Marianengraben

Kinoplakat Marianengraben

Trauer ist eine schwierige Emotion auch darum, weil Trauer etwas Persönliches ist. Manchen Menschen fällt es schwer, Trauer zuzulassen. Zudem kann Trauer entzweien oder verbinden. Paula trauert um ihren kleinen Bruder und kämpft gegen Schuldgefühle. Sie hofft auf die heilende Wirkung am Geburtstag des Verstorbenen dessen Unfallort aufzusuchen. 

Dabei kommt ihr der Zufall zu Hilfe. Sie trifft Helmut, der den Tod seiner Frau verkraften muss. Gemeinsam fahren Paula und Helmut in dessen Wohnmobil nach Italien. Während der Fahrt kommt es zu Streit, Aussöhnungen und einer vorsichtigen Annäherung.

Kritik

Wie bereits angesprochen ist Trauer ein herausforderndes Thema, dem sich der Kritiker mehrfach stellen musste. Er ist also nicht unerfahren in den Film gegangen. Aus seiner Sicht sagt das Drama zum Thema nicht viel aus. Es zeigt zwei Menschen, die zunächst eine Zweckgemeinschaft bilden. Wegen der räumlichen Enge des Wohnmobils kommen sie einander näher und stellen fest, dass sie beide den Schmerz der Trauer nicht verarbeitet haben. Viel mehr zeigen sie einander und damit dem Publikum nicht. Helmut ist ein alter Griesgram und Paula eine junge Frau ohne tiefergehende Zeichnung. Warum das Wenige ein verbindendes Element abgibt, lässt der Film offen. Es fehlt die Begründung dafür, dass Paula Helmut am Ende der Reise befreundet sind und sie ihn beim Sterben begleitet.

Die zwei Hauptrollen spielen glaubwürdig, wobei ihre Figuren aufgrund der gestelzten Dialoge verlieren. Die Szenarien sind konventionell: Paulas verstorbener Bruder erscheint ihr und steht als Ratgeber zur Seite. Die Szenen unter Wasser, die Paulas Albträume widerspiegeln, kommen zu häufig in Filmen vor. Zuletzt in "The Crow" (der als Pressevorführung eine Woche vor "Marianengraben" gezeigt wurde). Wendungen sind vorhersehbar: Wenn es zu kurzfristigen Trennungen kommt, dann ist die Wiedervereinigung absehbar. So ist es überflüssig, dass Paula in einen Bus steigt, um ihre Reise fortzusetzen. Und tatsächlich steigt sie aus, ehe der Bus abfährt, und setzt Helmut nach.

Zu Filmbeginn spricht Helmut von Kindern, die ihn verfolgen und er schnellstmöglich die Grenze überqueren muss. Mit der Querung der Grenze ist das Thema abgeschlossen. Nicht nur Handlungsstränge bleiben offen. Paula telefoniert mit ihrer Mutter. Womit auch diese Verknüpfung aufgezeigt und gleichzeitig beendet ist. Insgesamt scheint Paula kaum in ein soziales Netzwerk eingebunden zu sein. Auch die zeitliche Einordnung fällt schwer. Vor wie langer Zeit ist der Bruder ertrunken? Ist die Trauer noch frisch oder eine nicht heilende Wunde? Gefallen kann der leise Humor.

Fazit
Handwerklich macht das Drama nichts derartig falsch, dass es zur Abwertung führt. Allerdings bleibt "Marianengraben" belanglos in Handlung und Aussage. Wer solch ein schwieriges Thema wie Trauer angeht, sollte mehr dazu zu sagen haben als Sätze aus dem kleinen Einmaleins des Drehbuchschreibens. Anders ausgedrückt: Es gibt schönere Anlässe für ein Roadmovie.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: ItalienLuxemburgÖsterreich
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 88
Genre: DramaKomödieRoadmovie

Verleih: Alamode Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 07.11.2024

Regie: Eileen Byrne
Drehbuch: Eileen Byrne
Literaturvorlage: Jasmin Schreiber

Schauspieler: Luna Wedler (Paula) • Edgar Selge (Helmut) • Nicolas Lech (Manu) • Markus Stolberg (Mann) • Dominik Raneburger (Polizist) • Celina Terán Gómez (Polizistin)

Produktion: Bernard Michaux
Szenenbild: Martin Reiter
Kostümbild: Ildiko Okolicsanyi
Maskenbild: Fredo Roeser
Kamera: Petra Korner
Ton: Ken Rischard
Musik: Claire Parsons
Schnitt: Barbara Seidler

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Bild: Alamode Film

1 customer review

Befriedigend
15.09.24
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