beobachtet werden. Ausgewählt wurde ein grenznahes norwegisches Dorf. Eiförmige Autos, die eiförmige Wohnwagen ziehen, überqueren nun im Konvoi die Grenze. Noch einmal werden den Feldforschern die strengen Regeln erklärt: Nicht mit dem Klienten sprechen, ihm nicht helfen. In der Praxis sitzt der Beobachter auf einem monströsen Hochstuhl wie eine Spinne in der Küchenecke und beobachtet den Junggesellen. Im Fall von Folke und Isaak mündet das schnell in absurdes Theater.

Der Hausherr fühlt sich betrogen, weil ihm versprochen wurde, er bekäme für seine Teilnahme ein Pferd. Allerdings besteht der Lohn nicht in einem lebenden Pferd, sondern aus einem bemalten Holzpferdchen. Dafür piesackt Isaak nun seinen ungebetenen Gast. Obwohl er nur das Notwendigste mit seinem Nachbarn spricht, verstummen die Gespräche beim Auftauchen von Folke. Beim Verlassen der Küche dreht er das Licht aus, damit der Spion im Dunkeln sitzt. Oder er lässt den Wasserhahn tropfen. Weil der Plagegeist sich nicht vertreiben lässt, nutzt Isaak die Küche nicht mehr. Er kocht im Schlafzimmer und bohrt ein Loch in die Decke um den gelangweilten Beobachter zu beobachten.

Auf Dauer wird das Schweigen untragbar. So kommen sich die Männer näher, wenngleich das eigentlich verboten ist. In wortkargen Gesprächen entspinnt sich eine vorsichtige, warmherzige Freundschaft. Sehr zum Verdruss von Isaaks Nachbarn. In einer Eifersuchtsszene zieht der nachts den Wohnwagen des schlafenden Folke auf den Bahnübergang. Doch Isaak rettet den neuen Freund. Nachdem das Eis gebrochen ist, weiht Isaak Folke in ein intimes Geheimnis ein. Er kann aufgrund seiner vielen Silberfüllungen im Mund Radiosender empfangen. Etwas verrauscht, aber es funktioniert.

Der absurde Humor lässt sich schwer in Worte fassen. Er lebt vom Weglassen, sparsame Dialoge geben Raum für Situationskomik. Wenn ein Norweger und ein Schwede, die nur das Notwendigste miteinander sprechen, darüber philosophieren, was für komische Worte das Schwedische kennt, dann entlarvt der Film das Absurde durch Absurdität.
Es ist unglaublich, wie urkomisch muffelige Männer wirken können: Isaak sitzt am Küchentisch und isst Schokolade. Er bemerkt die Blicke von Folke, weshalb er nicht leise isst, sondern die Schokolade wie ein Pferd kaut. Der einsame Folke schläft nachts in seinem eiförmigen Wohnwagen und hört gerne Mambo-Schallplatten. Allein das ist ein Bild für die Götter.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: Salmer fra kjøkkenet
Land: Norwegen
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 95
Genre: Komödie
Verleih: Arsenal Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 05.02.2004
Heimkino: 27.10.2004

Regie: Bent Hamer
Drehbuch: Bent Hamer

Schauspieler: Joachim Calmeyer (Isaak) • Tomas Norström (Folke) • Bjørn Floberg (Grant) • Reine Brynolfsson (Malmberg) • Sverre Anker Ousdal (Dr. Benjaminsen) • Lennart Jahkel (Green) • Leif Andrée (Dr. Jjungberg) • Gard Eidswold (Bakkemann)

Produktion: Bent Hamer
Szenenbild: Billy Johansson
Kostümbild: Karen Fabritius Gram
Maskenbild: Eva Rygh
Kamera: Philip Øgaard
Musik: Hans Mathisen
Schnitt: Pål Gengenbach

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Bild: Arsenal Filmverleih

1 customer review

gut
05.02.04
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